Der Name Credit Suisse liess dieses Jahr manche Aktienanleger mehr als einmal erschaudern. Der Wert des Grossbanken-Titels hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahren halbiert, die Quartalszahlen fallen stets durchwachsen aus, und nach wie vor wird am Markt viel spekuliert, ob es das zweitgrösste Schweizer Geldhaus wieder in ruhigere Fahrwasser schafft.

Urs Beck, der im März 2014 bei EFG Asset Management seinen eigenen Fonds auflegte, schreckt diese Flut schlechter Nachrichten über die CS nicht ab. Im laufenden Jahr hat er in seinem Fonds "New Capital Swiss Select Equity", der stets zwischen 35 und 45 Schweizer Aktien enthält, den Anteil an CS-Aktien aufgestockt.

Wie er im cash-Börsen-Talk allerdings zu bedenken gibt, bedeutet dies keine "Liebeserklärung" an die Grossbank. Viel eher habe er CS dazugekauft, weil die Aktie klar unterbewertet sei: "Die Credit Suisse hat einen Buchwert von 20 Franken, der seit der Finanzkrise stabil geblieben ist. Heute bekomme ich die Aktie für 14 Franken." Dies mache die CS zum klassischen Value-Investment.

"Die CS-Aktie hat noch ziemlich Spielraum nach oben", sagt Beck. Helfen dürfte der Aktie auch der Börsengang der Schweizer Bank, der für nächstes Jahr geplant ist. Indem er die CS Schweiz als eigene börsenkotierte Einheit führen will, will der seit Mitte 2015 amtierende Konzernchef Tidjane Thiam der Bankengruppe neuen Schwung verleihen. Am Markt macht sich die Erwartung breit, dass die profitable und wettbewerbsfähige Schweizer Bank der CS und die Entflechtung der Konzerstrukturen sich gesamthaft positiv auf die CS-Konzernaktie auswirken werde.

«Bewertungen sind entscheidend»

Die Pläne des künftigen US-Präsidenten Donald Trump dürften den Bank-Titeln generell helfen, sagt Beck. Mehr Infrastrukturausgaben und eine höhere Inflation liessen die Zinsen steigen, was dem Bankgeschäft grundsätzlich zuträglich sei. Wenn die CS-Aktie aber zu an Wert gewinnt, steigt der Fondsmanager bei der Grossbank wieder aus. Denn Beck sagt klar: "Die Bewertung ist entscheidend, denn ich kaufe keine Firmen, sondern Aktien."

Bei einem Stand von 20 Franken würde die CS-Aktie ihre derzeitige Attraktivität deutlich verlieren. Von der Aktie der CS-Rivalin UBS hat sich der Beck bereits wieder verabschiedet, nachdem sie in Folge der US-Präsidentenwahl am 8. November einen weiteren Sprung nach oben gemacht hatte und über 16 Franken stieg: "Da haben wir im Gegensatz zur CS nicht mehr besonders viel Upside", lautet das Urteil des Anlageprofis.

Auch mit der Swatch Group, die Beck ebenfalls unter den zehn grössten Positionen in seinem Fonds führt, schwimmt der Fondsmanager gegen den Strom. Das Papier des Bieler Uhren- und Schmuckkonzerns war vor einem Jahr 17 Prozent mehr wert. Sinkende Verkäufe in Asien und die Konkurrenz der Smart Watch setzen dem Konzern zu.

Swatch verfolge aber eine sinnvolle Strategie mit klar in unterschiedlichen Preissegmenten positionierten Marken, sagt Beck: "Jetzt, wo die Verkäufe in Hong Kong am Boden sind, sichert sich Swatch dort neue Retailflächen zu günsteren Konditionen, und das ist der richtige Weg." Swatch sei aber auch klar günstig bewertet, ganz im Gegensatz zum Branchennachbarn Richemont, in den Beck aufgrund seiner strengen Betrachtung der Bewertungen derzeit nicht investiert ist.

Für eine Jahresend-Rally ist es zu spät

Aufgrund der schwachen Entwicklung bei den Schwergewichten Roche, Nestlé und Novartis erwartet Beck im SMI keine Jahresend-Rally mehr. Für Roche und Nestlé dürfte 2017 zwar ein besseres Jahr werden als 2016, aber rasche Kursanstiege erwartet Beck nicht. Ein Weihnachtsgeschenk an sich selber könnten Anleger hingegen mit kleineren Werten machen.

"Seit mehreren Jahren macht mir Temenos am meisten Freude - und wird weiter Freude machen", sagt Beck. Die Banken würden stärker auf die Software des Genfer Unternehmens setzen und einsehen, dass sie die Technologien nicht selber entwickeln könnten - ein struktureller Trend also. "Zu den billigsten Aktien in meinem Portefeuille gehören auch Autoneum und Implenia, obwohl sie dieses Jahr bisher 30 Prozent Kursgewinn gebracht haben." Mit diesen drei Positionen erreiche er je 1,5 Prozent Rendite, sagt Beck.

Wenn die Bewertungen aber zu stark steigen, verkauft er konsequent: "Ich musste mich von einigen Titeln verabschieden, die ich eigentlich fantastisch finde." Dazu gehören Aktien, die vom Small- und Mid-Cap-Boom in diesem Jahr besonders profitiert haben. Zur Gänze verkauft hat der Fondsmanager die Positionen bei Komax, Interroll oder Orior, aber auch Logitech. An deren Geschäftsmodell und deren Produkten zweifelt Beck aber mitnichten: "Diese Aktien bleiben aber auf dem Radar, und wenn sie günstiger werden, steige ich dort wieder ein."

Im cash-Börsen-Talk äussert sich Urs Beck auch dazu, wie sich das Verhältnis von Blue Chips zu Nebenwerten in seinem Fonds verändert hat. Zudem berichtet er, weswegen er mit der Aktie von Santhera keine glückliche Hand hatte und er diese Biotech-Aktie inzwischen wieder losgeworden ist.