Der Kurs von Bitcoin hat sich in den vergangenen drei Monaten erstaunlich stabil entwickelt. Anfang Juli kostete der Bitcoin 10'463 Dollar, im Moment sind es 9725 Dollar. Die Ausschläge dazwischen sind moderat gewesen, es zeigte sich in den vergangenen drei Monaten ein Kursrückgang von 12 Prozent. Das ist für eine Kryptowährung in einem Zeitraum dieser Grösse wenig.

Erstaunlich ist dies insofern, als dass die wichtigste und am stärksten marktkapitalisierte Kryptowährung der Welt an sich für einen sehr volatilen Verlauf bekannt ist. Denn Kryptoinvestoren erinnern sich noch gut an ganz andere Bewegungen.

Anfang Jahr stand die Kryptowährung noch bei 3800 Dollar. Im Lauf von 2017 war der Kurs fast kontinuierlich von 1000 auf 20'000 Dollar hochgefahren, was den (teilweisen) Ruhm von Bitcoin massgeblich begründete. Dass der Kurs dann steil abstürzte trug dagegen zum ebenfalls weit verbreiteten Misstrauen gegenüber der Internetdevise bei.

Der Kurs Bitcoin-Dollar in den vergangenen zwölf Monaten (Grafik: cash.ch).

Eine "Stabilitätsphase" kannte Bitcoin allerdings auch schon im vergangenen Frühling. Von Mitte Januar bis Anfang April verlief der Kurs stetig um 4000 Dollar, und stieg dann deutlich an. Ein wesentlicher Grund für die neue Attraktivität der Kryptowährung war damals Libra: Die geplante Facebook-Kryptowährung hat das Geschehen stark beeinflusst.

Auf auf die Unterstützung durch den Libra-Hype dürften sich die die Märkte weiter nicht verlassen. In den letzten Wochen hat es eine Reihe von schlechten Nachrichten zu Libra gegeben. Ausserdem zeigt sich, dass das Projekt wohl eher langfristig angelegt ist und Libra nicht rasch etabliert werden könnte.

«Libra und politische Lage stützten Bitcoin»

Auch der Einfluss von Politik und Notenbanken auf den Bitcoinkurs verspricht keine Stabilität. "Der Schub, den Bitcoin im Frühsommer erhalten hat, war vor allem der Ankündigung von Libra und politischen Unwägbarkeiten geschuldet", sagt Sören Hettler, Analyst bei der DZ Bank in Frankfurt. "Die expansivere Geldpolitik bei traditionellen Währungen, darunter durch prominente Zentralbanken wie die Fed und die EZB, hätten grundsätzlich das Potenzial gehabt, Bitcoin sogar weiter zu stützen", sagt Hettler.

Aber eine Fortsetzung des zuletzt vergleichsweise stabilen Verlaufs sei alles andere als garantiert. So seien Handelsstreit und der Brexit sind nach wie vor ungelöst: "Es kann jederzeit zu neuen positiven oder negativen News kommen", sagt Hettler.

Bitcoin-Markt immer noch wenig liquide

Umstritten ist bei Marktteilnehmern die Frage, ob die stetig wachsende Zahl an Produkten wie Derivaten auf Bitcoin eine stabilisierende Wirkung hat. Immer mehr etablierte Banken und Vermögensverwalter bieten Bitcoin an, ausserdem wird die Produktlandschaft um Bitcoin-Investments professionalisierter.

Der regulierte Teil der Bitcoin-Investments zieht immer mehr institutionelles Geld an, was in der Tat stabilisierend auf die Kryptowährung wirkt. Daneben existiert aber weiterhin ein unregulierter Markt für Kryptoprodukte, der für Unruhe im Kurs sorgen kann. Insgesamt ist der Bitcoin-Markt immer noch nicht ausreichend liquide, als dass eine stabilisiernde Wirkung durch Produkte auf Bitcoin abgeleitet werden kann. 

Charttechniker sehen neue Kursschwankungen

Die Kurse der nach Bitcoin nächstgrössten Kryptowährungen sind seit Juli zum Dollar weniger stabil verlaufen. Ethereum ist innerhalb der vergangenen drei Monate um 37 Prozent gefallen, während bei Ripple das Minus 43 Prozent beträgt. Bei Bitcoin Cash wiederum ist es zu einem Kursrückgang um 40 Prozent bekommen.

Während ein "cross reading" von den anderen grossen Kryptowährung allerdings wenig Aufschluss auf den künftigen Verlauf von Bitcoin geben kann, deutet die Analyse der Charts auf ein Ende der dreimonatigen Stabilitätsphase von Bitcoin hin. Die Chartanalyse zeige, dass ein neuer Ausbruch kurz bevorstehe, sagt Patrick Heusser, Senior Trader bei Crypto Broker.

Das charttechnische Dreieck (schwarze Linien) um den Bitcoinkurs (rote und graue Candle Sticks) lässt noch keine klaren Aussagen über einen künftigen Auf- oder Abwärtstrend zu (Grafik: Crypto Broker AG). 

Charttechniker sehen ein grosses, absteigendes Dreieck. Die obere Seite des Dreiecks bewegt sich auf 10'500 Dollar zu, was Käufe auslösen könnte. Das Muster müsste sich allerdings noch etwas weiter entwickeln, dass charttechnisch mehr Schlüsse gezogen werden könnten: "In welche Richtung der nächste Ausbruch von Bitcoin gehen wird, kann man allerdings noch nicht sagen", sagt Marktteilnehmer Heusser.

Fällt der Bitcoin-Kurs demnächst unter 9000 Dollar, dürften Verkäufe im grösseren Stil folgen. Unterstützung würden laut den Händlern von Cryto Broker erst wieder Kurse bei 8400, 7500 oder 6500 Dollar bieten. Wie man es also dreht oder wendet, verschiedene Faktoren zeigen es: Mit der Stabilität des Bitcoinkurses dürfte es bald vorbei sein.