Das Universum für ESG-Anlagen unterzieht sich einem radikalen Wandel, seit Donald Trump klargemacht, dies nicht weiter unterstützen zu wollen. Trotzdem sollten Investierende diese Anlagekategorie weiter im Blick behalten.
Im Jahr 2024 beliefen sich die wirtschaftlichen Kosten extremer Naturkatastrophen auf über 400 Milliarden Dollar, schrieb die Privatbank Pictet jüngst in einer Studie. Im selben Jahr übertraf in der EU erstmals die Stromerzeugung aus Solarenergie die aus Kohle, während 90 Prozent der anstehenden Energieprojekte in den USA entweder erneuerbare Energien oder Speicherlösungen sind.
Ein Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels ist aus der Risikoperspektive für ein Portfolio wichtig, weil dieses Risiko nur begrenzt abgesichert oder weg diversifiziert werden kann. Entsprechend sollten Anlegerinnen und Anleger die Klimachancen durch Investitionen in die Energiewende und Klimaresilienz nicht weiter übersehen, erläutert Pictet weiter.
Renditevorteil mit weniger Risiken
ESG steht dabei kurz für Environmental, Social, Governance. In der Finanzwelt sind das nachhaltige Anlageformen, die neben finanziellen Kriterien auch Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsaspekte berücksichtigen. Ziel ist es, sowohl finanzielle Erträge zu erzielen als auch damit positive Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft zu haben.
Diese ESG-Richtlinien sind für viele Anlegerinnen und Anleger zuweilen schwierig zu interpretieren und die Portfoliogewichtungen eines ESG-Aktienanlagefonds, Exchange Traded Funds - kurz ETF - mit ESG-Label oder Nachhaltigkeitsfonds begrenzt nachvollziehbar. Ebenso ist der Performancevergleich zu traditionellen Nicht-ESG-Indizes wie dem Swiss Performance Index (SPI), EuroStoxx 50 Index oder dem S&P 500 Index eine Herausforderung.
Zu verstecken brauchen sich ESG-ETFs indessen nicht. So haben zum Beispiel der «UBS ETF SPI ESG» und der «UBS ETF Euro Stoxx 50 ESG» den klassischen SPI und Euro Stoxx 50 Index im Performancevergleich in den letzten fünf Jahre gemäss Bloomberg-Daten bis Ende Juni übertroffen. Der «UBS Euro Stoxx 50 ESG ETF» erzielte in der Periode einen Gesamtertrag - Kursgewinne inklusive Dividendenerträge - von 16,8 Prozent, während der klassische «UBS ETF Euro Stoxx 50 Index» 15,4 Prozent hinzugewann. Das ergibt einen Renditevorteil für den ESG-ETF von 1,4 Prozent.
Die jeweiligen ESG-Indizes weichen von den Standard-Indizes ab, da diese Unternehmen nach ESG-Kriterien bewertet und gefiltert werden. Das führt zu Ausschlüssen respektive Umgewichtungen. ESG-Indizes können deshalb im Vergleich zu den Standard-Indizes je nach Marktphase - wie zum Beispiel nach Höhe des Erdölpreises - eine bessere oder eine schlechtere Performance vorweisen, erklärt Raimund Müller, Leiter ETF & Index Fund Sales Schweiz & Liechtenstein bei UBS Asset Management, auf Anfrage von cash.ch. «Diese Anlagen sind weniger exponiert gegenüber regulatorischen Risiken wie zum Beispiel CO₂-Steuern und Reputationsrisiken.»
Ein Vergleich der Positionen des «UBS ETF Euro Stoxx 50» und dem «UBS Euro Stoxx 50 ESG ETF» zeigt vor allem bei den Energiewerten Unterschiede. Der klassische «UBS ETF Euro Stoxx 50 Index» hält Aktien von Total Energies, Eni und Air Liquide, während die ESG-Variante in Siemens Energy, Gaztransport und Air Liquide investiert ist. In der ESG-Variante ist zudem Ferrari «logischerweise» nicht vertreten, dafür das Technologieunternehmen Amadeus sowie die Industriefirmen Legrand und Aena.
AXA Investment Managers bietet verschiedene ESG-ETFs als auch ESG-Indizes für institutionelle Anleger an. Das ESG-Portfolio auf japanische Aktien hat den Standard-Index in den letzten 18 Monaten noch stärker hinter sich gelassen als die europäischen Pendants. Der Gesamtertrag - sprich Kursgewinne und Dividenden - steht per Mitte Ende Juni bei 33,4 Prozent, während der Standardindex nur um 29,1 Prozent vorrückte.
Auf der anderen Seite hinkt ein europäischer ESG-Index von AXA IM dem Benchmark-Index über die letzten fünf Jahre hinterher. Hauptgrund war der Ausbruch des Ukraine-Kriegs 2022, der vielen europäischen Unternehmen mit ESG-Fokus deutlich zugesetzt hatte. Bei ESG-Anlagen gilt im Speziellen, die Breite des Aktienuniversums zu berücksichtigen, erklärt AXA IM gegenüber cash.ch.
Aktienallokationen beachten
Neben indexnahen ETFs haben Investierende auch die Möglichkeit, in Nachhaltigkeitsfonds zu investieren. Die Berner Kantonalbank hat sechs verschiedene Nachhaltigkeitsfonds, die mit unterschiedlichen Aktien- und Obligationenanteilen aufwarten. Je risikoarverser ein Investor eingestellt ist, desto höher sollte der Obligationen- gegenüber dem Aktienanteil sein respektive umgekehrt. Der «BEKB Strategiefonds Nachhaltig Schweiz 40» zum Beispiel investiert zu je 40 Prozent in Schweizer Aktien und Obligationen, die restlichen 20 Prozent machen Alternative Anlagen, Immobilien und liquide Mittel aus.
Beim «BEKB Strategiefonds Nachhaltig 90» steht 90 für die Quote von hiesigen und internationalen Aktien - diese entspricht 90 Prozent des Fondsvermögens. Die grössten zwei Positionen mit einem Anteil von etwas mehr als fünf Prozent sind Novartis und Roche, gefolgt von Apple mit einem Anteil von 2,6 Prozent. Je nach Anbieter und Strategie sollten Anlegerinnen und Anleger das Portfolio auf Doppelspurigkeiten überprüfen - zum Beispiel Roche als Einzelaktie im Depot und über Fonds oder ETFs indirekt. So können Klumpenrisiken vermieden werden.
Fazit: Anlegerinnen und Anleger sind gut beraten, sich mit der Bank zusammenzusetzen, damit das richtige Fonds- oder ETF-Packet mit Fokus Nachhaltigkeit geschnürt werden kann, um mit nachhaltig investiertem Geld eine vernünftige Rendite zu erzielen. Das braucht Zeit und Geduld, aber der Aufwand lohnt sich.