Die Börse feiert Tornos: Der Aktienkurs der Westschweizer Industriegruppe hat sich innerhalb eines Jahres verdreifacht. Anfang 2017 stand der Kurs bei 3,10 Franken, jetzt bewegt sich der Kurs bei 10,75 Franken.

Mit einem Kursplus von 75 Prozent seit Jahresbeginn ist Tornos im Moment gar die am besten performende Aktie im gesamten Schweizer Markt. Einem Markt notabene, der in den vergangenen Wochen deutlich unter Druck gekommen ist, wie der Kursrückgang des SPI von 4,3 Prozent seit 1. Januar deutlich macht. Der Marktrückgang Ende Januar und Anfang Februar konnte der Aktienkursentwicklung von Tornos nur temporär etwas anhaben:

Der Kurs der Tornos-Aktie in den vergangenen 12 Monaten (Grafik: cash.ch).

Der Tornos-Kursanstieg wird seit Mitte 2017 befeuert von positiven Nachrichten: Für das erste Halbjahr 2017 hatte Tornos nach langem wieder schwarze Zahlen gemeldet. Anfang dieses Jahres legte Tornos Umsatzzahlen vor, die um 31 Prozent über dem Vorjahr lagen. Der Auftragseingang steigerte sich um die Hälfte. Alles in allem fielen die Zahlen besser aus, als es der Markt erwartet hatte. Mit den Zahlen für 2017, die vollständig am 12. März präsentiert werden, dürfte sich dann zeigen, dass Tornos deutlich in die Gewinnzone zurückkehrt ist.

Hersteller von Präzisionsmaschinen

Tornos ist ein traditionsreiches Unternehmen und stellt Drehmaschinen her, die zur industriellen Kategorie der Werkzeugmaschinen gehören: Auf einer Anlage aus dem Haus Tornos werden Metallkomponenten "gedreht". Das heisst, ein in der Maschine rotierendes Metallstück wird mithilfe von Meisseln in der Form verändert, um später einen bestimmten Zweck zu erfüllen.

Tornos verkauft diese Maschinen, die hochpräzise arbeiten, an Autohersteller, die Luxusgüterindustrie, die Elektronikbranche und auch an Medizialtechniker. Mithilfe von Tornos-Maschinen gefertigte Teile gibt es beispielsweise im Motor, den Bremsen oder dem Antriebsstrang eines Autos, in einer mechanischen Uhr, einer Drohne oder einem Zahnarztbohrer. Tornos war und ist in der Drehmaschinen-Technologie führend. Die Anlagen bieten eine hervorragende Qualität. Dennoch ging es dem Unternehmen lange nicht gut.

Es gab Zeiten, da war die Tornos-Akte 100 Franken wert. Das war 2001. Auch von Kursständen bei 25 Franken wie 2007 ist Tornos heute noch weit entfernt. Allerdings liegt zwischen jenen Zeiten und heute eine schwere Krise, die das Unternehmen mit Sitz in Moutier, aktuell noch Teil des Berner Jura, durchlebt hat.

Tiefgreifender Wandel

Nach der Finanzkrise 2008 schrieb Tornos mehrheitlich rote Zahlen. Für das Unternehmen, das heute 630 Mitarbeiter hat, ist zum einen die mangelnde Grösse ein Problem. Das Geschäft ist äussert zyklisch. Dazu kommt: Bis 2011 hatte Tornos keine Werke im Ausland. Der wichtige Markt der Schwellenländer, insbesondere Asien, war lange zu wenig abgedeckt. Der Frankenschock vom Januar 2015 setzte Tornos deswegen nochmals stark zu.

Die Tornos-Aktie war lange Zeit eine Angelegenheit für Contrarians, die darauf warteten, dass ein an sich gutes Unternehmen mit sehr guten Produkten langsam aus der operativen Krise kommt. In den vergangenen Jahren hat sich Tornos dann auch gewandelt. Im vergangenen Oktober sagte CEO Michael Hauser in einem Zeitungsinterview, dass inzwischen die Hälfte der der Produktion im Ausland stattfinde. Ausser in der Schweiz produziert Tornos in China und Taiwan, vertreten ist das Unternehmen in rund 60 Ländern.

Auch das Aktionariat hat sich verändert: 2014 stieg der Grossinvestor Walter Fust bei Tornos ein und kaufte 45 Prozent der Aktien. Fust hat sich auch mit Kritik am Management nicht zurückgehalten. Allerdings gibt es dafür derzeit nicht mehr allzuviele Gründe. Auffallend ist, dass bei Tornos über die Jahre die Kosten gesenkt wurden. Mittlerweile profitiert das international deutlich besser abgestützte Unternehmen von der Erholung der Weltwirtschaft. "Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht", sagt Analyst Pascal Furger von der Bank Vontobel.

Nachhaltigkeit des Kursverlaufs fraglich

Am Markt hat sich in letzter Zeit durchaus eine gewisse Begeisterung für Tornos breitgemacht. Die Marktanalysten von Research Partners etwa empfehlen die Aktie seit einigen Tagen zum Kauf. Auch der Fondsmanager Urs Beck hält in seinem "New Capital Swiss Select" an Tornos fest.

Die Bank Vontobel und die Zürcher Kantonalbank hingegen bleiben beim "Hold" beziehungsweise "Marktgewichten", was das Aktien-Rating betrifft. Pascal Furger von Vontobel hält es für fraglich, ob die Entwicklung des Aktienkurses nachhaltig sei. Das Wachstum des Unternehmens indessen werde sich aufgrund der Vergleichsbasis 2018 verlangsamen. Generell sei die Visibilität bei Tornos aber schwierig.

Das Unternehmen selber gibt keine Prognose für 2018 ab, rechnet aber mit einem Abschluss in schwarzen Zahlen. Für Anleger wichtig ist die Tatsache, dass sich Tornos operativ gefangen hat und sich am Weltmarkt gut schlägt. Beim aktuell hohen Kurs sollte der Titel noch etwas beobachtet werden, bevor zugekauft wird. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21 (2018) ist zumindest etwas erhöht. Sollte der Tornos-Kurs etwas korrigieren, wäre der Titel aber interessant für einen Zukauf.