Nicht einmal ein handfester Skandal kann dieser Aktie etwas anhaben: Ein Filialleiter der Berner Kantonalbank (BEKB) verzockte zwischen 2012 und 2015 Kundengelder im Casino, wie kürzlich publik wurde. Und was macht die BEKB-Aktie? Sie steigt munter weiter. Mittlerweile steht sie bei 241 Franken, 24 Prozent höher als zu Jahresbeginn, 33 Prozent höher als vor 52 Wochen. Der letzte Kursschub begann im zurückliegenden Dezember und seither geht es mit der BEKB-Aktie wie an der Schnur gezogen nach oben.

Dahinter steckt einerseits die starke Erholung nach dem Absturz in den Herbstmonaten, die den gesamten Aktienmarkt erfasste. Andererseits überraschten die Berner Ende Januar mit einem kräftigen Anstieg der Dividende: von 6,60 auf 8 Franken pro Aktie. Dabei wurde auch die zukünftige Ausschüttungspolitik angepasst. Die Ausschüttungsquote soll von 40 bis 45 Prozent auf mindestens 50 bis maximal 70 Prozent steigen.

Derzeit ergibt das eine Dividendenrendite von 3,3 Prozent, was im Durchschnitt der Schweizer Retail-Banken liegt. Die Dividenden dürften jedoch weiterwachsen, wie Martin Grossmann, Leiter des BEKB-Generalsekretariats auf Anfrage schreibt: "Konstant höhere Ausschüttungen sind auch in den kommenden Jahren unser Ziel". Möglich ist das, weil die BEKB in den letzten Jahren eine hohe Kapitaldecke aufgebaut hat. Die Basel-III-Gesamtkapitalquote liegt laut eigenen Angaben derzeit bei 18,6 Prozent. Solange sie höher als 16 Prozent ist, will die BEKB an der oben beschriebenen Ausschüttungspolitik festhalten.

Die BEKB-Aktie in den letzten fünf Jahren (Quelle: cash.ch)

Ein Anstieg der Dividendenrendite auf über 4 Prozent ist somit realistisch, was auch für professionelle Investoren ein wichtiges Argument ist. Das Dividendenwachstum übersteigt momentan jedoch die Gewinnentwicklung: Der Geschäftserfolg ging zuletzt zurück, der Gewinn wuchs lediglich um 2,5 Prozent. Wie bei anderen Banken auch ist der Druck auf die Zinsmargen unverändert hoch.

Tiefere Kosten im Blick

Entscheidender ist gemäss Marktbeobachtern aber ohnehin die Kostenentwicklung. Und hier hat die BEKB offenbar die richtigen Weichen gestellt. Einsparungen sollen von einer neuen Bankensoftware kommen, die von einem IT-Partner entwickelt wird. Nach Bekanntgabe dieses Schrittes im letzten Juli zog der Aktienkurs ebenfalls spürbar an (grüner Pfeil auf dem Chart).

Zudem werden die Kosten zur Absicherung von Zinsänderungsrisiken abnehmen, weil diese nicht mehr über sogenannte Swaps vorgenommen wird. Stattdessen kommen langfristige Obligationen zum Einsatz. Unter dem Strich ergibt das einen positiven Effekt für das Gesamtresultat, auch wenn die Erträge stagnieren sollten. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die BEKB ein Ergebnis im Rahmen von 2018.

Die BEKB lässt punkto Kursentwicklung in den letzten 52 Wochen nicht nur etliche Schweizer Aktien hinter sich. Sie ist in diesem Zeitraum auch die erfolgreichste Bankaktie. Im laufenden Jahr ist nur die Aktie der Schweizerischen Nationalbank (SNB) noch besser unterwegs (+42 Prozent), während der Bankenindex der Schweizer Börse 7 Prozent im Plus steht (siehe Tabelle am Artikelende).

Baldige Gewinnmitnahmen?

Die BEKB hat im Unterschied zu anderen Kantonalbanken keine explizite Staatsgarantie, der Kanton ist aber mit 51,5 Prozent Mehrheitsaktionär. Aufgrund ihrer grossen Bedeutung für den Wirtschaftsraum Bern ist die Unterstützungswahrscheinlichkeit durch den Kanton Bern dennoch sehr hoch. Mit rund 55'000 Aktionären ist die BEKB überdies eine der grössten Schweizer Publikumsgesellschaften. Interessierte Anleger sollten sich allerdings auch der Schwankungsanfälligkeit der Aktie bewusst sein, gerade in den aktuell luftigen Höhen.

Daneben ist der Dividendentermin wichtig. Am 16. Mai wird der Titel ex Dividende gehandelt. Gut denkbar, dass nach der höheren Auszahlung einige Aktionäre ihre BEKB-Papiere wieder verkaufen und der Titel zusätzlich zum Dividenden-Knick unter Druck kommt.

Die zehn besten Schweizer Bankaktien

TitelPerformance 2019Perf. 52 Wochen
SNB+40,2+0,3
BEKB+23,7+33,4
Julius Bär+22,8-29,2
Cembra+20,5+8,9
EFG+12,9-15,8
Credit Suisse+11,7-28,2
BC Vaudoise+9,5+3,1
KB Basel+9,2+1,0
Zuger KB+8,8+9,5
Vontobel+8,5-9,6

Quelle: cash.ch (Stand 20.03.19, Angaben in Prozent)