Wenn Banken ihre Prognosen für das kommende Jahr vorlegen, ist das für gewöhnlich eine ziemlich trockene Angelegenheit. Kommt hinzu, dass sich die Aus- und Vorhersagen ähneln. Kaum eine Bank, die sich zu sehr aus dem Fenster lehnt.

Nicht so die Saxo Bank. Seit nunmehr zwei Jahrzehnten wartet sie jeweils in den ersten Dezember-Tagen mit zehn ungewöhnlichen Prognosen (auf englisch: Outrageous Predictions) für das kommende Jahr auf. Die dänische Online-Bank selbst will den ungewöhnlichen Blick in die Kristallkugel übrigens bloss als Gedankenspielerei verstanden wissen. Dennoch bewahrheitete sich in den letzten Jahren immer mal wieder die eine oder andere Vorhersage.

Nun hat das Warten endlich ein Ende und die zehn Prognosen für das Jahr 2020 liegen vor. Und diese haben es in sich. Nachstehend die vier interessantesten Vorhersagen:

Plötzliche Stagflation setzt ein

Gut zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise sind die Notenbanken langsam aber sicher am Ende ihres Lateins. Sollte die Wirtschaft nun in eine weitere Rezession stürzen, sieht sie die Saxo Bank zur letzten und äussersten Massnahme greifen: Dem sogenannten Helikopter-Geld.

Doch das Drucken und Verteilen von Geld zur Ankurbelung des Konsums ist ein Spiel mit dem Feuer. Die Saxo Bank befürchtet, dass der erhoffte Schub für die Wirtschaft ausbleibt und stattdessen die Teuerung ausser Kontrolle gerät. Im Fachjargon nennt man dieses Phänomen auch "Stagflation".

Das wiederum würde den Wachstumsaktien wie etwa jenen von Facebook, Alphabet oder Netflix zusetzen und ihren Höhenflug gegenüber den sträflich vernachlässigten Substanzaktien abrupt beenden. Das zumindest die Meinung der dänischen Online-Bank.

Trump führt «America-First-Abgabe» ein

In den letzten Tagen haben sich die Hoffnungen auf eine rasche Einigung zwischen den USA und China auf ein erstes Teilabkommen im Handelsstreit zerstreut. Auch gegenüber einigen europäischen Ländern baut US-Präsident Donald Trump wieder eine Drohkulisse auf. Vor allem die von Frankreich geplante Digitalsteuer - sie würde US-Grosskonzerne wie Google oder Facebook treffen - ist dem Republikaner ein Dorn im Auge.

Eine Alternative für Strafzölle sieht die Saxo Bank in einer generellen Abgabe auf sämtlichen Importen in die USA, um das Handelsbilanzdefizit zu verringern. Gleichzeitig warnt die Online-Bank jedoch vor Nebenwirkungen wie stark steigenden Konsumentenpreisen und einem Kursrückschlag bei Anleihen.

Ungarn verlässt die EU

Wie die Saxo Bank schreibt, war der Beitritt Ungarns in die Europäische Union (EU) zumindest wirtschaftlich betrachtet ein riesen Erfolg für das osteuropäische Land. Dennoch habe sich das Verhältnis zwischen Ungarn und den übrigen europäischen Ländern unter Premierminister Viktor Orbán abgekühlt und den Gefrierpunkt erreicht.

Die Online-Bank schliesst nicht aus, dass Ungarn es Grossbritannien gleich macht und aus der EU austritt. In diesem Fall sieht sie den ungarischen Forint gegenüber dem Euro kräftig an Wert verlieren. Gleichzeitig könnte ein solcher Vorstoss dem Euro gegenüber anderen wichtigen Währungen zusetzen und die EU ins Chaos stürzen.

EZB verabschiedet sich von der Negativzinspolitik

Erst vor wenigen Tagen meldete sich die neue Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), die frühere IWF-Chefin Christine Lagarde, erstmals seit ihrem Amtsantritt öffentlich zu Wort. Noch lässt sich allerdings nur schwer sagen, welche Richtung die europäische Geldpolitik in Zukunft einschlägt. Während die meisten Banken von einer Fortsetzung des unter ihrem Vorgänger Mario Draghi eingeschlagenen Kurses ausgehen, ist man sich dessen bei der Saxo Bank alles andere als sicher.

Ihres Erachtens entfalten die negativen Einlagezinsen nicht den erhofften wirtschaftlichen Nutzen. Gleichzeitig ächzen die auch sonst schon angeschlagenen europäischen Banken unter der Last dieser geldpolitischen Massnahme.

Die Saxo Bank schliesst deshalb nicht aus, dass die EZB anlässlich des Zinsentscheid vom 23. Januar nächsten Jahres die Abkehr von negativen Einlagezinsen einleitet. Die Gewinner eines solchen Schritts wären der Online-Bank zufolge die europäischen Bankaktien mit einem Kurspotenzial von rund 30 Prozent.