Am letzten Donnerstag war es wieder so weit. An der Zürcher Bahnhofstrasse wurde die Weihnachtsbeleuchtung "Lucy" eingeschaltet. Für viele Leute beginnt damit die Weihnachtszeit und mit ihr die umsatzstärkste Phase des Jahres für den Detailhandel. Zudem fiel am Wochenende in weiten Teilen der Schweiz der erste Schnee. Kurzum: Der Winter, mit allem, was dazu gehört, ist angekommen.

Die kalte Jahreszeit ist auch den Aktienmärkten ein spezieller Abschnitt. Historische Daten vom US-Index S&P 500 zeigen, dass die Börsenmonate  November, Dezember und Januar jeweils zu den besten des Jahres gehören. Auch an der Schweizer Börse ist dieses Phänomen immer wieder beobachtbar. In den letzten zehn Jahren legte der Swiss Performance Index (SPI) insgesamt siebenmal einen starken Winter hin.

Die Zeichen für eine Wiederholung in diesem Jahr sind intakt, nachdem die Schweizer Börse im Oktober Schwung holte und der Swiss Market Index (SMI) jüngst sogar die Marke von 9000 überspringe konnte. In diesem Umfeld gibt es einige Schweizer Firmen, die von der kalten Jahreszeit im Allgemeinen und von der Weihnachtszeit im Speziellen profitieren dürften. Eine Auswahl an Aktien, die dementsprechendes Glitzer-Potenzial aufweisen.

Logitech: Der Markt für Smartphone- und Tablet-Accessoires boomt weiterhin, elektronische Geräte landen regelmässig auf den Wunschzetteln. Davon profitiert zwischenzeitlich auch die Logitech-Aktie, auch wenn sie in den letzten zwei Jahren zwischen 10,50 und 15,50 Franken pendelte. Doch in diesem Jahr ist das Unternehmen gut unterwegs und wird von einigen Experten als unterbewertet bezeichnet. Der bevorstehende Turnaround in Kombination mit der ordentlichen Dividende (Rendite 3,8 Prozent) könnte den Aktionäre Geld in die Kasse spülen.

Glitzer-Potenzial: ∗ ∗ ∗

Mobilezone: Was für Logitech gilt, gilt auch für Mobilezone: Der Handyverkäufer verdient kräftig mit beim Run auf die neusten Smartphones, die in immer kürzeren Abständen auf den Markt kommen. Jüngst meldeten die Regensdorfer gar einen Rekordumsatz, was viel mit der Übernahme der deutschen einsAmobile zu tun hatte. Dementsprechend beachtlich sind die Performancezahlen an der Börse: Im laufenden Jahr ist der Unternehmenswert um 40 Prozent angestiegen – wohl ganz zur Freude von Grossaktionär Martin Ebner. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von günstigen 14 und eine attraktive Dividendenrendite von mehr als 4 Prozent sind Argumente für die Zukunft dieses Titel, auch wenn das Marktumfeld um Telekom-Bereich hart umkämpft ist.

Glitzer-Potenzial: ∗ ∗

Richemont und Swatch: Die beiden Uhrenhersteller sind ebenfalls traditionelle Nutzniesser der weihnächtlichen Shopping-Lust, auch wenn ihre Produktpalette sehr unterschiedlich ist. Mit Marken wie Cartier oder IWC bewegt sich Richemont in einem luxuriöseren Segment. Gemeinsam ist den Aktien, dass ihnen ein Adventsschub gut tun würde, haben sie doch im laufenden Jahr deutlich an Wert verloren (Richemont -12 Prozent, Swatch -17 Prozent). Beide Firmen leiden unter der Wachstumsschwäche in den Schwellenländern, bei Swatch kommt noch die Konkurrenz durch Smart Watches hinzu.

Glitzer-Potenzial: Richemont ∗ ∗ ∗  Swatch ∗ ∗

Bergbahn-Aktien: Wird der Winter lang und schneereich, freuen sich die Bergbahnen. Viele dieser Unternehmen werden ausserbörslich gehandelt. Aber im SPI sind drei Bergbahn-Aktien gelistet: BVZ, Jungfraubahn und Titlisbahn. Dem starken Franken und dem schwierigen Umfeld im Tourismus zum Trotz läuft es den drei Firmen prächtig. Sie gehören mit zweistelligen Wachstumsraten in diesem Jahr sogar zu den erfolgreichsten Aktien der Schweiz: BVZ +81 Prozent, Jungfrau +25 Prozent, Titlisbahnen +63 Prozent. Im Fall der Zermatter BVZ gehört der Musiker, Künstler und Gastronom Dieter Meier zu den grössten Profiteuren des kräftigen Kursanstiegs. Er besitzt 15 Prozent der Aktien.

Die eindrückliche Performance der BVZ-Aktie in diesem Jahr, Quelle: cash.ch

Die erwähnten Bergbahnen müssen nun möglichst viel Schwung mit in die Wintersaison nehmen. Denn es boomt vor allem das Sommer-Geschäft, das viele asiatische Touristen anzieht. Im Winter hingegen verlieren viele Skigebiete an Gästen. Wird die Luft für die Titel zu dünn, können sich die Aktionäre jedoch in den meisten Fällen mit attraktiven Ausschüttungen trösten.

Glitzer-Potenzial für die Branche: ∗ ∗

Lindt & Sprüngli: Die Königin der Weihnachtsaktien. Der Schokoladehersteller macht einen grossen Teil seines Jahresumsatzes rund um die Festtagszeit, weil sich die Pralinenschachteln unter den Schweizer Tannenbäumen türmen. Auch die Aktie von Lindt & Sprüngli funkelt gewaltig. In diesem Jahr hat sie sich bereits um 31 Prozent verteuert und kostet mittlerweile 74'700 Franken. Doch je länger die Hausse dauert, desto zahlreicher werden die kritischen Stimmen. Unsicherheitsfaktoren sind etwa die Kakaopreise, der starke Franken oder die Unsicherheiten im europäischen Markt. Wichtiger Termin: Jeweils Mitte Januar veröffentlicht Lindt die Umsatzzahlen des vergangenen Jahres.

Glitzer-Potenzial: ∗ ∗

Orell Füssli: Wer während der Weihnachtszeit die Buchhandlung Orell Füssli (OF) an der Bahnhofstrasse betritt, merkt schnell, dass dort eine Menge Umsatz gemacht wird. Doch auch wenn sich die Kunden im Dezember auf den Füssen herumstehen, unter dem Strich ist der OF-Buchhandel defizitär. Zur Krise passt, dass der bisherige CEO kürzlich sein Amt auf eigenen Wunsch zur Verfügung stellte. Seit dieser Ankündigung ist die OF-Aktie von 111,90 auf 105,20 Franken und den tiefsten Stand seit fast sechs Monaten gefallen. Dennoch bleibt unter dem Strich für dieses Jahr ein Plus von 13 Prozent. Der Konzern, dessen Hauptaktionäre die Nationalbank und Dieter Meier sind, befindet sich seit längerem in einer Phase des Turnaround. Derzeit werden mehrere Gerüchte herumgeboten: Orell Füssli soll die deutsche Thalia-Gruppe übernehmen oder der Industrieteil (Sicherheitsdruck, Banknoten) soll abgespalten werden, sind nur zwei davon. Solange diesbezüglich keine Sicherheit herrscht, ist bei diesen Titeln Vorsicht geboten.

Glitzer-Potenzial: