Unaufhörlich klettern die europäischen Aktien, gemessen am Euro Stoxx 50, dieses Jahr in die Höhe. Das Kursplus beläuft sich bereits auf 19 Prozent. Mit seiner zyklischeren Ausrichtung stellt der europäische Leitindex auch den defensiveren Swiss Market Index (SMI) in den Schatten, der in derselben Zeitperiode 16 Prozent gewachsen ist.
Angetrieben wird der Höhenflug bei den europäischen Aktien von der konjunkturellen Erholung und der lockeren Geldpolitik. Erstere dürfte jedoch gegen Jahresende auf hohem Niveau an Dynamik verlieren. Die Europäische Kommission rechnet in diesem Jahr mit 4,8 Prozent Wachstum, nächstes Jahr aber nur mit 4,5 Prozent.
Da die stärksten Kursgewinne bei den Aktien im frühen Stadium eines Konjunkturaufschwungs erfolgen, dürfte das "Stock Picking" - das gezielte Investieren in Einzelaktien - in der Periode eines sich verlangsamenden Wirtschaftswachstum wieder an Bedeutung gewinnen. Die drei folgenden Titel eigenen sich wegen der Qualität der Unternehmen für einen Kauf und verfügen noch über Kurspotenzial.
SAP - Ungebremster Aufwärtstrend
Die Aktien des Softwarekonzerns SAP klettern seit Anfang Jahr mit kurzen Verschnaufpausen beharrlich nach oben. Das Kursplus beläuft sich bereits auf knapp 20 Prozent. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist mit 26 im Branchenvergleich trotzdem noch attraktiv - beim direkten Konkurrenten Salesforce beträgt dieses 221.
Kursentwicklung der SAP-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).
Auch die von Bloomberg befragten Analysten empfehlen die Aktien des deutschen ERP-Champion (Enterprise-Resource-Planning) in absoluter Mehrheit zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel auf zwölf Monate liegt bei 135 Euro, was einem Aufwärtspotenzial von 5 Prozent entspricht.
Diese Einschätzung ist vermutlich noch zu zurückhaltend. Liess doch SAP mit den Halbjahreszahlen durchblicken, dass die strategische Neuausrichtung - Umstellung auf Cloud-basierte Softwarelösungen - vorankommt. Insbesondere verzeichnet der Konzern in diesem Bereich ein starkes Wachstum bei neuen Verträgen in den USA.
AstraZeneca - Mehr als nur ein Impfstoffproduzent
Nachdem die Aktien des britisch-schwedischen Pharmakonzerns Anfang Jahr noch unter Druck gestanden waren, legten diese in der Folge bis Anfang Juli stark zu. Trotz der anschliessenden Konsolidierungsphase beläuft sich das Kursplus seit Jahresbeginn auf 17 Prozent.
Kursentwicklung der AstraZeneca-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).
Bei einem Investment in AstraZeneca sollte weniger der Corona-Impfstoff, sondern vielmehr die Medikamenten-Pipeline im Vordergrund stehen. Diese entwickelt sich insbesondere im Onkologie-Bereich - Krebsbehandlungen - gut. AstraZeneca generiert 41 Prozent der Umsätze in diesem wachstumsstarken Bereich.
Auch die von Bloomberg befragten Analysten sind von AstraZeneca angetan. 28 von 33 empfehlen den Kauf der Aktie. Das von den Analysten gesehene Aufwärtspotenzial beträgt im Durchschnitt 12 Prozent. Die Dividendenrendite beträgt 2,3 Prozent.
Ericsson - 5G aus Europa
Anfang Jahr befanden sich die Aktien des schwedischen Technologiekonzerns in einem Aufwärtstrend. Dieser endete Mitte April abrupt. Und insbesondere nach den enttäuschenden Halbjahreszahlen Mitte Juli ging es nochmals eine Etage tiefer. Doch seither hat der Titel bei gut 10 Euro einen Boden gefunden.
Kursentwicklung der Ericsson-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).
Die Schweden sind mit ihren Netzwerk-Produkten insbesondere für den 5G-Wandel sehr gut aufgestellt. Ericsson sollte zudem davon profitieren, dass beim Bau von 5G-Rechenzentren für die Datenübertragung chinesische Zulieferer wie Huawei und ZTE in Europa aus sicherheitspolitischen Gründen aussen vor bleiben.
Die Analysten bleiben trotz dem enttäuschenden Halbjahresergebnis sehr bullish auf die Aktien. Das zeigt sich darin, dass das durchschnittliche Kursziel 24 Prozent über dem aktuellen Niveau zu liegen kommt. Und die Aktien sind für einen Technologietitel mit einem KGV von 17 günstig.