Wegen der Nullzins-Politik der Zentralbanken waren Dividendenaktien über Jahre bei Anlegern "en vogue". Und trotz des starken Zinsanstiegs der Notenbanken gehören die Titel weiterhin in jedes Depot. Einerseits sind die Dividenden ein willkommener Zustupf für Investoren. Ferner spricht es für den Erfolg einer Firma, wenn sie regelmässig Dividenden dank dem erwirtschafteten Cashflow an die Aktionärinnen und Aktionäre auszahlen kann. Ebenso gilt weiterhin, dass die Dividendenerträge gerade bei Schweizer Blue Chips deutlich höhere Renditen als Anleihen der Schweizer Eidgenossenschaft abwerfen. Diese werden aktuell mit 1,25 Prozent bei einer zweijährigen Laufzeit verzinst. 

Trotz der grossen Beliebtheit von Aktien mit hoher Ausschüttung für Aktionäre und Aktionärinnen gibt es rund um den Begriff  "Dividende" immer wieder Fragen und Unklarheiten. cash.ch beantwortet die wichtigsten: 

1) Was ist ein Ex-Dividend-Day?

Dies ist der Tag, an dem die Dividende physisch ausbezahlt wird. Das heisst im Normalfall, dass der Aktienkurs an diesem Tag um den Betrag der ausbezahlten Dividende fällt - weil die Aktie im Börsenjargon als "Ex-Dividende" bezeichnet wird. Das Beispiel von Novartis untenstehend zeigt den Kursrückgang um 3,10 Franken vom 8. auf den 9. März 2023. Der Kursrückgang ist fast identisch mit der Dividendenabgang von 3,20 Franken, welcher am 9. März stattfand. Dieser Effekt wird auch "Dividenden-Knick" bezeichnet. Damit preist der Markt ein, dass es ab diesem Zahldatum bis zur nächsten Dividendenzahlung wieder ein Jahr dauern wird. 

Der Dividenden-Knick (schwarzer Pfeil) ist auf dem Novartis-Chart deutlich sichtbar.

Der Dividenden-Knick (schwarzer Pfeil) ist auf dem Novartis-Chart deutlich sichtbar.

Quelle: cash.ch

2) Was sind Dividenden-Ausschüttungstermine?

Die Zahlungsdaten für Dividenden sind unterschiedlich. In der Schweiz werden die Dividenden in der Regel einmal pro Jahr ausgeschüttet. Die Ausschüttung erfolgt meist wenige Tage nach der Generalversammlung, da die Ausschüttung von den Aktionären abgesegnet werden muss. In der Regel findet die Generalversammlung von Schweizer Firmen zwischen März und Ende Mai statt. In den USA erfolgt die Dividendenzahlung quartalsweise, während Märkte wie zum Beispiel Firmen mit Kotierung in Hong Kong halbjährlich ausschütten. Eher die Ausnahme sind monatliche Dividendenzahlungen. Diese kommen vor allem bei Anlagevehikeln mit festverzinslichem Charakter vor. 

3) Wer hat Anspruch auf Dividende?

Die Rechnung, einen Tag vor der Dividendenzahlung einen Titel zu kaufen, geht nicht auf. Anspruch auf eine Dividendenzahlung haben nur Anleger, die bereits am Stichtag im Besitz der Aktien sind. Dieser liegt im Normalfall rund einen Monat vor dem Dividendenzahltag. 

4) Muss man auf Dividenden Steuern und Gebühren zahlen? 

Dividendenauszahlungen unterliegen in der Schweiz der sogenannten Verrechnungssteuer mit einem Satz von 35 Prozent. Die Verrechnungssteur wird bei einer Dividendenzahlung von der Bank einbehalten und somit nur 65 Prozent direkt ausbezahlt. Anlegerinnen und Anleger müssen hernach die Dividenden- und Zinseinnahmen in der Steuererklärung deklarieren, so dass diese die Verrechnungssteuer zurückerstattet erhalten. Der Wohnkanton bezahlt dann die Verrechnungssteuer zurück, respektive: In der Regel wird der geschuldete Betrag von der Rechnung für die kantonalen Steuern abgezogen. Nach Bereinigung um die Verrechnungssteuer werden die Dividendeneinnahme als Einkommen besteuert. 

5) Was ist eine steuerbefreite Dividende?

Verschiedene Firmen zahlen den Anlegern steuerbefreite Dividenden in Form von Kapitalrückzahlungen aus. Davon können Anleger bei Titeln wie zum Beispiel Holcim profitieren. 

6) Soll man eine Aktie vor der Dividendenzahlung kaufen?

Die erste Möglichkeit ist, die Aktie ein bis zwei Monate vor der Dividendenzahlung zu erwerben. Ein klassisches Beispiel ist Swiss Re, welche vor dem Dividendentermin regelmässig eine solide Kursperformance hinlegen. Vor Monatsfrist hat cash.ch hier berichtet, warum und wie beim Schweizer Rückversicherer mit Optionen auf steigende Kurse vor dem Dividendentermin gesetzt werden kann. 

7) Soll man eine Aktie nach der Dividendenzahlung kaufen?

Eine andere Möglichkeit ist, die Aktien nach dem "Dividenden-Knick" zu kaufen. In langfristig angelegten Studien wurde nachgewiesen, dass eine Aktie die Dividendenkorrektur schneller kompensiert - sprich, es dauert nicht ein Jahr, bis der Verlust wieder wettgemacht ist. Manchmal kann es sogar nur Tage oder ein paar Wochen dauern, bis der Verlust aufgeholt ist. Entsprechend wird ein Einstieg am Tag des Dividendenabgangs als lukrative Alternative betrachtet. Es ist aber nicht so, dass alle Aktien den Dividenden-Knick wettmachen. Ein Beispiel ist OC Oerlikon gemäss nachfolgender Grafik, welche jüngst eine Dividende von 35 Rappen ausbezahlt haben.

Die Aktien von OC Oerlikon haben sich nach dem Dividenden-Knick (schwarzer Pfeil) nicht erholt.

Die Aktien von OC Oerlikon haben sich nach dem Dividenden-Knick (schwarzer Pfeil) nicht erholt.

Quelle: cash.ch

Seither dümpelt der Kurs von OC Oerlikon vor sich her, eine Kurserholung ist nicht eingetreten. Im Gegensatz dazu konnte die eingangs erwähnten Novartis-Titel dank guten Nachrichten den Kursverlust mehr als kompensieren. Das zeigt, wie wichtig die Zukunftsperspektive eines Unternehmens ist. Allein eine hohe Dividendenrendite ist kein Kriterium.

8) Wie profitiert man vom Zineszins-Effekt?

Die wohl attraktivste Variante bei Dividendenaktien ist der sogenannte Zinsenszins-Effekt. Das heisst, dass die Dividendenzahlungen jeweils sofort wieder reinvestiert werden - auf englisch sogenanntes "Compounding". Der bekannteste "Compounder" ist Warren Buffett, der mit seinem Anlagevehikel Berkshire Hathaway dadurch ausserordentliche Erfolge erzielt. Für diese Strategie muss allerdings ein langer Anlagezeitraum von 25 bis 40 Jahre in Betracht gezogen werden. Und der Anlagestil erfordert Disziplin.

9) Welches sind interessante Dividendentitel am Schweizer Aktienmarkt?

Als ansprechende Dividendentitel im Swiss Market Index SMI mit Wachstumsfantasie werden von Analysten generell die defensiven Schwergewichte Roche, Novartis und Nestlé. Aber auch die Versicherungsaktien wie Zurich oder Swiss Re können mit beachtlichen Dividendenrenditen aufwarten. Swisscom zahlt seit Jahren eine stabile Dividende. Als attraktive Dividendenunternehmen bei den Small und Mid Caps punkten CembraMobilezoneVP BankVontobelValiant oder Vaudoise

10) Gibt es Alternativen zum Kauf von Dividendenaktien?

Wer sich nicht mit Einzeltiteln und Einstiegsgelegenheiten auseinandersetzen möchte, aber trotzdem an attraktiven, konstanten Dividendenperlen interessiert ist, sollte den Kauf eines Dividendenfonds oder ETF (Exchange Traded Funds) in Erwägung ziehen. So kann nicht nur das Risiko verteilt, sondern zum Teil auch die Dividendenbesteuerung umgangen werden. Eine Möglichkeit ist der Dividenden-ETF iShares Swiss Dividend ETF

Thomas Daniel Marti
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