Dass ein Unternehmen aus dem thurgauischen Frauenfeld in den USA an die Börse geht, kommt nicht alle Tage vor. Anfang Juli aber wurden die Titel des Spezialfahrzeugherstellers Aebi Schmidt erstmals dort gehandelt. Dem Börsengang ging ein Zusammenschluss mit der Shyft Group, einem amerikanischen Fahrzeugproduzenten, voraus.
Der Start an der Börse in Übersee verlief harzig. Der erste Schlusskurs von 11,18 Dollar lag unter den 12,54 Dollar des Fusionspartners an dessen letztem Handelstag sowie unterhalb der Vergleichsmarke von 12,06 Dollar. Diese ist etwas tiefer und resultiert, da die Aebi-Schmidt-Aktionäre mit 52 Prozent die Mehrheit am gemeinsamen Unternehmen - der Aebi Schmidt Group - halten.
Auch bis Mitte Juli ging es talwärts, sodass die Aktie auf das bisherige Tief bei 9,26 Dollar sank. Eine markante Aufwärtsbewegung beförderte die Titel dann innert zweier Monate auf 13,58 Dollar. Gründe dafür sind die breiter gewordene Abdeckung durch Analysten - welche die Aebi Schmidt zudem durchaus positiv einschätzen. Eine erste Kaufempfehlung gab es zum Börsendebüt. Der Analyst veranschlagte das Kursziel damals bei 15 Dollar und hielt seither sowohl am Rating als auch am Preisziel fest. Ein «Neutral»-Rating mit dem Kursziel bei 12,15 Dollar folgte. Am zuversichtlichsten äusserste sich bislang der Experte von Roth Capital, Matthew Koranda. Sein «Buy»-Rating wird vom Preisziel bei 16 Dollar flankiert. Koranda sieht die Valoren von Aebi Schmidt mittelfristig also um 37 Prozent auf ein Allzeithoch steigen.
Ein positives Signal sendete auch ein auf Small- und Midcaps fokussierter US-Fonds. Er erhöhte seinen Anteil an Aebi Schmidt um 308 Prozent auf 341'133 Aktien im Wert von 4,19 Millionen Dollar. Damit hält der Fonds knapp ein halbes Prozent des Kapitals von Aebi Schmidt. Grösster Minderheitsaktionär ist nach wie vor Verwaltungsratsmitglied Peter Spuhler, der 35 Prozent des Unternehmens aus Frauenfeld besitzt.
Ins Rutschen kam die Aktie nach der Zahlenvorlage im August. Für das fusionierte Unternehmen wurde (pro forma) ein Umsatz von 907,5 Millionen US-Dollar im ersten Halbjahr 2025 ausgewiesen (Vorjahresperiode: 916 Millionen US-Dollar). Rückläufig war auch der operative Gewinn (EBITDA), und zwar um 1,4 auf 65,7 Millionen US-Dollar. Indes stieg der Auftragsbestand von 1 Milliarde Dollar per Ende 2024 auf 1,1 Milliarden per Ende Juni 2025.
«Wir sind ermutigt durch die positive Stimmung unserer Kunden», sagte Finanzchef Marco Portmann. Er erwartet für das Gesamtjahr 2025 einen Umsatz im Bereich von 1,85 bis 2,0 Milliarden US-Dollar und einen operativen Gewinn von 145 bis 165 Millionen US-Dollar.
Erste Dividende ausbezahlt, zweite Dividende folgt im Dezember
Aktuell sind die Titel von Aebi Schmidt 11,65 Dollar wert. Das sind rund 4,2 Prozent mehr als der erste Schlusskurs von Anfang Juli. Im selben Zeitraum hat der Gesamtmarkt, gemessen am Nasdaq 100, , um 16 Prozent angezogen.
Zwei Kursbewegungen der vergangenen vier Monate sind speziell bemerkenswert. Ab dem letzten Montag im September bis Mitte Oktober fiel die Aktie um 13,7 Prozent von 12,90 auf 11,13 Dollar. Eine Erklärung dafür: An jenem Montag zahlte Aebi Schmidt eine erste vierteljährliche Dividende in Höhe von 0,025 US-Dollar pro Aktie aus. Offenbar hat sich ein Teil der Aktionäre nach dem Zahlungseingang wieder von der Aktie getrennt.
Anspruch auf die Dividenden hatten Aktionäre, welche bis am 29. August im Aktienregister eingetragen waren. In den zwei Handelstagen vor diesem 29. August rückte die Aktie um 3,9 Prozent vor - ein Hinweis, dass manche Investoren effektiv auf die Dividende aus waren.
Eine ähnliche Bewegung hat am letzten Freitag eingesetzt und die Aktie um 1,8 Prozent vorrücken lassen. Das Management hat die nächste vierteljährliche Dividende angekündigt. Wer bis Mitte November Aktionär des Fahrzeugproduzenten ist, erhält kurz vor Weihnachten abermals eine Zahlung von 0,025 Dollar je Aktie. Setzt sich diese Ausschüttungspolitik fort, ergibt sich auf ein Jahr hinaus eine Dividende von 10 US-Cent, womit die Dividendenrendite knapp 1 Prozent beträgt.
Dass Dividendentermine Einfluss auf den Aktienpreis haben, ist ein durchaus weitverbreitetes Phänomen. In der Schweiz kennt man es von typischen Dividendenaktien. Diesen Ruf konnte sich Aebi Schmidt bislang nicht erarbeiten: Der Zusammenschluss mit Shyft und der Börsengang sind erst seit wenigen Monaten vollzogen. Bloomberg-Prognosen gehen von einer weiteren Vierteljahresdividende im Frühjahr 2026 aus.
Anleger werden, bevor sie in Aebi Schmidt investieren, das Währungsrisiko abwägen. Ein weiterer Verfall des Dollars gegenüber dem Schweizer Franken spricht gegen einen Kauf der in Dollar gehandelten Aebi-Schmidt-Aktien.
Die Alternative in Schweizer Franken ist das Industrieunternehmen Bucher, das ebenfalls Nutzfahrzeuge und Maschinen herstellt. Die Aktie geriet am Dienstag aufgrund des Drittquartalsberichts um mehr als 5 Prozent ins Hintertreffen. Die Zürcher Kantonalbank stuft die Bucher-Valoren mit «Marktgewichten» und einem fairen Wert von 373 Franken ein. Das ist weniger als der Schlusskurs vom Montag, der bei 379 Franken lag, aber mehr als die 358 Franken, zu denen die Aktie am Dienstag gehandelt worden ist. Derweil bietet Bucher eine vergleichsweise üppige Dividendenrendite von etwas über 3 Prozent.

