Die hartgesottensten Fans von Elon Musk und seiner Vision eines hochleistungsfähigen und alltagstauchlichen Elektroautos sind belohnt worden. Nachdem sich Tesla von einem geldverbrennenden Start-up zu einem Erfolgsunternehmen entwickelt hat, wird der E-Auto-Pionier nun eine der grössten Gesellschaften im S&P 500, dem US-Index mit den wichtigsten 500 in New York kotierten Firmen.

Tesla ist an der Börse etwa 420 Milliarden Dollar wert. Dies ist mehr als General Motors, Volkswagen und Toyota zusammen. Nachdem am vergangenen Montag bekannt wurde, dass Tesla in den S&P 500 aufgenommen wird, hat der Kurs um 17 Prozent zugelegt und einer monatelangen Erfolgssträhne noch einen Rahmtupfen aufgesetzt. Tesla ist jetzt fast fünf Mal so viel wert wie Anfang Jahr. 

Die Indexaufnahme bedeutet, dass Fondsmanager und andere Investoren zukaufen, um den Index korrekt abbilden oder als Benchmark verfolgen zu können. Dies treibt die Aktie an. Der Schub, den die Aktie erfahren hat, geht aber auch auf einen Kommentar von JPMorgan zurück: Künftig werde das Unternehmen nicht nur Autos verkaufen, sondern auch hochmargige Software und Dienstleistungen anbieten. 

Andere E-Autobauer steigen im Kurs

Mit einem steigenden Aktienkurs werden Unternehmen an der Börse allerdings oft schnell teuer. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Tesla beläuft sich im Moment auf 771. "Die Bewertung von Tesla ist jetzt zu 'reichhaltig'," sagt der bekannte Analyst Daniel Ives vom Finanzdienstleistungsunternehmen Wedbush. "Investoren schauen nun auf das 'nächste Tesla'". 

Nun hoffen die Fans von Elektroautos, eine neue Goldgrube zu finden. Bereits haben andere Elektroauto-Aktien ebenfalls deutlich an Kurswert gewonnen. Die Aktie schon des schon einigermassen bekannten China-Autobauers Nio, NYSE-kotiert, aber auch die weniger geläufigen Entwickler Workhorse Group, Lordstown Motors und Electrameccanica Vehicles haben profitiert.

Die Firma Lordstown aus dem US-Staat Ohio, die Elektro-Pickups bauen will, hat an der Börse 28 Prozent gewonnen. Der Fahrzeugbauer Workhorse, ebenfalls aus Ohio, hat beim Kurs um 17 Prozent zugelegt. Electrameccanica, nicht wie der Name vermuten lässt, kanadisch, hat 15 Prozent gewonnen. Diese Aktien profitierten aber nicht nur vom Telsa-Hype, sondern unter anderem auch von der Tatsache, dass China einen neuen Fokus auf batteriebetriebene Mobilität legt. Dies stärkt die Erwartung, dass Elektroautos in Zukunft den Automarkt dominieren werden. 

Biden und China treiben die Erwartungen an

Tesla wird inzwischen als "umbrella stock" bezeichnet, also ein Unternehmen, das weiteren Entwicklern aus der Branche Aufmerksamkeit verleiht. Analyst Craig Irwin von Roth Capital Partners sagt, dass die hohe Bewertung von Tesla dazu führe, dass kleinere Gesellschaften dadurch zu besseren Anlagegelegenheiten würden: Er nennt den kanadischen Brennstoffzellenhersteller Ballard Power Systems oder GreenPower Motor, Hersteller von Elektrobussen und ebenfalls aus Kanada. 

"Ballard sieht eine Beschleunigung des Geschäfts in China, nachdem dort Subventionen für zellbetriebene Fahrzeuge wiedereingeführt worden sind", sagt Irwin. Dies könnte zu schrittweisen Investitionen von zwei Milliarden Dollar führen. Der Busbauer GreenPower wiederum dürfte von staatlichen Ausgaben profitieren, etwa wenn es darum gehe, elektrisch betriebene Schulbusse einzuführen. 

Von diesen E-Entwicklern oder Start-ups wird nicht jeder so erfolgreich wie Tesla werden. Viele sind nicht profitabel, manche erzielen nicht einmal nennenswerten Umsatz - auch wenn die Kursverläufe und die Bewertungen dies auf den ersten Blick vermuten liessen. Doch diese Unternehmen erfahren mehr und mehr Unterstützung durch die Grosswetterlage. Auch die Aussicht auf die kommende Präsidentschaft von Joe Biden hat sich positiv auf die Aktienkurse ausgewirkt. Der Demokrat, der bald in das Weisse Haus einziehen wird, will den Abgasausstoss von Verbrennerautos reduzieren und Steueranreize für saubere Technologien einführen. Auch der Ausbau des Ladesäulen-Netzes für Elektroautos ist ein Thema. 

Nio holt auf

Für Aufsehen hat ausserhalb von Nordamerika Nio gesorgt. Vergangenen Monat verkaufte das chinesische Unternehmen erstmalig mehr als 5000 Fahrzeuge. An der Börse ist Nio aber mehr wert als GM, und der traditionsreiche US-Autogigant verkaufte im dritten Quartal 2020 weltweit 1,8 Millionen Autos.  

Nio deutet aber auch darauf hin, wo die nächste grosse Welt der Chancen liegt: In China. China will, dass 2025 der Marktanteil von Autos mit neueren Antrieben 15 Prozent aus macht. Laut Wedbush-Analyst Ives liegt das China-Potential nicht nur am riesigen Markt, sondern den dortigen starken Branchenvertretern der E-Mobilität. 2022 könnte China für 40 Prozent der Verkäufe von Tesla verantwortlich sein, nicht zuletzt wegen der grossen Fabrik in Schanghai. Neben Nio feuerten aber auch Firmen wie Byd, XPeng oder Li Auto "auf allen Zylindern" - auch wenn Ives hier nicht ganz korrekt ein Bild aus der Welt fossil betriebener Autos verwendet.

(Bloomberg/cash)