Wie in aller Welt kann ein Aktienportfolio mit Nestlé, Novartis und Novartis mit den «magischen 7» US-Überfliegern Amazon, Apple, Google, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla mithalten? Goldman Sachs ist dieser Frage nachgegangen und zeigt auf, wie dieses Ziel mit dem während der Corona-Pandemie entworfenen GRANOLAS-Basket erreicht werden kann - und erst noch bei deutlich weniger Schwankungsanfälligkeit. 

Der GRANOLAS-Basket setzt sich aus den höchstkapitalisierten, europäischen Unternehmen mit den Valoren von GSK, Roche, ASML, Nestlé, Novartis, Novo Nordisk, L'Oréal, LVMH, AstraZeneca, SAP und Sanofi zusammen. Aktienmarktstratege Peter Oppenheimer von Goldman Sachs hat dieses Aktienportfolio 2020 während der Pandemie zusammengestellt. Er und sein Team stellten sich damals die Frage, ob nicht auch mit einem alternativen Portfolio zu den amerikanischen FAANG-Aktien - die damaligen US-Techleader Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google - eine überdurchschnittliche Rendite erzielt werden kann.

In den USA werden die Technologie-Werte wahrscheinlich immer der langfristige Gewinner bleiben. In Europa ist es andererseits eher eine Kombination aus strukturell starken respektive stabilen Sektoren wie Gesundheitswesen, Basiskonsumgüter und Technologie,“ schrieb Oppenheimer damals. Drei Jahre später kann sich das Resultat mehr als sehen lassen, wie nachfolgende Grafik zeigt:

Aus globaler Sicht haben die GRANOLAS sogar die sogenannten «magischen 7» Techaktien in den letzten zwei Jahren übertroffen. Und Goldman Sachs erwartet, dass sich dieses Qualitätsportfolio auch im aktuellen Börsenzyklus weiter überdurchschnittlich entwickeln wird. «Die GRANOLAS weisen Qualitäten auf, von denen wir erwarten, dass sie in diesem Zyklus überwiegen: starkes Gewinnwachstum, geringe Volatilität, hohe und stabile Margen und starke Bilanzen. Wir glauben, dass sie auch vom strukturellen Wandel hin zu passiven Investitionen und der mangelnden Liquidität auf dem europäischen Aktienmarkt profitieren werden.»

Die GRANOLAS machen etwa ein Viertel der STOXX 600-Marktkapitalisierung aus, was der kombinierten Gewichtung von Energie, Grundressourcen, Finanzen und Autos entspricht. Zum Indexanstieg des Stoxx 600 Index von 18 Prozent haben die GRANOLAS im letzten Jahr 60 Prozent beigetragen. Sie sind einer der Gründe dafür, dass sich europäische Aktien trotz des schwachen Konjunktur in Europa gut entwickelt haben.

Risikoadjustiert zahlt sich dieses Investment aus

Während die US-Techaktien generell sehr volatil und schwankungsanfällig sind, trifft das für den GRANOLAS-Basket nicht zu. Die Outperformance ist auf risikobereinigter Basis sogar noch beeindruckender, da die Volatilität zwei Mal niedriger ist als bei den «magischen 7».

Auch bei der Bewertung mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20 haben die GRANOLAS die Nase vorn. Sie werden mit einem Abschlag von 30 Prozent gegenüber den «magischen 7» mit einem KGV von 30 gehandelt, erläutern die Analysten von Goldman Sachs. 

Die Bewertung für die GRANOLAS-Aktien liegt zwar im historischen Vergleich am oberen Ende der Spanne mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20. Allerdings ist so ein Aufschlag für Wachstumsunternehmen nicht ungewöhnlich. Der Grund für diesen Aufschlag gegenüber dem Markt liegt darin, dass diese europäischen Firmen ein starkes und vorhersehbares Wachstum bieten.

Das aussergewöhnlich starke Wachstum dürfte auch in den nächsten Jahren anhalten und der Konsens erwartet ein anhaltend starkes Wachstum dieser «Compounder» in den kommenden Jahren. Das durchschnittliche jährliche Umsatzwachstum beläuft sich von 7 Prozent bis 2025 für die GRANOLAS und weniger als 2 Prozent für den Stoxx 600 ohne GRANOLAS. Dies deutet darauf hin, dass in Europa fast das gesamte Umsatzwachstum des STOXX 600 von GRANOLAS stammen wird. «Wir gehen davon aus, dass dies durch hohe Eintrittsbarrieren für Unternehmen, solide Bilanzen und hohe Investitionen aufrechterhalten wird – sie reinvestieren den gleichen Anteil des Cashflows in Forschung und Entwicklung sowie Wachstumsinvestitionen wie die sieben US-Techaktien.»

Das überragende Wachstum der GRANOLAS lässt sich bis zu einem gewissen Grad durch ihre internen und externen Investitionen sowie ihr Engagement in dynamischeren Regionen erklären, betont Oppenheimer. Betrachtet man Investitionsausgaben und Forschung und Entwicklung, investieren sie dreimal mehr in ihr zukünftiges Wachstum als der Rest des Marktes - gemessen in Prozent des Cashflows. Diese Reinvestitionsrate entspricht in etwa der der «Magnificent 7». Sie investieren auch in anorganisches Wachstum durch Akquisitionen. Betrachtet man die Höhe der Netto-M&A-Investitionen von STOXX 6001-Unternehmen in den letzten 5 Jahren, waren die GRANOLAS an der Hälfte der Deals beteiligt (Abbildung 13).

Höhere Dividendenrendite

Ein weiterer Vorteil ist die Dividendenrendite. Diese beträgt bei den europäischen Schwergewichten 2,5 Prozent. Das ist deutlich höher als die Dividendenrendite des S&P 500 von 1,5 Prozent und der «Magnificent 7» mit 0,3 Prozent. Auch in Zukunft dürften die Dividenden bei den europäischen Top-Firmen schneller wachsen als die Gewinne, da die Ausschüttungsquote immer noch unter dem historischen Durchschnitt liegt, erläutern die Analysten von Goldman Sachs.  

Thomas Daniel Marti
Thomas MartiMehr erfahren