Wenn das nicht volatil ist: Am 3. Juni fiel der Kurs des nach wie vor hochdefizitären Elektroautobauers auf ein Drei-Jahres-Tief bei 177 Dollar. Dorthin war der Kurs von 376 Dollar gefallen, wo er im Dezember noch gestanden hatte. Analysten der Wall Street hatten davor geschrieben, der Absatz von Tesla lahme und indirekt die Frage aufgeworfen, ob Tesla als Unternehmen überhaupt überleben könne. 

Zu diesem Zeitpunkt führte cash.ch auch eine Umfrage bei den Leserinnen und Lesern durch, mit vernichtendem Urteil: 77 Prozent gaben an, die Aktie dürfte noch weiter fallen. Nur, so kam es es nicht. Die Tesla-Aktie ist innerhalb von knapp zwei Wochen wieder auf 217 Dollar geklettert. Dies ist ein Plus von 21 Prozent.

Der Kurs der Tesla-Aktie seit Anfang Jahr (Grafik: cash.ch).

Tesla-Gründer Elon Musk hat nun an der Generalversammlung verkündet, der Absatz sei kein Problem. Im laufenden zweiten Quartal würden 90'000 bis 100'000 Autos ausgeliefert. Musk widerspricht damit direkt den Analysten, die vor Absatzschwächen bei den vier Modellreihen des Herstellers gewarnt hatten.

"Wir haben eine reelle Chance für ein Quartal, das in jeder Beziehung ein Rekordquartal ist. Wenn nicht, wird es sehr nahe an einen Rekord kommen", sagte Musk. Im nachbörslichen Handel schickte dies die Aktie allein gestern in New York um 5,3 Prozent nach oben.

Schon in den Tagen vor den jüngsten Musk-Ankündigungen hatte es Bewegung gegeben. Die Story machte vorletzte Woche die Runde, dass die US-Autohersteller General Motors und Fiat Chrysler bei Tesla Abgasrechte kauften. Tesla mit tiefen Emissionswerten kann anderen Herstellern diese Abgasrechte verkaufen, damit diese die Umweltbilanz ihrer Fahrzeuge schönrechnen können. Angeblich hat Tesla auf diese Weise in den vergangenen Jahren schon zwei Milliarden Dollar verdient.

Indirekt ist das Ganze auch eine Wette auf den Ausgang der amerikanischer Präsidentenwahlen 2020. Würden die Demokraten wieder im Weissen Haus einziehen, könnte es rasch zu einer Verschärfung der Umweltgesetzgebung kommen. Gut möglich ist also, dass die Aktie des als umweltfreundlich gepriesenen Entwicklers Tesla auch verstärkt auf Wahlumfragewerte zugunsten beziehungweise zum Nachteil von US-Präsident Donald Trump reagieren wird.

Weiterhin unbeantwortet ist aber die Frage nach der Profitabilität. Musk stellt in Aussicht, dass in diesem Jahr die Zahl aller sich im Umlauf befindlichen Fahrzeuge um 60 bis 80 Prozent steigern werde. "Es ist schwer, bei diesem Mass an Wachstum profitabel zu sein", sagt Musk. Analysten schreiben auch weiter, dass es immer noch Probleme mit dem Absatz des Mittelklassereihe Model 3 gebe.

Allerdings fiel den Analysten beim gestrigen Tesla-Aktionärstreffen noch etwas anderes auf: Musk habe gelöst und selbstbewusst gewirkt. In Situationen, in denen sich Krisen im Unternehmen verstärkten, habe der Firmengründer sonst immer nervös gewirkt. Unvergessen ist in diesem Zusammenhang ein Auftritt im vergangenen September, als Musk bei einem Interview vor laufender Kamera einen Joint entgegennahm, diesen rauchte und in dieser Situation nervlich sehr angespannt wirkte.