Logitech-Chef Bracken Darrell weiss nicht nur, wie man ein Unternehmen erfolgreich führt. Er weiss auch mit der Erwartungshaltung der Börse umzugehen. Seit Jahren übertrifft das in Lausanne beheimatete Unternehmen regelmässig die Erwartungen der Analysten.

Logitech ist eineErfolgsgeschichte, die in der Schweiz ihresgleichen sucht. Doch nun bekommt diese Erfolgsgeschichte Kratzer. Wie am frühen Dienstagmorgen den Vorabinformationen rund um den Investorentag entnommen werden kann, passt das Unternehmen das diesjährige Gewinnziel nach unten an. Im Zuge der wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus-Ausbruchs soll der operative Jahresgewinn (EBIT) neuerdings zwischen 365 und 375 Millionen Dollar (zuvor 375 bis 385 Millionen Dollar) liegen. Noch vor wenigen Wochen galt das ursprüngliche Gewinnziel in Analystenkreisen als gut erreichbar.

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Wo bleiben die Gewinnwarnungen der Schweizer Unternehmen?

Nachdem die Logitech-Aktie vorbörslich noch um 1,4 Prozent tiefer gestellt wurde, erholt sie sich zur Stunde noch um 3 Prozent auf rund 39 Franken. Beobachter erklären sich diese besonnene Reaktion mit der zuvor schwachen Kursentwicklung sowie mit den positiven US-Vorgaben von Montagnacht.

Die Zürcher Kantonalbank sieht der Hauptgrund für die Gewinnwarnung in höheren Kosten in der Beschaffungs- und Lieferkette. Sie macht bei den bankeigenen Schätzungen nur noch einen leichten Anpassungsbedarf von rund einem Prozent für 2019/20 und von bis zu 4 Prozent für 2020/21 aus. Angesichts des deutlich über den aktuellen Kursen liegenden fairen Werts von 47 Franken empfiehlt die Zürcher Kantonalbank die Aktie wie bis anhin mit "Übergewichten" zum Kauf.

Wie Vontobel schreibt, liegen nicht nur die aktualisierten Vorgaben für 2019/20, sondern auch jene für 2020/21 etwas unter den bankeigenen Schätzungen. Die Zürcher Bank räumt allerdings ein, dass letztere noch nicht um die Auswirkungen des Coronavirus-Ausbruchs angepasst wurden. Im Vergleich mit den durchschnittlichen Markterwartungen seien die Vorgaben für 2020/21 allerdings robust. Vontobel stuft die Aktie denn auch weiterhin mit "Buy" und einem Kursziel von 51 Franken ein.

Werden weitere Gewinnwarnungen folgen?

Auch für die UBS kommt die Gewinnwarnung wohl nicht überraschend. Vor etwas mehr als zwei Wochen stufte die Grossbank die Aktie mit einem 12-Monats-Kursziel von 37 (zuvor 47) Franken von "Neutral" auf "Sell" herunter (cash berichtete).

Neben der Gefahr eines Markteintritts übermächtiger Rivalen in lukrative Nischenmärkte wie etwa jenem für Videospielzubehör argumentiere die UBS damals auch mit den geradezu erdrückend hohen Erwartungen an das Unternehmen. Die diesjährigen Gewinnschätzungen der Grossbank liegen denn auch um gut 10 Prozent unter den durchschnittlichen Annahmen anderer Banken.

Beobachter schliessen nicht aus, dass weitere Schweizer Unternehmen dem Beispiel von Logitech folgen könnten. Viele andere Firmen hätten anlässlich der Jahresergebnisveröffentlichung zwar vor den möglichen Folgen des Coronavirus-Ausbruchs gewarnt, diese aber noch nicht in ihre diesjährigen Zielvorgaben einfliessen lassen. In diesem Zusammenhang könne es nun zu einem Dammbruch kommen, so wird befürchtet.