Die Wall Street ist im Überschwang einer Rekordfahrt: Der breitere S&P 500 und die Tech-Börse Nasdaq haben diese Woche fast Tag für Tag einmal erreichte Höchststände flugs nochmals überboten. Corona- und Wirtschaftskrise hin oder her, Investorengeld findet seinen Weg in Aktien. Und wenn es nach den Optionshändlern geht, noch eine Weile länger.

Der Bestand an Optionen auf steigende Kurse – so genannte Calls – im S&P 500 ist so umfangreich wie seit den Zeiten der Dotcom-Blase im Jahr 2000. So jedenfalls zitiert die US-Börsenwebsite Marketwatch.com Daten des Informationsdienstes Bespoke Investment Group.  

Bei Call Warrants erwerben Anleger das Recht, eine gewisse Zahl Aktien zu einem bestimmten Preis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu kaufen. Steigt der Kurs dieser Aktie, streicht der Anleger eine Prämie ein. Das Gegenteil wären Puts, also ein Optionsgeschäft in Erwartung fallender Kurse. Diese sind laut der Bespoke Group an der Wall Street im Moment deutlich weniger beliebt als Calls. Die Put/Call-Ratio der Chicago Board Options Exchange (CBOE) für Aktien lag für den gestrigen US-Handel bei 0,38. Bei einem Wert von 1 wären die Anzahl Puts und Calls ausgeglichen. Bei über 1 gäbe es mehr Puts.

Die Kleinanleger sind los

Ganz offensichtlich gehen auch viele private und kleine Investoren Wetten auf steigende Kurse ein. Damit zeigt sich eine weitere Facette des sehr besonderen Börsensommers 2020: Es gibt mehrere Beispiele von Kursexplosionen – etwa beim insolventen Autovermieter Hertz oder der zahlungsunfähig gewordenen Kodak-Gruppe – durch besonders handelsaktive Kleinanleger. Auch die Kursverläufe von Schweizer "penny stocks" wie Relief Therapeutics, Achiko oder Blackstone Resources wurden von derartigen Privatinvestoren-Hypes geprägt.  

Begünstigt wird der Trend zumindest in den USA durch vordergründig kommissionsfreie Tradingplattformen wie beispielsweise Robinhood. "Gratis-Broker" sind in den vergangenen Wochen auch in die Kritik geraten. So wird ihnen vorgeworfen, unerfahrene Anleger zum Börsenhandel verleiten und auf eine intransparente Weise, etwa über die Einbehaltung von Handelsspreads, den Kunden indirekt doch Kosten aufbürden.

 

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Die Erinnerung an die Zeiten der Dotcom-Blase ist real. Aus der starken Ausweitung von Optionsgeschäften selbst aber lässt sich noch keine unmittelbare Absturztendenz an der Börse oder ein bald einsetzender Bärenmarkt herauslesen. Inwiefern die Szenerie überhitzt ist, ist eine Frage der Interpretation. Warner weisen beispielsweise daraufhin, dass der Volatilitätsindex VIX überdurchschnittlich tendiert. In einer weniger aufgeregten Börsenhausse wäre die gemessene Volatilität tiefer - zumindest in der Theorie.

Vor allem Tech- und Qualitätsaktien sind es, die weltweit an den Börsen immer noch mehr zulegen. Dass diese bei Investoren beliebt sind, lässt sich zumindest allerdings teilweise fundamental begründen: Zum einen hat die Coronakrise deutlich gemacht, das solide finanzierte, gut geführte und gut im Markt verankerte Firmen besonderes Vertrauen verdienen. Bei Tech-Aktien wiederum ist absehbar, dass sie noch deutlich mehr vom weltweiten Wandel der Konsumgewohnheiten und der Digitalisierung profitieren werden.