Die europäischen Banken erzielten im Jahr 2025 eine Gesamtrendite - sprich Kursgewinne und Dividende - von 66 Prozent, verglichen mit 18 Prozent gemessen am Gesamtmarkt. Darunter vermochten auch die Schweizer Finanzwerte zu überzeugen. UBS kommen auf einen Gesamtertrag von 35 Prozent. Getoppt werden die Valoren der Schweizer Grossbank nur von EFG mit einem Gesamtertrag von 50 Prozent, gefolgt von Valiant mit 41 Prozent und Swissquote mit 40 Prozent.

Der Kursanstieg der europäischen Finanzvaloren wurde durch die Erhöhung der erwarteten Gewinne je Aktie (EPS) um 10 Prozent angetrieben - dank verbesserter Nettozinserträge, höherer sonstiger Erträge, gesenkter Kosten und Wertminderungen, wie die Analysten der UBS in einer Branchenstudie schreiben. Nebst den fundamentalen Faktoren kam zudem eine Neubewertung des KGV von 2,3x für das Geschäftsjahr 2026 auf 9,7x für das Geschäftsjahr 2026 und 8,8x für das Geschäftsjahr 2027 hinzu.

Für 2026 zeigen sich die UBS-Analysten optimistisch, weil die aktuellen Bewertungen immer noch einem attraktiven Abschlag von 36 Prozent gegenüber dem breiteren Aktienmarkt und einem deutlichen Abschlag gegenüber Banken in fast allen anderen Regionen entspricht.

Wenig Veränderung bei den «Top-Picks»

In 2025 schnitten Banken mit niedrigerer Eigenkapitalrendite, der sogenannten «Return on Tangible Equity» oder kurz ROTE, preislich am besten ab, wobei Société Générale (SocGen), Unicaja, Alpha und ABN Amro die Nase vorne hatten: Das oberste Dezil der Aktien mit der besten Kursperformance erreichte eine durchschnittliche ROTE von 11 Prozent, das unterste Dezil 19 Prozent. Diese Entwicklung dürfte angesichts der 5-fachen KGV-Neubewertung von Unternehmen wie SocGen und Santander im Jahr 2025 schwerer zu wiederholen sein, so die Experten der UBS. «Wir behalten deshalb bei unseren Top-Empfehlungen weiterhin eine wertorientierte Ausrichtung bei.» 

Die fehlenden Bewertungslücken bei Wachstum und Eigenkapitalrendite (ROE) ermöglichen es, ein Portfolio mit «Top-Picks» zu führen, das Aktien mit relativ diversifizierten Treibern umfasst. Dadurch reduzieren die UBS-Analysten das Risiko einzelner Faktoren und die Sharpe-Ratio, ohne wesentliche Aufwärtspotenziale gegenüber den fairen Bewertungen einzubüssen.

In die «Top-Picks» werden ABN Amro aufgenommen wegen einer erwarteten Verbesserung bei der Eigenkapitalrendite, die österreichische Erste Group wegen des Exposures nach Osteuropa. Dagegen fallen Bawag, Intesa und Standard Chartered nach ihren starken Kursanstiegen weg. Barclays, ING, Piraeus, Santander und SocGen behalten die Experten der Schweizer Grossbank dagegen auf der Liste der «Top-Picks».

Geografisch divergierende Entwicklungen

Wenn die europäischen Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben entsprechend den Markterwartungen steigen und damit das beschleunigte Kredit- und Einlagenwachstum stützen, die Arbeitsmärkte angespannt bleiben, die Inflationserwartungen verstärken und die EZB von Zinssenkungen abhält, gehen die UBS davon aus, dass sich Anleger eher einfachere Banken in Märkten mit hohen Zinsdifferenzen und besserem Kreditwachstum zuwenden werden.

Die Kluft zwischen Märkten mit schneller und langsamer Weitergabe von Zinssätzen in beiden Bereichen ist laut der UBS gross. Wenn Investierende keine Angst vor Zinssenkungen der EZB haben, würde man, unter sonst gleichen Bedingungen, wahrscheinlich zunehmend die Zinsdifferenzen und das Kreditwachstum Griechenlands, Spaniens, Irlands, Portugals und, vielleicht, Italiens den langsameren Volumina und dem allmählichen Spread-Rückgang der Niederlande, Frankreichs und Deutschlands vorziehen, so das Fazit der UBS-Experten.

Thomas Daniel Marti
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