Die Aktienkurse in Europa sind in diesem Jahr kräftig gestiegen. Am wichtigen Börsenbarometer Stoxx Europe 600 Index gemessen errechnet sich ein Plus von gut 12 Prozent. Besonders gut fuhr, wer auf die Aktien von Wachstumsunternehmen setzte.

Der entsprechende Unterindex notiert um 17 Prozent über dem Stand von Ende Dezember. Ganz anders, wer auf Substanzaktien setzte. Mit einem Plus von gerademal 3 Prozent hinkt der Unterindex für Substanzaktien dem Stoxx Europe 600 Index weit hinterher.

Günstige Substanzaktien

Am nächstjährigen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) gemessen sind europäische Substanzaktien im Vergleich mit Wachstumsaktien so günstig zu haben wie noch nie. Das schreiben auch die Aktienstrategen der britischen Grossbank Barclays und sagen europäischen Substanzaktien einen nicht unbeträchtlichen Nachholbedarf nach.

Dieser Nachholbedarf dürfte vor allem dann zum Tragen kommen, sollte sich die Situation bei den zuletzt stark gefallenen Zinsen in Europa wieder etwas entspannen. Denn auch die Bankaktien zählen mittlerweile zu den Substanzaktien. Da tiefe Zinsen auf die Zinsmargen der Banken drücken, hatten gerade die Bankaktien jüngst einen ziemlich schweren Stand. Sie sind massgeblich für das unterdurchschnittliche Abschneiden des Unterindex für europäische Substanzaktien verantwortlich.

Kursentwicklung von Substanz- gegenüber Wachstumsaktien (Quelle: Barclays, Datastream)

Wer nun denkt, dass die historisch tiefe Bewertung ein Freibrief zum Kauf europäischer Substanzaktien sei, irrt. Die Strategen von Barclays geben Aktien aus den Bereichen Bergbau und Grundstoffe gegenüber Bankaktien jedenfalls klar den Vorzug.

Namentlich erwähnt werden Saint Gobain, HeidelbergCemet, Glencore und Anglo American. Sie alle sind Bestandteile des 30 Aktien starken Substanzwerte-Korbs der britischen Grossbank. Als einzige Schweizer Aktie ist jene der Swatch Group im Korb zu finden.

Europa hofft auf ein Comeback der Substanzaktien

Bei den Aktien aus dem hiesigen Swiss Leaders Index (SLI) zählen allerdings neben den beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse auch Swiss Life, Adecco oder LafargeHolcim zu den Substanzaktien. Anders als die Papiere von UBS und Credit Suisse schnitten jene der letzten drei Unternehmen seit Jahresbeginn jedoch überraschend stark ab.

Die Aktien von Swiss Life und Adecco notieren beide um gut 25 Prozent über dem Stand von Ende Dezember, jene von LafargeHolcim bringt es immerhin auf ein Plus von 20 Prozent. Zuletzt erwies sich beim Zementhersteller eine Titelplatzierung durch den Ankeraktionär Thomas Schmidheiny als belastend (cash berichtete).

Den europäischen Aktienmärkten käme ein Comeback der Substanzaktien sehr gelegen. Denn anders als an der US-Börse in New York weisen Substanzaktien in Europa grundsätzlich eine höhere Gewichtung in den Aktienindizes auf.