Facebook, Amazon, Netflix und Google (inzwischen Alphabet) - kurz: die FANG-Aktien – gelten als Wegweiser für die US-Börse. Sie alle sind in den letzten Jahren stark gestiegen und dürften ihr Potenzial auch noch lange nicht ausgeschöpft haben.

Doch auch sie blieben vom jüngsten Börsengewitter nicht verschont: Gemäss dem amerikanischen Nachrichtensender CNBC wurden am Montag alleine durch den Kursfall der FANG-Titel 90 Milliarden Dollar an Börsenwert vernichtet.

Schaut man die Entwicklung innerhalb der letzten Woche an, ist die Performance gar noch negativer: In diesem Zeitraum verlor Facebook 12 Prozent, Netflix 9 Prozent und Alphabet 11 Prozent. Einzig Amazon hat sich mit minus 2 Prozent vergleichsweise gut gehalten (zur Performance-Tabelle). 

"Die leichten Rückschläge der vergangenen Tage scheinen der beste Beweis dafür, dass die Märkte gesund sind", sieht James Bateman, Chefanleger für Multi Asset bei Fidelty International, in einem Kommentar die derzeitige Situation. Der von Technologieaktien befeuerten Rally in den USA sei schon lange jeder Sinn für Realität verloren gegangen.

Eine notwendige Korrektur also aus Bewertungssicht. Rein aus Sicht der steuerlichen Entwicklung sind die Rahmenbedingungen aber für eine Erholung gut: Gemäss einem Researchbericht der Raiffeisen Bank dürften US-Unternehmen durch die Steuerreform ihre Gewinne dauerhaft um 5 bis 10 Prozent steigern können - und steigende Gewinne sind in einem normalen Marktumfeld auch kurstreibend.

Amazon das «heisseste» Unternehmen

Hinzu kommt, dass es den FANG-Firmen operativ grundsätzlich nach wie vor rund läuft. So gab letzten Donnerstag der Online-Versandhändler Amazon bekannt, dass im Weihnachtsquartal die Verkaufszahlen um 38 Prozent gesteigert werden konnten. Ein offensichtlich euphorisierter Analyst von Forrester Research schrieb dazu: "Es ist derzeit zweiffellos das heisseste Unternehmen der Welt und macht einen schier unaufhaltbaren Eindruck."

Trotz einem Wertverlust von 9 Prozent in der letzten Woche ist Netflix an der Börse in den letzten 52 Wochen gar noch eine Spur erfolgreicher als Amazon (plus 80 Prozent vs. plus72 Prozent). Der Online-Streamingdienst gab Mitte Januar bekannt, dass die Zahl der Abonnenten im vergangenen Quartal um 8,3 Millionen angestiegen ist - mehr als erwartet worden war. Das ist erstaunlich, da die Konkurrenz in den USA mit Amazon, Apple und HBO ziemlich gross ist. 

Kursentwicklung der Netflix-Aktie in den letzten 52 Wochen, Quelle: cash.ch

Alphabet und Facebook etwas durchzogener

Doch (zu) hohe Erwartungen durch regelmässige Rekordergebnisse führen dann und wann auch zu Enttäuschungen. So etwa bei Alphabet: Zwar konnten im Jahr 2017 Umsatz und Gewinn einmal mehr gesteigert werden, doch reagierten die Anleger am 1. Februar auf den Zahlenkranz mit Verkäufen.

Keine klare Richtung kannte die Facebook-Aktie am Tag der Resultatbekanntgabe (ebenfalls am 1. Februar): Ein boomendes Geschäft mit Online-Werbung trieb den Umsatz zwar auf ein neues Rekordlevel, während der Gewinn um ein Fünftel gesteigert werden konnte. Doch stören sich Anleger gleichzeitig an der kürzeren Nutzungszeit: Gemäss CEO und Gründer Mark Zuckerberg hätten die User im letzten Jahr 50 Millionen Stunden weniger bei Facebook verbracht. Das ist schlecht für die Werbeeinnahmen. 

Erweitern kann man die FA(A)NG-Aktien noch mit Apple: Der wertvollste aller Technologiekonzerne konnte im gesättigten Smartphone-Markt dank dem Premium-Modell iPhone X Umsatz und Gewinn im Vorjahr auf ein neues Rekordniveau hieven. Hinzu kommt ein hoher Bargeldbestand von 285 Milliarden Dollar. Doch der Ausblick für das zweite Geschäftsquartal mit erwarteten Erlösen zwischen 60 und 62 Milliarden Dollar stellt eine leise Enttäuschung dar.

Die operativen Voraussetzungen und der Rahmen mit der Steuerreform stimmen eigentlich für die US-Tech-Konzerne. Allerdings nimmt die Börse in Phasen von Aktienmarktkorrekturen oft keine Rücksicht auf gute News von der Firmenfront. Jüngst häuften sich auch die Bedenken der Investoren über die hohen Bewertungen der Tech-Firmen.

So sagte der Top-Investor und ehemalige Zurich-Verwaltungsrat Victor Chu noch vor zwei Wochen im cash-Interview am WEF in Davos: "Die Bewertungen einiger Technologie-Aktien sind nicht aufrechtzuerhalten. Gerade bei diesen Aktien müssen die Fundamentaldaten wieder in den Vordergrund rücken." Möglich deshalb, dass die Erholung der Tech-Aktien durchaus etwas länger andauert als viele Anleger dies wünschen. 

Performance der FANG-Aktien am Aktienmarkt

 Kursentwicklung, 1 Woche Kursentwicklung, 52 Wochen
Facebook-12%+26%
Amazon-2%+72%
Netflix-9%+80%
Google (Alphabet)-11%+29%
Apple-6%+19%

Quelle: cash.ch