Vergessen Sie Banker-Burnout, Debatten um Heimarbeit und die Rückkehr ins Büro und neue Pandemiewellen. Für die grössten globalen Investmentbanken ist die Lage derzeit ganz einfach: Sie drucken Geld wie nie zuvor.

Nun da sich der Staub nach der Berichtssaison langsam wieder legt, zeigt sich ein Gesamtgewinn von mehr als 170 Milliarden Dollar, den ein Dutzend der grössten globalen Geldhäuser in den letzten vier Quartalen produziert hat. Allein JPMorgan hat im Schnitt 131 Millionen Dollar pro Tag verdient.

Handelsgewinne halfen dem Sektor in den ersten Tagen von Covid-19. Als die Volatilität des letzten Jahres nachliess, kurbelten Investmentbanker den Boom bei Übernahmen und Kapitalbeschaffungen an. Banken mit Wealth- und Asset-Management-Sparten profitierten von lebhaften Aktienmärkten, als sich die Weltwirtschaft zu erholen begann - nicht zuletzt unterstützt durch beispiellose staatliche Unterstützungsprogramme. Auch der Massenmarkt erholte sich und Risikovorsorgen konnten aufgelöst werden.

Goldman Sachs  und Morgan Stanley stellten neue Gewinnrekorde auf, ihre europäischen Pendants UBS und Barclays verbuchten die höchsten Gewinne seit einem Jahrzehnt und auch Deutsche Bank und Société Générale konnten der Konjunktur danken, die ihr Geschäft ankurbelte. US-Bankaktien im Dow Jones schossen um 59 Prozent in die Höhe, der Euro Stoxx Banks Index um 56 Prozent.

Bestes Quartal aller Zeiten

Die deutlich höhere Marktaktivität half den Händlern, die gerade erst bei der Deutschen Bank und Barclays in Ungnade gefallen waren. JPMorgans Investmentbanker verzeichneten dank Honoraren für Deals und Beratung ihr bestes Quartal aller Zeiten.

Der Aufschwung spiegelte den Optimismus in weiten Teilen der Weltwirtschaft nach Monaten der Covid-Lockdowns wider. Die gab Banken wiederum das Selbstvertrauen, die grossen Reserven wieder aufzulösen, die sie angesichts eines drohenden wirtschaftlichen Zusammenbruchs gebildet hatten. Allein in Europa meldeten die neun grössten Banken einen Rückgang bei den Risikokosten von 88 Prozent.

"Alle von uns bewerteten Banken in Grossbritannien und Europa halten angesichts der verbleibenden Unsicherheit immer noch wesentliche Reserven für erwartete Kreditausfälle zurück", sagt Laurie Mayers, Associate Managing Director bei Moody’s in London. "Die positiveren Aussichten für die grossen Volkswirtschaften, einschliesslich der Immobilienpreisinflation, erhöhen jedoch den Druck auf die Banken, diese Rückstellungen aufzulösen."

Mit Ausschüttungen belohnen

Einige Banken wie HSBC nutzen den von der Aufsicht nun wieder gewährten Spielraum, um ihre Aktionäre mit Ausschüttungen zu belohnen. "Wir sind auf jeden Fall selbstbewusster", sagte Finanzvorstand Ewen Stevenson auf Bloomberg Television. "Wir werden Rückkäufe und Dividenden im Auge behalten."

Da die Pandemie in machen Regionen immer noch wütet und Tiefstzinssätze weiter die Zinserträge der Banken belasten, bleibt abzuwarten, ob die Branche Gewinnrekorde erneut brechen kann. Jefferies-Analyst Joseph Dickerson ist optimistisch. "Einige Ertragstrends können sich fortsetzen, insbesondere da sich die Gebühreneinnahmen weiter erholen", sagt er. "Auch wenn sich die Auflösung von Rückstellungen in dem grossen Massstab nicht wiederholen sollte, sind wir weiterhin der Meinung, dass die Konsensschätzungen für Risikokosten zu konservativ sind."

(Bloomberg)