Generation Y oder "Generation Me" oder eben: Millennials. Gemeint ist stets die Altersklasse der Jahrgänge von circa 1980 bis 2000. All jene also, die vor der Jahrtausendwende, dem Millennium, geboren wurden. Was die Altersgruppe prägt, sind Automation, soziale Medien und eine nahezu permanente Kommunikation untereinander. Millennials wünschen Auswahl und auf sie persönlich passende Konsummöglichkeiten. Die Wirtschaft stellt sich stärker auf ihr Einkaufsverhalten ein.

 

 

Auch politisch werden die vor dem Millennium Geborenen einflussreicher, beispielsweise bei der Debatte um Renten, Umweltthemen oder der künftigen Verteilung von Vermögen. Sie gelten in der Gesamtheit als weniger konservativ, ihre Bindung an den eigenen Nationalstaat als weniger stark als bei der übrigen, älteren Bevölkerung. Gleichzeitig ist es aber auch eine Generation, die Sicherheit, auch im materiellen Sinne, gewöhnt ist und sucht.

Noch keine reiche Generation

Doch wie steht es um die Finanzlage und dem Investitionsverhalten der Millennials? Zumindest in der Schweiz sind sie nicht die geborenen Investoren an den Finanzmärkten. Viele haben wenig Geld, denn sie stecken noch in Ausbildung oder sind neu im Berufsleben. Bei jungen Familien sind finanzielle Aspekte wie Wohnen, Kinder oder Vorsorge wichtiger als Geld anlegen.

Millennials stehen auch eher skeptisch zu den Finanzmärkten, was damit zu tun hat, dass sie mit Krisen aufgewachsen sind: Der Ausbruch der Finanzkrise jährte sich in diesem Sommer zum zehnten Mal. Schon vorher erlebten viele Millennials das Platzen der Dotcom-Blase nach der Jahrtausendwende. Wenig attraktiv wirkt da ein Swiss Market Index, der vor wenigen Monaten bei 8500 Punkten auf dem gleichen Stand notierte wie vor 17 Jahren.

Das Hinterfragen traditioneller Strukturen äussert sich indessen auch bei jenen, die selbst anlegen. Laut der UBS ist das Interesse an nachhaltigen Investitionen grösser als bei den älteren Anlegern: Jene unter 35 würden eine Anlage, die als nicht nachhaltig empfunden werde, doppelt so häufig beenden als andere Anleger, heisst es in einem White Paper der Grossbank. Bei den vorangehenden Generationen, der Generation X und den Babyboomern, sind Nachhaltigkeitsthemen weniger dominant.

Kritisch zu Grosskonzernen

Der jüngeren Generation sind die Kriterien ESG (Environment, Social und Governance) zwar wichtig, aber sie investieren auch in der Erwartung, dass sich dies finanziell auszahlt. So hat beispielsweise der Natur-Index NAI in Deutschland, dem 30 nach ökologischen Kriterien ausgewählte Aktien aus verschiedenen Ländern angehören (der bekannteste ist Tesla), in diesem Jahr 23 Prozent zugelegt - der deutsche Leitindex Dax kommt nur auf 6 Prozent.

Wie die seit zwei Jahren schwelende Diesel-Krise in Deutschland zeigt, erleiden als nicht nachhaltig empfundene Unternehmen wie Volkswagen Reputationsschäden, die deren Erfolgschancen in Frage stellen und sich nicht zuletzt auch an der Börse auswirken. Die VW-Aktie liegt heute um 30 Prozent tiefer als vor zwei Jahren, kurz vor der Aufdeckung der Abgas-Betrügereien.

Mit den Millennials hat dies insofern zu tun, dass sie als gesellschaftliche Gruppe, Konsumenten und letztlich auch als Investoren besonders kritisch zu solchen Fehlentwicklungen stehen. Sie haben Einfluss darauf, wie beispielsweise ein Unternehmen wie VW künftig gesehen wird.

Junge Vermögensverwalter punkten

Als Bankkunden oder Anleger ist für die jüngere Generation auch die lebenslange Loyalität zu einem bestimmten Finanzinstitut keine Selbstverständlichkeit. Die Generation sieht sich näher an jungen Unternehmen als an traditionsreichen Banken. Der 2013 gegründete Zürcher Vermögensverwalter True Wealth beispielsweise positioniert sich als reiner Online-Vermögensverwalter und wirbt mit einer Mindestanlage von 8500 Franken sowie tiefen Gebühren und dem Verzicht auf Retrozessionen. Die Anlage erfolgt weitgehend automatisiert über Robo Advisory.

Die Aufteilung der Altersgruppen bei den Kunden zeigt, dass dieses Konzept am besten bei den 30- bis 39-jährigen ankommt. Dabei relativiert sich aber auch das Bild von den investmentscheuen und klammen Millennials etwas: Rund die Hälfte der 30- bis 39-jährigen Kunden von True Wealth hat 100'000 Franken oder mehr angelegt:

Grafik: True Wealth AG

Für viele Banken ist die vor dem Jahr 2000 geborene Generation allerdings nicht als spezifische Kundengruppe definiert. Die Luzerner Kantonalbank (LUKB) zum Beispiel hat sich zwar mit den Investmentplattformen "Crowders" und "Funders" hervorgetan - also Anlageideen, wo Kunden die Fonds-Allokation als Gesamtgruppe - eben in der Crowd -  bestimmen oder wo es darum geht, Firmen-Start-ups zu unterstützen.

Beides sind Themen, die Millennials interessieren. Aber die Altersgruppe wird laut LUKB nicht als spezielle Kundenkategorie geführt. Auch bei der Grossbank Credit Suisse werden Millennials, zumindest in der Schweiz, nicht als gesondertes Segment betrachtet, wie es auf Anfrage heisst.

Nähe zu Start-ups

Unter den zwischen 1980 und 2000 Geborenen existiert in jedem Falle eine natürliche Affinität zu Start-ups. Millennials sind eine treibende Kraft bei Firmengründungen oder in der Fintech-Szene, aber deren Finanzierung kommt mehrheitlich von etablierten privaten oder institutionellen Investoren mit ausreichend grossen Kapitalpolstern für Risiko-Investments.

Unter diesen Business Angels gibt es allerdings auch junge, schnell reich gewordene Investoren, welche die Startup-Szene bestens kennen und naturgemäss dort investieren. Diese Gruppe interessiert auch die global tätigen Grossbanken. Erforscht wird derzeit eher das Investmentverhalten weltweit, was ebenfalls ideologische Unterschiede zur älteren Generation deutlich werden lässt.

Einer Umfrage der UBS von Ende letzten Jahres zufolge ist für gut verdienende Millennials Reichtum nicht gleichbedeutend mit Geld oder Besitz. 86 Prozent in verschiedenen Ländern gaben an, dass ein abwechslungsreiches, spannendes Leben mindestens so wichtig sei. Gut ein Drittel findet dies sogar das wichtigste Ziel im Leben. Damit unterscheidet sich diese Altersgruppe klar von den früheren Generationen. Diese Erkenntnisse werden auch in der Anlagewelt und in der Finanzindustie noch stärker zum Thema werden.