Im SMI hat im ersten Halbjahr nur eine Aktie den Kurs deutlich gesteigert: Swatch, mit einem Plus von gut 16 Prozent. Der Bieler Uhren- und Schmuckkonzern hat an der Börse massiv von den wieder steigenden Exporten nach China profitiert. Die Aktie hat vor Kurzem 499 Franken erreicht.

Aber der allgemeine Kurszerfall der vergangenen vier Wochen hat auch Swatch mitgerissen und auf 460 Franken fallen lassen. Ob der Kurs so schnell nachhaltig über 500 Franken steigen wird, ist trotz einer prinzipiell guten Ausgangslage und guten Verkaufszahlen in China bei Swatch fraglich.

Auch mögliche neue Zölle im Welthandel tun der Luxusgüterindustrie nicht gut. Und auch wenn der von US-Präsident Donald Trump ausgelöste Handelskrieg wohl in einer Neuregelung der Handelsbeziehungen enden wird: In den nächsten Monaten wird noch das Hin- und Her mit gegenseitigen Drohgebärden aus Washington, Peking und den europäischen Hauptstädten das Bild prägen und die Aktienmärkte belasten. Richemont mit einem grossen Markt in China liegt nach sechs Monaten an der Börse bei -4,2 Prozent.

Von den 20 SMI-Aktien sind year-to-date (Tabelle) nur drei im Plus und drei weitere zeigen sich de facto unverändert, wobei auch berücksichtigt werden muss, dass in das erste Halbjahr die meisten Dividenenabgänge fallen. Gemessen an der Halbjahres-Leistung des Schweizer Leitindex‘ von -9,9 Prozent liegen elf Aktien über dem Marktdurchschnitt.

Die drei Schwergewichte Nestlé (-10,7 Prozent), Roche (-12 Prozent) und Novartis (-11,8 Prozent) gehören – wegen ihrer hohen Gewichtung im SMI naturgemäss – nicht dazu. Alle drei Megakonzerne sind in einer Übergangsphase, mit neuen Implusen konnten die Managements bisher noch keine Kurserholungen zünden. Für Anleger heisst das: abwarten und beobachten.

SMI-Aktien im ersten Halbjahr 2018 (SMI -9,9 Prozent)

AktiePerformanceAktiePerformance
Swatch+16,5 ProzentAdecco-22,9 Prozent
Sika+3,5 ProzentABB-18,2 Prozent
SGS+0,7 ProzentUBS-15,6 Prozent
Lonza-0,1 ProzentCredit Suisse-14,7 Prozent
Swiss Life-0,2 ProzentSwisscom-14,7 Prozent
Geberit-0,2 ProzentLafargeHolcim-12,2 Prozent
Zurich-1,5 ProzentRoche-12 Prozent
Givaudan-2,1 ProzentNovartis-11,8 Prozent
Julius Bär-3,6 ProzentNestlé-10,7 Prozent
Richemont-4,2 ProzentSwiss Re-6 Prozent

Der Markt - sowohl SMI als auch SPI (siehe Chart-Grafik) - hat seit Anfang Januar zwei Knicks erlebt: Im Februar und seit Mitte Mai. Die beiden Phasen haben zumindest bei den Blue Chips jeweils sämtliche Titel nach unten gezogen. Vor diesem Hintergrund dürften die operativ traditionell stabilen und gute Produkte herstellenden SMI-Mitglieder Lonza (-0,1 Prozent) oder Sika  (+3,5 Prozent) bessere Chancen bei einer Erholung haben als etwa LafargeHolcim (-12,2 Prozent), Adecco (-22,9 Prozent) oder ABB (-18,2 Prozent).

Die beiden letzteren haben die schlechtesten Kursdaten im SMI, nicht ohne Grund: Neben dem Handelskonflikt belastet sie vor allem die sich eintrübende Konjunktur, wobei in erster Linie Europa erneut Sorgen macht. Auch die Bank-Aktien UBS (-15,6 Prozent) und Credit Suisse (-14,7 Prozent) befinden sich nach sechs Monaten weit hinten und werden sich im zweiten Halbjahr schwerlich rasch erholen, zumal die Grossbanken operativ weiterhin nicht durchgehend überzeugen. 

Relativ glimpflich davongekommen sind die Versicherer Zurich (-1,5 Prozent) und Swiss Life (-0,2 Prozent) mit intakten Aussichten dank effizenter Geschäftsmodelle und steigenden Zinsen. Der Rückversicherer Swiss Re (-6 Prozent) bildet für einmal nicht mehr das Schlusslicht, aber begeistert die Anleger weiterhin wenig.

Kursverlauf seit 3. Januar von SMI (rot) und SPI (grün). Grafik: cash.ch

Die Eurozonen-Konjunktur ist auch ein Grund, weshalb am breiten Markt die Tornos-Aktie (+68,6 Prozent) in den vergangenen zwei Monaten deutlich verloren hat. Das Minus seit Mitte April beträgt 40 Prozent. Dennoch schafft es der stark auf Europa ausgerichtete Drehmaschinenhersteller aus Moutier auf Platz eins im Halbjahres-Ranking. Er hatte lange vom sich abschwächenden Franken profitiert.

Fast unbehelligt von den Kursturbulenzen zeigt sich hingegen die Aktie der CPH Chemie und Papier Holding (+55,9 Prozent). CPH ist wie Tornos eine Turnaround-Story. Die beiden Titel dürften weiter profitieren, wenn sich die Marktunruhe mit der Zeit etwas gelegt haben wird.

Mit Swissquote (+44,2 Prozent), der VP Bank (+43,8 Prozent) und Logitech (+30,9 Prozent) schaffen es sehr erfolgreiche Unternehmen in die Top Ten des breiten Marktes. Alle drei sind nahe an Rekordständen, haben aber in den vergangenen Wochen leicht korrigiert. Einstiegsgelegenheiten dürften sich also ergeben.

SPI: Top Ten und Flop Ten im ersten Halbjahr 2018 (SPI -5,4 Prozent)

AktiePerformanceAktiePerformance
Tornos+68,6 ProzentAryzta-62,4 Prozent
CPH+55,9 ProzentSanthera-54,4 Prozent
Edisun+45,8 ProzentMeyer Burger-47,8 Prozent
Swissquote+44,2 ProzentBurkhalter-33,3 Prozent
VP Bank+43,8 ProzentLeclanché-32,7 Prozent
Mikron+38,4 ProzentComet-32,5 Prozent
Highlight+36,4 ProzentPerfect Holding-31,7 Prozent
Orascom+31,4 ProzentWisekey-30,5 Prozent
Logitech+30,9 ProzentRieter-30,1 Prozent
SNB+30,6 ProzentAscom-29,6 Prozent

Kursdaten: cash.ch, Stand: 26. Juni 2018, 14.30 Uhr

Schlusslicht im gesamten Markt ist Aryzta (-62,4 Prozent). Der irisch-schweizerische Backwarenkonzern ächzt unter einer hohen Schuldenlast und steuert wohl auf eine Kapitalerhöhung zu. Mit frischem Kapital und einer Portfoliobereinigung könnte Aryzta an der Börse wieder punkten, dürfte aber weiter ein unsicheres Investment bleiben. Auch die hochspekulativen - und bei Privatanlegern durchaus beliebten - Aktien von Santhera (-54,4 Prozent) und Meyer Burger (-47,8 Prozent) hat es diesmal ans untere Ende der Tabelle verschlagen. Zocker werden hoffen, dass dies bald wieder anders ist.

Comet (-32,5 Prozent) und Rieter (-30,1 Prozent) hingegen stehen für einen etablierteren Trend: Industriell-technologische Mid und Small Caps haben 2018 bisher allgemein gelitten. Aus Investorensicht scheint dieser lange Zeit sehr gut laufende Teil des Marktes etwas ausgereizt zu sein. Zum Teil haben ausländische Grossinvestoren das Engagement in diesem Segment reduziert. Fast etwas tragisch mutet der Fall von Burkhalter (-33,3 Prozent) an, wo der Verlust eines Grossauftrags im Gotthardtunnel eine lange Zeit beliebte Aktie deutlich zurückfallen liess.

Kursrückgänge haben diese Aktien billiger gemacht. Für eine Markterholung sind sie prinzipiell gut positioniert, denn fundamental macht das Gros dieser Firmen das meiste richtig. Die Technologiegruppe Comet ist in jedem Falle solide, Rieter muss man wegen des volatilen Texitlmaschinengeschäfts stets vorsichtiger betrachten. Die grundsätzlich erfolgreiche Firma Burkhalter sollte an der Börse noch eine Weile beobachtet werden.