Bitcoin hat die Schallmauer von 40'000 Dollar durchbrochen. Dabei hatte die Digitalwährung vor gerade einmal drei Wochen die psychologisch wichtige 20'000er Marke überwunden. Mit PayPal hat ein grosser Zahlungsdienstleister das Thema Kryptowährungen für sich entdeckt. Auch die grossen Notenbanken tüfteln inzwischen an digitalen Münzen. Ein Überblick:

Am Anfang war die Krise

Als Reaktion auf die Finanzkrise entwickelte eine Person oder Gruppe mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto 2008 die erste Kryptowährung: Bitcoin. Anders als bei klassischen Devisen kontrollieren hier weder Staaten noch Notenbanken den Wechselkurs. Er wird allein über Angebot und Nachfrage ermittelt. Dadurch sind zweistellige prozentuale Kursausschläge keine Seltenheit.

Zentral oder dezentral?

Kryptowährungen unterscheiden sich zunächst durch die Art, wie neue Digital-Münzen entstehen. Bei Bitcoin oder Ethereum stellen Nutzer Rechner-Kapazität zur Verschlüsselung der Transaktionen zur Verfügung. Entlohnt werden sie in der jeweiligen Cyber-Devise. Diese Methode nennt man "Schürfen" oder "Mining".

Andere Kryptowährungen wie Ripple werden dagegen von einer Organisation - meist ein Unternehmen - ausgegeben. Sie dienen dazu, über ein sogenanntes Initial Coin Offering (ICO) Geld bei Investoren einzusammeln.

Anschliessend werden beide Arten von Cyber-Devisen an speziellen Börsen gehandelt. Das Volumen der weltweit notierten Kryptowährungen beläuft sich dem Branchendienst CoinMarketCap.com zufolge derzeit auf mehr als ein Billion Dollar. Etwa zwei Drittel davon entfallen auf Bitcoin.

Schwankungsanfällig oder stabil?

Die Schwankungsanfälligkeit von Bitcoin und Co. gilt als einer der Gründe, warum sich Cyber-Devisen bislang nicht als alternatives Zahlungsmittel durchgesetzt haben. Dem wollen sogenannte "Stablecoins" begegnen.

Dabei richtet sich der Kurs nicht nach Angebot und Nachfrage, sondern an einem Basiswert aus. Inzwischen gibt es Stablecoins, deren Wert an Gold oder Währungen wie Euro oder Dollar gekoppelt ist. Die geplante Facebook-Devise "Libra" soll sich an einem Korb mehrerer Währungen und Staatsanleihen orientieren.

Legal oder illegal?

Kryptowährungen sind prinzipiell legal. Sie sind aber fast nirgendwo gesetzliches Zahlungsmittel. Das bedeutet, Firmen und Organisationen bleibt freigestellt, die Währung anzunehmen. Einen grossen Akzeptanz-Schub versprechen sich Experten vom geplanten Einstieg des Zahlungsdienstleisters PayPal in das Geschäft mit Cyber-Devisen. Japan hat Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt.

Schnell oder langsam?

Neben der Schwankungsanfälligkeit verhindert die geringe Transaktionsgeschwindigkeit die Verbreitung von Kryptowährungen als Zahlungsmittel. Da bei nicht zentral kontrollierten Devisen wie Bitcoin jede Zahlung nicht nur verschlüsselt, sondern auch verifiziert werden muss, steigt mit jedem zusätzlichen Nutzer der Rechenaufwand.

Einige Kryptowährungen versuchen mit modifizierter Software dieses Problem zu lösen. Bislang erreichen die Transaktionsvolumina aber nur einen Bruchteil dessen, was klassische Finanzdienstleister wie die Kreditkarten-Unternehmen Visa und Mastercard weltweit abwickeln.

(Reuters)