Erst hatte er drei Jahrzehnte lang in den Diensten der Credit Suisse gestanden, unter anderem im Private Banking, dann war er CEO der Bank Cler. Jetzt fängt Hanspeter Ackermann mit einer Startup-Firma noch einmal ganz von vorne an.

Der 58-jährige leitet die Credit Exchange, eine Art digitale Börse für Hypotheken, die am Donnerstag in Zürich vorgestellt wurde. "Wir wollen für Kreditnehmer die besten Preise über ein Auktionsverfahren hinbekommen und für teilnehmende Finanzierer die Abwicklungskosten für die Kredite halbieren", sagt Ackermann.

Hinter der Plattform stehen mit Swisscom, Vaudoise Assurances, der Schweizerischen Mobiliar und Clientis Zürcher Regionalbank vier große Unternehmen des Landes. Der Berater Ernst & Young ist als strategischer Partner mit an Bord.

Laut Credit Suisse sorgt die Digitalisierung "für neuen Schwung auf dem Immobilien- und Hypothekarmarkt". Knapp zwei Dutzend Anbieter würden mittlerweile über Online-Angebote verfügen, mit denen Hypotheken teilweise oder vollständig auf dem digitalen Kanal abgewickelt werden können. "Dank des digitalen Schaufensters lassen sich plötzlich auch Kundensegmente außerhalb des angestammten Marktgebiets ansprechen", schrieb die Bank in ihrem Schweizer Immobilienmonitor zum 2. Quartal.

Zwölf weitere Unternehmen vor Anschluss

Anders als viele Vergleichsportale im Internet ist Credit Exchange ein reines Business-to-Business-Geschäft. Auf der einen Seite der Plattform stehen Vertriebspartner wie Broker und Banken, die Angebote für Darlehensnehmer einholen. Auf der anderen finden sich Kreditfinanzierer wie Versicherungen und Pensionskassen, die voll automatisiert und in Echtzeit Angebote abgeben.

"Die Plattform ist auf Herz und Nieren geprüft, sagte Ackermann. Die Gründungsunternehmen seinen bereits auf der Plattform integriert. "Zwölf weitere schließen wir derzeit an, darunter Versicherungen, Banken und Pensionskassen."

Für die Abwicklung des Hypothekarkredites bezahlt der Kreditfinanzierer eine jährliche Gebühr bis zum Verfall des Hypothekarkredites von 12 Basispunkten. Darin inbegriffen seien die Entschädigung für die Betreuung des Kredites während der Laufzeit durch den Kreditabwickler Glarner Kantonalbank sowie die Kosten für die Börsenplattform Credit Exchange.

Steigende Zinsen als Treiber gesehen

Einige Beobachter hatten zuletzt vor einer Überhitzung auf dem Schweizer Immobilienmarkt gewarnt. Hausbesitzer und Investoren machten sich das niedrige Zins-Niveau für einen Kauf zunutze. Der Swiss Real Estate Bubble Index der UBS zeigte im zweiten Quartal zwar etwas Entspannung an, befand sich aber noch knapp in der so genannten Risikozone.

"Wir glauben, dass die Zinsen schlussendlich wieder steigen werden", sagte Ackermann. Das könne letztlich zu einer stärkeren Nutzung der Plattform führen. "Denn bei höheren Zinsen rechnen die Kunden stärker nach und vergleichen Angebote, wovon wir profitieren würden."

Eine spätere Expansion ins Ausland - wie etwa Deutschland - schließt Ackermann nicht aus. "In einer zweiten Ausbau-Phase wäre das ein überlegenswerter Punkt", erklärte er. "Im Moment steht das nicht im Fokus, wir konzentrieren uns auf die Schweiz."

Die Idee für die Plattform sei vor rund zwei Jahren entstanden, seit 18 Monaten werde an der Umsetzung gearbeitet. Ackermann: "Für mich ist das Ganze eine berufliche Rückkehr auf den Schweizer Hypothekenmarkt".

(Bloomberg)