War dies eine gute Idee? George Soros hat bei drei E-Autoherstellern grosse Aktienpakete zugekauft. Vom China-Autobauer Nio hat die Anlagegesellschaft Soros Fund Management, die vom heute 91-jährigen Milliardär gegründet wurde, im ersten Quartal über 100'000 Aktien erworben. Bei Lucid, dem E-Autobauer aus Kalifornien, hat Soros Fund Management zwischen Anfang Januar und Ende März 600'000 Aktien gekauft, nachdem die Gesellschaft im Quartal davor - wie auch bei Nio - noch nicht engagiert gewesen war.

Von Rivian, Entwickler eines vollelektrisch betriebenen Trucks, hat Soros' Gesellschaft die Position um rund 5 Millionen auf 25,9 Millionen Aktien aufgestockt. In den vergangenen vier Monaten erging es der US-gelisteten Nio, Rivian und Lucid allerdings wie vielen gehypten Firmen, die kein Geld verdienen, und deren Börsenträume teils noch bis Ende 2021 von massiven Wachstumserwartungen geheftet waren: Die Aktienkruse fielen in sich zusammen.
 

Der Kurs der Rivian-Aktie seit Anfang Jahr (Grafiken: cash.ch).

Die Soros-Transaktionen gehen aus Dokumenten hervor, welche die amerikanische Börsenaufsicht SEC am Wochenende veröffentlicht hat. Mit dem berühmten Formular "13F" müssen institutionelle Investoren mit über 100 Millionen Dollar verwalteten Vermögen angeben, welche US-Aktien sie innerhalb einer Drei-Monate-Periode gehandelt haben. Bis 45 Tage nach dem kalendarischen Ende eines Quartals müssen die 13F-Filings eingereicht sein. 13F bietet Anhaltspunkte darüber, was die grössten Banken und Versicherer, Investmentgesellschaften, Staats- und Hedgefonds der Welt über den Aktienmarkt denken. Was aus den Filings allerdings nicht hervorgeht sind die Trades, die innerhalb der 45 Tage Einreichefrist getätigt worden sind. 

Soros Fund Management könnte also Nio, Lucid und Rivian inzwischen wieder verkauft haben. Es wäre aber ein Verlustgeschäft: An der Börsen haben die drei Aktien seit Anfang Jahr zwischen 56 und 74 Prozent verloren. Der Kursrückgang manifestierte sich jeweils das ganze erste Quartal hindurch und setzte sich nach Ende März fort.

Die Produktion von Fahrzeugen hat bei allen drei Herstellern wegen des um sich greifenden Teilmangels gestockt. Lucid und Rivian, die je erst ein Modell im Angebot haben, haben bisher nur wenige Autos ausgeliefert. Da nützt es an der Börse nicht viel, dass die Luxuslimousine "Lucid Air" allen anderen kommerziell vertriebenen E-Autos puncto Reichweite überlegen sein soll, oder dass die Autowelt den Rivian-Truck R1T vergangenes Jahr richtiggehend feierte. 

Die grosse Zeit dieser Titel war 2021. Solange der Markt sich nicht mit den steigenden Zinsen arrangiert hat, bleiben solche Aktien verwundbar. Fans von E-Auto-Aktien richten ihre Hoffnungen daran aus, dass die hoch gesteckten Auslieferziele 2022 zumindest halbwegs erreicht werden. Doch die Lieferengpässe bei der Autoproduktion halten an. Bei Rivian hat ein anderer Grossaktionär, der Autokonzern Ford, im Mai Anteile verkauft. Ford ist allerdings Konkurrent von Rivian und baut mit dem F-150 Lightning ebenfalls einen E-Truck - auch dieser wird von der Fachwelt mit fasziniertem Blick betrachtet.

Öl-Aktie: Icahn steigt bei Warren Buffetts Favoriten aus

Während George Soros' Gesellschaft E-Auto-Aktien anhäufte, verkaufte seine Fondsleitung alle Anteile am traditionellen Hersteller General Motors, einer Aktie, die seit Anfang Jahr 34 Prozent verloren hat - weniger als die E-Auto-Startups. Eine viel diskutierte Aktie hat gemäss bereits bekannten 13F-Filings der milliardenschwere Investor Carl Icahn verkauft: Occidental Petroleum. Der Wert dieser Öl-Aktie hat sich seit Anfang Jahr verdoppelt, getrieben vom steigenden Ölpreis. Der Beginn der russischen Invasion in der Ukraine Ende Februar hat den Occidental-Kurs weiter enorm gepusht. Ein Gesprächsthema ist die Aktie aber auch, weil Warren Buffetts Berkshire Hathaway im Februar einstieg und dort inzwischen stark investiert ist. 

«Buffett-Aktie» im ersten Quartal: Der Kurs von Occidental Petroleum seit Anfang Jahr. 

Bei Redaktionschluss lagen die 13F-Filings für Berkshire Hathaway noch nicht vor. Allerdings werden Buffett-Zu- und Verkäufe auch innerhalb von Quartalen bekanntgegeben. Wie das Wall Street Journal schreibt, hat Buffetts Anlageimperium vergangene Woche bei Occidental Petroleum erneut zugekauft. Das Aktienpaket ist inzwischen bei den zehn grössten Positionen der legendären Beteiligungsgesellschaft. 

Bei Activision Blizzard wiederum gehen Soros Fund Management und Buffett entgegengesetzte Wege. Der Computerspielentwickler hat im Januar einen Kursprung von 65 auf 82 Dollar erlebt und sich seitdem auf etwa diesem Level gehalten. Der Kurssprung ereignete sich, nachdem Microsoft Übernahmepläne für 95 Dollar pro Anteilsschein bekannt gegeben hatte. Soros hat seine Position in Activision Blizzard im ersten Quartal vollständig verkauft. Buffetts Berkshire Hathaway setzt hingegen darauf, dass der Kurs vor der Übernahme noch steigt und hat beim Titel jüngst zugekauft. 

Südkorea-Staatsfonds kauft grosse Tech-Namen

13F-Filings zeigen auch, dass die Korea Investment Corporation (KIC), also der Staatsfonds Südkoreas, im ersten Quartal unter anderem bei Apple, Microsoft, Tesla oder auch Amazon zugegriffen hat. Gerade diese Tech-Aktien haben jedoch momentan einen schlechten Stand: Denn seit dem ersten Quartal sind die Kurswerte dieser Firmen zwischen 15 und 31 Prozent zurückgegangen. Mit Apple hätte man zwar im Januar noch Kursgewinne erzielen können, während des Rest des Quartals ist der Kurs des kalifornischen Tech-Giganten jedoch stetig gesunken.

Bei Microsoft hingegen war bereits Anfangs des Jahres ein klarer Abwärtstrend erkennbar. Die Südkoreaner scheinen sich in dieser Situation jedoch auf das  Prinzip "Buy the Dip" verlassen zu haben. Wenn man sich die Entwicklung des Microsoft-Kurses betrachtet, hat sich das Wagnis nicht wirklich ausgezahlt. Auch beim Kauf von Tesla-Aktien hat sich der Staatsfonds nicht vom sinkenden Kurs beirren lassen. Im Verlauf des März hat sich dieses Wagnis auch ausgezahlt, da der Kurswert während des Monats stetig nach oben zeigte. Seit April ist die Aktie aber wieder am sinken. Bei Amazon hat sich der Zukauft jedoch langfristig gesehen nicht gelohnt: Vor allem im April und Mai ist der Wert der Aktie weit nach unten gerutscht. 

Als einträglicher haben sich KIC-Investitionen in Öl- und Gasfirmen erwiesen, zu welchen Exxon, Chevron und ConocoPhillips gehören. So hat Exxon seit Jahresanfang ein stetiges Wachstum verzeichnet und auch die Chevron- und CococoPhillips-Anteile verbuchten ähnliche Gewinne. Die Investitionen im Rohstoffunternehmen waren für den südkoreanischen Fonds also wesentlich lohnenswerter als jene im Tech-Bereich.

 

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