Mit Spannung wurde erwartet, wie Cembra Money Bank am heutigen Investorentag der Enttäuschung der Anlegerinnen und Anleger über den Verlust des Grosskunden Migros im August entgegentreten wird. Damals rauschte die Aktie über 30 Prozent in den Keller, da der Kredit-Bank quasi über Nacht ein Grossteil des Umsatzes flöten ging. Die Kursverluste der Aktie summierten sich in den darauffolgenden Wochen und Monaten auf bis zu minus 40 Prozent.
Am heutigen Dienstag hat Cembra nun im Vorfeld des Investorentages bekanntgeben, dass der Konzern für die Jahre 2022 und 2023 eine Eigenkapitalrendite von 13 bis 14 Prozent anstrebt. Ab 2024 soll diese 15 Prozent betragen. Die UBS zeigt sich optimistisch, dass dieses Ziel erreichbar ist. "Unserer Ansicht nach bietet der neue Rahmen für das Kapitalmanagement mehr Flexibilität für Cembra und kann dazu beitragen, die langfristig angestrebte Eigenkapitalrendite von 15 Prozent durch potenziell höhere Kapitalausschüttungen zu erreichen", schreiben die Analysten.
Die Dividende wird bis 2022 bei mindestens 3,75 Franken zumindest stabil erwartet, soll danach allerdings nachhaltig wachsen. Der Konzern strebt Wachstums in allen Bereichen an.
Cembra erwartet zudem einen Reingewinn zwischen 159 Millionen und 162 Millionen Franken, was leicht unter dem Bloomberg-Konsens (162 Millionen Franken) liegt. Das Update von Cembra zeigt, dass die Kreditkartenumsätze im zweiten Halbjahr 2022 den Abstand zu den Werten von vor Covid verringert haben. Es gibt allerdings kein weiteres Update zur Kündigung des Migros-Vertrags.
Vor allem im Markt für "Buy now pay later"-Lösungen (BNPL) sieht die Cembra Money Bank ein klares Wachstumspotenzial. Bis 2026 will die Bank mit BNPL ein Finanzierungsvolumen von über 1 Milliarde Franken erreichen und einen Reingewinn von 10 bis 20 Millionen erwirtschaften, wie Cembra-CEO Holger Laubenthal erklärte.
Im Kreditkartenbereich bekräftigte der Cembra-CEO das Ziel, trotz der Auflösung der Partnerschaft mit der Migros für die Cumulus-Gratiskreditkarte per Mitte 2022 mehr als 50 Prozent der Kreditkartenkunden zu halten. Die Bank sei auch im Gespräch zu neuen Partnerschaften im Kreditkartenbereich: "Im direkten Konkurrenzbereich mit der Migros dürfen wir das erst ab dem kommenden Sommer machen."
Die ZKB reagiert auf die neue Strategie mit einem gemischten Fazit. Insgesamt erwecke die Ankündigungen den Eindruck, dass Cembra neu durchstarten wolle, so die ZKB in einem Kommentar vom Morgen. Zudem wirkten die Ziele durchaus erreichbar, "was allerdings nach wie vor auch davon abhängt, wie viel Kreditkartengeschäft Cembra ab nächstem Sommer vom Abwandern abhalten kann", schreiben die Analysten – und fügen hinzu: "Bis es hier neue Anhaltspunkte gibt, gehen wir davon aus, dass sich der Aktienkurs nicht wirklich vom breiten Markt absetzen kann."
«Jahre 2022-2023 weiterhin Übrgangsjahre»
Deutlich positiver äussert sich Vontobel-Experte Andreas Venditti. Das Strategieupdate umfasse signifikante Technologie-Investitionen sowie operative Vereinfachungen, die zu bedeutenden Kosteneinsparungen führen dürften, lobt Venditti. Mit einem Ziel eines Aufwand-Ertrags-Verhältnisses von unter 39 Prozent bis 2026 übertreffe Cembra das vorherige Ziel (unter 44 Prozent) deutlich. Zudem biete die Dividende, die 2021 stabil bleiben soll, eine attraktive Rendite von 5,8 Prozent, erinnert der Vontobel-Experte, der aber bei seinem Rating "Hold" bleibt.
Die UBS zeigt sich von den Massnahmen zur Kostenreduktion hingegen nicht gänzlich überzeugt. Effizienz-Massnahmen sollen ab 2026 zu jährlichen Einsparungen über 30 Millionen Franken führen. Man sei der Meinung, dass die "angestrebten Kosteneinsparungen eher rückwärts gerichtet sind und die Jahre 2022-2023 für das Unternehmen Übergangsjahre sein könnten", so die UBS-Analysten.
Die Börse goutiert in einer ersten Reaktion die neue Strategie von Cembra. Die Aktie steigt im Handel vom Dienstagvormittag um 2,9 Prozent auf 66,85 Franken. Im August – vor dem Verlust von Grosskunde Migros – notierte die Aktie noch bei knapp 100 Franken. Für das Gesamtjahr resultiert weiterhin ein Minus des Cembra-Aktienkurses von fast 38 Prozent.
(Mit Material von AWP)