Der Swiss Performance Index (SPI) hat seit Jahresbeginn einen Anstieg um 4 Prozent verzeichnet. Trotz gegenteiliger Aussagen von Notenbankern gibt es immer noch Optimismus an den Märkten, dass in den USA in diesem Jahr zwei bis drei Zinssenkungen erfolgen könnten. Insbesondere in den USA werden die Kurse durch Wachstumsoptimismus und die anhaltende Euphorie im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz angetrieben. Der breite US-Index S&P 500 liegt in diesem Jahr bereits um knapp 10 Prozent höher, was die schlechtere und enttäuschende Entwicklung der Schweizer Börse verdeutlicht.

Auch hierzulande sehen Analysten teilweise grosses Potenzial bei Einzeltiteln. cash.ch hat bei den 211 Aktien des SPI einen Blick auf die Analysten-Ratings geworfen und anhand von Bloomberg-Daten die durchschnittlichen Kursziele für einen Zeitraum von zwölf Monaten zusammengefasst. Berücksichtigt wurden nur Titel, die von mindestens fünf Analysten abgedeckt wurden. Die Experten sehen das grösste Renditepotenzial bei Meyer Burger (+321 Prozent), AMS Osram (+83 Prozent) und Basilea Pharmaceutica (+72 Prozent).

Kurspotenzial dank Absturz bei Meyer Burger und AMS Osram

Bei Solarproduzent Meyer Burger sind die Analysten mit ihren Kurszielsenkungen dem starken Kursverlust der Aktie nicht schnell genug gefolgt - seit Jahresbeginn liegt sie bei einem Minus von 81 Prozent. Es ist daher nicht überraschend, dass drei Analysten den Verkauf der Aktie empfehlen, während es fünf «Holds» gibt. Das chinesische Überangebot an Modulen in Europa schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Unternehmen aus Thun, und nur der Fokus auf den US-Markt bietet einen Ausweg aus der finanziellen Krise.

Auch bei AMS Osram haben negative Nachrichten - wie der Rückzug eines potentiellen Micro-LED-Kunden Ende Februar - zu einem Kursdebakel geführt. Dies erklärt einen Teil des Aufwärtspotenzials. Doch zuletzt wurden die Analysten wieder optimistischer: Mit dem Verlust des Micro-LED-Auftrags entfällt auch ein Klumpen-Risiko. Das Management hat Entwarnung bezüglich der Liquidität gegeben und die Umsätze werden spätestens ab der zweiten Jahreshälfte wieder steigen. Ab 2025 wird auch eine Erholung der Bruttogewinnmarge erwartet und langfristig sollte ab 2026 ein zweistelliges Umsatzwachstum einsetzen. Zudem hat der US-Fondsanbieter Fidelity seinen Anteil am Sensorenhersteller während des Kurssturzes auf etwas mehr als 6 Prozent erhöht, was als vertrauensbildend betrachtet werden kann.

Bei Basilea, einem biopharmazeutischen Unternehmen aus Basel, ist die Situation im Gegensatz zu den zuvor erwähnten Titeln anders: Obwohl der Kurs in diesem Jahr um 18 Prozent gestiegen ist, sehen die Analysten den Titel im Durchschnitt um weitere 72 Prozent steigen. Basilea hat das Geschäftsjahr 2023 mit besseren Ergebnissen als erwartet abgeschlossen und das Unternehmen erwartet weiteres Wachstum im laufenden Geschäftsjahr. Der Wert der Produktionspipeline spiegelt sich laut Marktstimmen nicht vollständig im Aktienkurs von Basilea wider. Die makroökonomischen Gegenwinde könnten einen Teil der Wertminderung erklären, andererseits könnte die vergangene Verlustsituation noch in den Köpfen der Anleger präsent sein.

Aktie Durchschn. Kursziel (Franken) 12-Monate-Kurs-Potenzial Rating: Buy/Hold/Sell

Kursentwicklung seit 1.1.2024

Meyer Burger 0,06 +321 Prozent 0 / 5 / 3 -81 Prozent
AMS Osram 1,96 +83 Prozent 5 / 6 / 3 -48 Prozent
Basilea  70,75 +72 Prozent 5 / 1 / 0 +18 Prozent
Feintool 27,00 +50 Prozent 3 / 2 / 0 +0 Prozent
Peach Property 14,60 +46 Prozent 3 / 3 / 1 -11 Prozent
BB Biotech 63,17 +45 Prozent 5 / 2 / 0 +1 Prozent
Gurit 86,80 +35 Prozent 3 / 3 / 0 -20 Prozent
Avolta 50,26 +34 Prozent 12 / 6 / 0 +13 Prozent
Cicor 68,13 +34 Prozent 5 / 0 / 0 +2 Prozent
Sandoz 33,86 +30 Prozent 12 / 5 / 0 -3 Prozent
Medartis 103,50 +28 Prozent 4 / 1 / 0 -3 Prozent
Barry Callebaut 1568,18 +27 Prozent 6 / 6 / 2 -13 Prozent
Montana Aerospace 22,16 +26 Prozent 5 / 1 / 0 +1 Prozent
Roche 278,77 +26 Prozent 11 / 11 / 5 -9 Prozent
Cosmo  89,40 +25 Prozent 5 / 0 / 0 +39 Prozent
ALSO 288,20 +24 Prozent 4 / 1 / 0 -7 Prozent
LEM 2083,83 +24 Prozent 3 / 3 / 0 -18 Prozent
Schweiter Technologies 604,25 +23 Prozent 2 / 3 / 1 -5 Prozent
Landis+Gyr 81,40 +20 Prozent 3 / 3 / 2 -10 Prozent
Zehnder 68,00 +19 Prozent 5 / 2 / 0 +7 Prozent
Medacta 140,86 +18 Prozent 6 / 2 / 0 -5 Prozent
Huber + Suhner 86,00 +17 Prozent 5 / 1 / 0 +9 Prozent
Nestlé 109,34 +17 Prozent 18 / 7 / 2 -4 Prozent
DKSH 72,63 +17 Prozent 7 / 2 / 0 +6 Prozent
Komax 213,57 +17 Prozent 4 / 3 / 1 -8 Prozent
Emmi 1006,67 +17 Prozent 5 / 1 / 1 -5 Prozent
Sensirion 73,67 +15 Prozent 3 / 3 / 1 -23 Prozent
Comet 349,50 +15 Prozent 4 / 3 / 0 +15 Prozent
SIG Group 22,94 +15 Prozent 10 / 4 / 2 +3 Prozent
Temenos 71,35 +15 Prozent 4 / 11 / 4 -20 Prozent

Daten: Bloomberg (Stand 8. April 2024, 18:00 Uhr).

Ein interessanter Kandidat ist auch Sandoz, das von zwölf Analysten zum Kauf empfohlen wird. Das ehemalige Tochterunternehmen von Novartis, das im Oktober als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht wurde, überzeugt mit seinem Fokus auf das deutlich lukrativere Biosimilar-Geschäft. Die Performance der Sandoz-Aktie hat sich zuletzt schlechter entwickelt als der Markt, da Investoren vorsichtig hinsichtlich der Fähigkeit des Generikaherstellers sind, den starken Wachstumsausblick zu erfüllen. Diese Ausgangslage bietet weiteres Aufwärtspotenzial.

Keine «Gebrauchsanweisung»

Kursziele von Analysten können zwar Einblicke in die Marktmeinung über eine Aktie geben, sie sollten jedoch nicht als «Gebrauchsanweisung» für den Aktienhandel betrachtet werden, der einfach unkritisch gefolgt werden kann. Kursziele sind eine Vorhersage über die Zukunft und solche Prognosen haben immer Unsicherheiten, selbst bei aufwendigen Berechnungsmethoden. Es besteht daher immer die Möglichkeit, dass sich Kursziele im Nachhinein als falsch erweisen.

Zudem unterstützen sogenannte Sell-Side-Analysten im Grunde die Handelsabteilung ihrer Banken, indem sie öffentlich Aktienempfehlungen abgeben. Kritiker führen oft an, dass Analysten unter Druck stehen, hauptsächlich positive Bewertungen zu vergeben. Es ist daher kein Zufall, dass "Verkaufen"-Empfehlungen eher selten vergeben werden, selbst wenn der Gesamtmarkt über längere Zeit negativ tendiert. Daher sind Kursziele und Ratings wichtige Instrumente bei langfristigen Anlageentscheidungen, sollten aber nicht die eigene gründliche Recherche ersetzen. Informationen zu Analystenratings bei Aktien wurden bereits von cash.ch hier veröffentlicht.

Obwohl die Mehrheit der Analysten im Durchschnitt ein Aufwärtspotenzial sieht, gibt es auch Titel, bei denen niedrigere Kurse erwartet werden. Dies ist zum Beispiel bei Polypeptide (-28 Prozent), Idorsia (-18 Prozent) oder Geberit (-13 Prozent) der Fall. Bei Idorsia bleibt die Kapitalbeschaffung das Hauptthema, trotz des Kursanstiegs um 20 Prozent seit Jahresbeginn. Darüber hinaus steht der Absatz des Schlafmittels Quviviq in den USA immer noch auf schwachen Beinen. Und gerade aktuell: Die potenzielle Verwässerung beim Tausch der Wandelanleihe in Aktien drückt am Donnerstag auf den Kurs. Negativ ist auch die Verschiebung der Publikation des Jahresabschlusses.

Aktie Durchschn. Kursziel (Franken) 12-Monate-Kurs-Potenzial Rating: Buy/Hold/Sell

Kursentwicklung seit 1.1.2023

PolyPeptide 21,44 -28 Prozent 1 / 4 / 1 +70 Prozent
Idorsia 2,15 -18 Prozent 1 / 5 / 5 +20 Prozent
Geberit 448,90 -13 Prozent 2 / 10 / 12 -4 Prozent
Interroll 2602,00 -12 Prozent 1 / 8 / 2 +10 Prozent
Bachem 75,29 -11 Prozent 2 / 3 / 3 +30 Prozent
VAT 451,20 -7 Prozent 7 / 9 / 2 +15 Prozent
Givaudan 3737,71 -6 Prozent 6 / 14 / 6 +14 Prozent
EMS-Chemie 672,25 -6 Prozent 1 / 7 / 1 +5 Prozent
Accelleron  33,65 -4 Prozent 5 / 3 / 0 +34 Prozent
Kühne + Nagel 245,59 -4 Prozent 3 / 6 / 11 -12 Prozent

Daten: Bloomberg (Stand 8. April 2024, 18:00 Uhr).

Bei Accelleron hingegen steigt der Börsenkurs deutlich an, was sich letztendlich auch in den durchschnittlichen und «negativen» Kurszielen der Analysten zeigt. Die Analysten haben Schwierigkeiten, mit den Kursanhebungen Schritt zu halten. Accelleron, ehemals eine Tochtergesellschaft von ABB, stellt Turbolader her und verkauft diese hauptsächlich an die Schifffahrts-, Energie- und Bahnindustrie. Diese Branchen spielen eine entscheidende Rolle im aktuellen Übergang zu alternativen Treibstoffen und bei den Bemühungen zur Dekarbonisierung. Dadurch hat Accelleron eine solide Grundlage für zukünftige Umsätze, die hauptsächlich (75 Prozent) im profitablen Service-Geschäft generiert werden. Als Investment bleibt der Titel interessant.

 

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