Der Optimismus dank der Aussichten auf eine Wiedereröffnung der Wirtschaft in China hat Unternehmen wie LVMH und Hermès an die Spitze der breiteren Aktienmarktrallye seit Beginn des vierten Quartals gebracht. Dies in einer Phase, in der Amazon und Co aus der Anlegergunst gefallen sind.

Jetzt müssen die neuen Lieblinge liefern oder zumindest etwas frischen Brennstoff für weitere Kursgewinne bieten. Erste Vorzeichen waren positiv. Während Swatch, Richemont und Burberry enttäuschende Zahlen zu ihren Verkäufen veröffentlicht haben, weil diese von Chinas Covid-Beschränkungen belastet wurden, haben sie alle auf eine jüngste Erholung in einem ihrer wichtigsten Märkte hingewiesen.

Die Aktien von Luxusgüterkonzernen in den vergangenen zwölf Monaten (Charts: cash.ch).

"Es gibt einen enormen Nachholbedarf durch die Wiedereröffnung in China", sagte Kasper Elmgreen, Aktienchef bei Amundi. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf Schwergewichte der Branche, beginnend mit LVMH am Donnerstag und gefolgt von Gucci-Eigentümer Kering und Birkin-Taschenhersteller Hermès im nächsten Monat.

Deren Berichte werden auf Kommentare zur Hauptverkaufssaison für Luxusartikel rund um das chinesische Neujahr untersucht. Da europäische Unternehmen im Allgemeinen viel abhängiger von China sind als ihre US-Pendants, werden die Aussagen der Managements eine Rolle dabei spielen, ob die Aktien die diesjährige Outperformance aufrechterhalten können.

Laut den Strategen von Goldman Sachs erzielen Stoxx 600-Unternehmen 21 Prozent ihres Umsatzes in Asien, ein Drittel davon in China. Dabei unterschätzt wird aber, dass chinesischer Reisende auch noch viel für Luxusgüter ausgeben.

China treibt die Luxusgüter-Umsätze dieses Jahr an

Im Gegensatz dazu erzielen S&P-500-Unternehmen nur 9 Prozent ihres Umsatzes in Asien und nur 3 Prozent in China. Die Analystin der Bank of America, Ashley Wallace, prognostiziert für die Luxusbranche im Jahr 2023 ein weltweites Umsatzwachstum von 9 Prozent, wobei mehr als die Hälfte davon auf China entfällt. Sie sieht einen Anstieg des Gewinns pro Aktie um 14 Prozent, eine Prognose, die im Vergleich zum Rest des Marktes gut abschneidet.

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Laut Axelle Pinon, Mitglied des Anlageausschusses bei Carmignac, wird die starke Preissetzungsmacht von Luxusunternehmen das Umsatzwachstum bis 2023 unterstützen. Sie zitiert Unternehmen wie Hermès, die bereits die Preise in allen Produktkategorien angehoben haben. "Die Erholung des chinesischen Konsums, angetrieben durch grosse Überschüsse bei den Haushaltsersparnissen, sollte den Verkäufen auf dem chinesischen Festland und im Rest der Welt zugute kommen", sagte Pinon.

Sicherlich haben die Kurse von Luxusaktien bereits begonnen, die sich verbessernden Aussichten der Branche zu reflektieren. LVMH hat in der vergangenen Woche als erster europäischer Luxuskonzern die 400-Milliarden-Euro-Grenze an Marktwert überschritten und wird wie Richemont, Burberry und Hermès auf Rekordniveau gehandelt. Doch obwohl die Bewertungen hoch sind und über ihrem 10-Jahres-Durchschnitt liegen, sind sie nicht so ausgereizt wie noch vor zwei Jahren.

Richemont und Swatch für neuen China-Reiseboom gut positioniert

Der MSCI Europe Apparel and Luxury Goods Index wird mit etwa dem 26-Fachen der erwarteten Gewinne gehandelt, etwa 24 Prozent unter seinen Höchstständen von 2020 und 2021. Laut UBS-Analystin Zuzanna Pusz ist die Rückkehr des chinesischen Tourismus in der Welt in Schätzungen noch nicht eingepreist.

Sie rechnet damit, dass die Konsumenten des Landes im Jahr 2022 17 Prozent des Branchenumsatzes ausmachten, verglichen mit 33 Prozent im Jahr 2019. Eine Erholung könnte in diesem Jahr zu einer Steigerung des Gewinns pro Aktie um mehr als 20 Prozent führen, wobei Swatch, Kering, Richemont und Burberry dabei besonders gut positioniert seien.

Auch Vontobel-Analystin Sibylle Bischofberger rechnet für dieses Jahr mit einer Erholung der Luxusverkäufe. "Wir werden wahrscheinlich sehen, dass die 'Racheausgaben' der chinesischen Verbraucher nach den Lockdowns freigesetzt werden", sagte sie. 

(Bloomberg/cash)