Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr nannte die Hauptmarke mit dem Kranich schon mal «Problemkind». Das frühere Aushängeschild werde nach einem Verlust im vergangenen Jahr nun eine Marge um null Prozent einfliegen, sagte Spohr vergangene Woche mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr.

Aber auch die gesamte Lufthansa-Gruppe mit Töchtern wie Swiss und Austrian Airlines, dem Frachtflieger Cargo und der Wartungstochter Lufthansa Technik verdient nicht so gut, wie es das Lufthansa-Management schon länger anstrebt. Von den drei grossen Netzwerk-Airlines hat Lufthansa die grösste Flotte und die meisten Passagiere, aber die schmalste Gewinnspanne und den schwächsten Aktienkurs: Gegenüber der British-Airways- und Iberia-Mutter IAG ist sie weit abgeschlagen, auch Air France-KLM schneidet mit der Marge besser ab.

«Wir sind bei der finanziellen Leistung definitiv hinter einigen unserer Konkurrenten zurückgeblieben, und bis zu diesem Sommer hinkten wir auch bei der operativen Leistung hinterher», räumte Vorstandschef Carsten Spohr Ende September vor Investoren in München ein.

Er stellte mit seinem Vorstandsteam einen Plan vor, der über Kostensenkungen und Stellenabbau, eine teilweise Zentralisierung über die neun Airline-Marken der Lufthansa und ein Straffen sowie Modernisieren der Flotte den Konzern profitabler machen soll. Nach 4,4 Prozent im vergangenen Jahr soll die Rendite zwischen 2028 und 2030 zwischen acht und zehn Prozent rangieren. Doch ehrgeizige Ziele hören Investoren nicht zum ersten Mal - da das Management sie früher oft verfehlte, herrscht Skepsis, ob es dieses Mal klappt.

«Lufthansa ist eine 'Show-me-Story'», sagte Ingo Speich, Leiter für gute Unternehmensführung beim Lufthansa-Investor Deka Investment. «Lufthansa muss zeigen, dass die Ziele erreicht werden können. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall.»

Ein halbes Dutzend Investoren und Analysten erklärten, die Airline-Gruppe sei mit ihrer Strategie auf dem richtigen Weg. «Man muss der Lufthansa zugutehalten, dass sie sich auf die richtigen Dinge konzentriert: nämlich die Produktivität zu steigern und die Kosten zu senken», sagte etwa Bernstein-Analyst Alex Irving.

Mit der neuen Kabinenausstattung «Allegris» kann der Konzern den Verkauf von Premiumsitzen und -produkten ankurbeln. Dies dürfte die Einnahmen steigern, sobald die lange verzögerten neuen Boeing-Flugzeuge mit der neuen Ausstattung ausgeliefert werden. Auch die Entscheidung, rund 4000 Verwaltungsstellen abzubauen, kam an der Börse gut an.

Im saisonal stärksten Quartal von Juli bis September, zu dem der MDax-Konzern am Donnerstag Zahlen vorlegt, erwarten von Lufthansa befragte Analysten im Schnitt eine Marge von 11,7 Prozent bei 11,3 Milliarden Euro Umsatz (plus 5,2 Prozent).

Pilotenstreik im Blick

Die Pläne der Lufthansa könnten jedoch durch akute Probleme durchkreuzt werden. Dazu gehören nach wie vor Verzögerungen bei der Auslieferung neuer Boeing-Jets und schwierige Tarifverhandlungen. Im vergangenen Jahr musste der Konzern zwei Mal die Gewinnprognose senken, da Streiks die Kosten in die Höhe trieben.

Eine Einigung mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit über Betriebsrenten gelang bisher nicht - Arbeitskampf ist möglich. Ein Pilotenstreik könne den Jahresausblick erneut ins Trudeln bringen, erklärte UBS-Analyst Jarrod Castle. Diese Unsicherheiten lasteten auf der Aktie. Innerhalb eines Jahres legte die Lufthansa-Aktie nur leicht zu, während jene von IAG und Air France-KLM um 94 und 23,6 Prozent stiegen.

Zudem will die Lufthansa ihre komplexe Struktur mit sechs Drehkreuzen und neun Passagierfluggesellschaften verschlanken. IAG hat nur fünf, Air France-KLM vier Marken. Die Vielfalt bei der Lufthansa ist historisch gewachsen durch die Übernahmen von Swiss, Brussels und Austrian Airlines und zuletzt ITA Airways.

Die nationalen Marktführer behielten aus politischen Gründen ihre Namen und arbeiten sehr eigenständig, was im Konzern zu einiger Doppelarbeit führt. Diese Komplexität hält Hendrik Schmidt, Experte für gute Unternehmensführung der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS, für einen Schwachpunkt.

«Da steht sich der Konzern selber im Weg, weil diese Markenvielfalt einerseits für den Kunden verwirrend ist und für die Geschäftsleitung offensichtlich schwierig zu steuern ist», sagte er. «Da hat es bereits erste Fortschritte gegeben. Aber das muss für den Kunden noch spürbarer und konsequenter umgesetzt werden.»

(Reuters)