"Die Welt bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen schwachem oder negativem Wachstum und hoher Inflation", sagt Desiree Sauer, Investment-Strategin beim Vermögensverwalter Lazard. Als Reaktion auf die hohen Energiepreise sei die Industrieproduktion bereits gesunken und dies dürfte sich noch fortsetzen. Gleiches gelte für die Konsumentenausgaben. Darüber hinaus sei ein Ende der restriktiven Geldpolitik aufgrund der enorm hohen Inflation nicht in Sicht.
Trotzdem gewann der Dax in der alten Woche insgesamt gut zwei Prozent, nachdem manche Unternehmen besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen bekannt gegeben hatten. Der Swiss Market Index (SMI) konnte hingegen nur knapp ein Prozent zulegen. Analysten sprachen allerdings von einem Strohfeuer. "Mehr als eine Bärenmarkt-Rally ist im Augenblick an den Aktienmärkten nicht drin", kommentiert Christian Henke, Analyst beim Broker IG. Der Bär symbolisiert an der Börse fallende Kurse.
Schwerpunkt Konjunkturdaten - Neue EZB-Zinserhöhung voraus
Die am Montag erwarteten Einkaufsmanagerindizes dürften im Oktober Experten zufolge mit 44,8 für den Dienstleistungssektor und 47,2 für die Industrie noch tiefer in den Rezessionsbereich gerutscht sein. Für den am Dienstag anstehenden Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt, sagen sie einen Rückgang auf 83,3 Punkte voraus. Der GfK-Konsumklimaindex am Donnerstag sollte mit minus 41 Punkten etwas weniger pessimistisch ausfallen. Am Donnerstag und Freitag werden auch die vorläufigen Wachstumsdaten aus den USA und Deutschland für das dritte Quartal veröffentlicht. Die Ersteren erwarten Analysten nach zwei Minusquartalen zwei Prozent im Plus, die Letzteren dagegen leicht im Minus. Im Fokus am Freitag steht auch die deutsche Inflation für Oktober, die laut Experten bei 10,1 Prozent liegen sollte - knapp über dem Rekordniveau vom Vormonat.
Vor dem Hintergrund der anhaltend hohen Inflation in der Euro-Zone rechnen Börsianer fest damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag den Leitzins zum zweiten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte anheben wird. Einige halten sogar einen Schritt um einen vollen Prozentpunkt für möglich. Denn die geplanten EU-Massnahmen zur Eindämmung der Energiepreise minderten den Handlungsdruck der Währungshüter kaum, sagt Robert Greil, Chef-Anlagestratege des Bankhauses Merck Finck.
Pfund weiterhin im Blick - Spannungsfeld Bilanzen
Im Fokus bleiben ebenfalls das Pfund Sterling und die britischen Staatsanleihen, da die Nachfolge der zurückgetretenen britischen Premierministerin Liz Truss bis zum 28. Oktober geklärt werden soll. Als Favoriten gelten der ehemalige Schatzkanzler Rishi Sunak und die frühere Verteidigungsministerin Penny Mordaunt. Selbst ein Comeback von Boris Johnson gilt als möglich.
Daneben hält eine erneute Flut von Firmenbilanzen Börsianer auf Trab. Allein im Dax steht in der neuen Woche ein Dutzend Konzernbilanzen an - darunter von der Deutschen Bank sowie den Autobauern Mercedes und Volkswagen. In den USA steht alles im Zeichen von Technologiewerten wie Apple, Microsoft und Amazon.
Auch in der Schweiz geht es Schlag auf Schlage: Am Montag präsentiert Huber+Suhner Zahlen. Am Dienstag folgen Kühne+Nagel, Logitech, Novartis, UBS und Idorsia. Am Mittwoch ist Sulzer an der Reihe. Der Donnerstag steht alles im Zeichen der Zahlen von Credit Suisse, Swisscom, Bucher, Clariant, Datacolor, Molecular Partners und Landis+Gyr. Den Abschluss am Freitag machen Holcim, Swiss Re, Komax, Glarner KB und SIG Group.
(Reuters/cash)
1 Kommentar
Liebe Frau Sauer - dann geht die Welt halt unter.... aber wir reissen Sie mit...mit Schwarzmalerei kann man jetzt viel viel Geld verdienen.... das passt