"Die Dividende ist der neue Zins", hiess es in letzter Zeit häufig. Der Hintergrund: Anleger können kaum mehr auf Zinserträge zählen, sei es auf dem Sparkonto oder bei Obligationen. Die Zeiten, wo Schweizer Sparkonten und zehnjährige Staatsanleihen jährlich noch über fünf Prozent Ertrag abwarfen, liegen beinahe 25 Jahre zurück. Regelmässige Einnahmen gibts heute eigentlich nur noch dank Aktien mit hohen Dividendenausschüttungen - auch wenn durch Kursschwankungen das Risiko weitaus höher ist als bei Obligationen oder Bankkonti.

Da erstaunt es nicht, dass eine inzwischen leicht angestaubte Anlagestrategie aus den Neunzigerjahren wieder an Beliebtheit gewinnt: Das "Dogs of the Dow"-Konzept. Bekannt wurde der durch seine Einfachheit bestechende Ansatz im Jahr 1991 durch das Buch "Beating the Dow" von Michael O’Higgins.

Und so funktionierts: Jeweils zum Jahresbeginn werden aus dem 30-Titel umfassenden amerikanischen Dow-Jones-Index die zehn Aktien mit den höchsten Dividendenrenditen gekauft. Sie werden mindestens 12 Monate im Depot gehalten. Im Jahr darauf werden erneut die zehn attraktivsten Dividendentitel ausgewählt. Je nachdem müssen dann einige Titel ausgetauscht werden - oder nicht.

Strategie funktioniert häufig - aber nicht immer

Der etwas herabwertende Begriff "Dog", also Hund, rührt daher, dass eine schlechte Kursperformance die Dividendenrendite erhöht. Börsenverlierer bestechen durch eine attraktive Dividende. Da diese Titel nun unterbewertet sind, setzt im Idealfall im Laufe des Jahres eine Gegenbewegung in Form steigender Kurse ein.

Als Ziel der Strategie soll der dahinterliegende Index, in diesem Fall der Dow Jones, geschlagen werden. Das gelang in der Vergangenheit erstaunlich häufig: O’Higgings selber bewies, dass dies von 1973 bis 1999 tatsächlich der Fall war. Doch während der Technologieblase um die Jahrhundertwende blieben die Dogs deutlich hinter dem Gesamtmarkt zurück. In der später folgenden Finanzkrise hatten sie jedoch wieder die Nase vorn. Auch in den letzten fünf Jahren funktionierte das Konzept: Die Dogs legten seit 2011 14,9 Prozent zu, der Dow Jones selber nur 11,7 Prozent, wie eine Auswertung auf dogsofthedow.com zeigt.

Das Konzept kann auch auf andere Börsenindizes übertragen werden: Wie diverse Studien belegen, haben die Dogs in verschiedenen Ländern langfristig besser abgeschnitten als der Vergleichsindex. Diese Strategie bietet sich speziell auch für den Schweizer Aktienmarkt an, zumal die hiesigen Firmen zu den grosszügigsten Dividendenzahlern überhaupt gehören.

Dividendenkönige aus der Schweiz

Zu diesem Zweck hat cash aus dem Swiss Leader Index (SLI) - der Index enthält die 30 liquidesten und grössten Aktien des Schweizer Aktienmarktes - die Titel mit den aktuell zehn besten Dividendenrenditen herausgepickt (siehe Tabelle unten).

Einige dieser Titel haben den Titel "Dog" wahrlich verdient, zumal sie performancemässig tatsächlich ein mieses Jahr hinter sich haben: Allen voran ist hier die Credit Suisse zu nennen - mit minus 24 Prozent die schlechteste SMI-Aktie. CEO Tidjane Thiam versucht seit Amtsantritt im Juli 2015 das Steuer rumzureissen. Richtig gelungen ist ihm dies bisher aber noch nicht. Auch die UBS leidet unter dem schwierigen Banken-Umfeld, verliert 2016 18 Prozent. Für das Schwergewicht Novartis ist es mit minus 15 Prozent ebenfalls ein Jahr zum Vergessen. Und der stabile Dividendenzahler Swisscom enttäuscht mit minus 9 Prozent ebenfalls.

Andere Titel wiederum finden den Weg in die Zehner-Liste, ohne grosse Kursabschläge erlitten zu haben: Zurich etwa, welche in diesem Jahr mit dem neuen CEO Mario Greco zur Kurserholung ansetzte und mit 6,1 Prozent gleichzeitig auch noch die lukrative Dividendenrendite der Schweiz ausweist. Auch das seit Juli 2015 durch einen Zusammenschluss entstandene Mega-Zementunternehmen LafargeHolcim legt 2016 zu und beglückt gleichzeitig die Aktionäre mit 3,8 Prozent Dividendenrendite.

Wer sich für "Dogs of the SLI" Strategie entscheidet, sollte sich aber auch den Risiken bewusst sein: Mit nur zehn Aktien im Depot entsteht häufig eine hohe Branchenabhängigkeit mit ungenügender Diversifizierung. Ausserdem kann eine hohe Dividendenrendite aufgrund eines tiefen Aktienkurses auf ernsthafte Probleme der Firma hindeuten. Und schliesslich erfordert die Strategie auch einiges an Durchhaltewille und Disziplin des Anlegers.

Die «Dogs of the SLI»

Titel Dividendenrendite, in % Performance seit 1.1.2016, in %
Zurich 6,1 +9
UBS 5,2 -18
Swisscom 4,9 -9
Swiss Re 4,8 -1
Credit Suisse 4,4 -24
Bâloise 3,9 0
LafargeHolcim 3,8 +6
Kühne + Nagel 3,7 -3
Novartis 3,7 -15
Adecco 3,6 -3

Quelle: cash.ch