Man sollte stets vorsichtig mit Superlativen und grossen Begriffen sein. Doch was sich seit einer Woche an den weltweiten Börsen abspielt, kann durchaus mit dem Wort Gemetzel beschrieben werden. Am Donnerstag rutschte der Dow Jones mit einem Verlust von fast 1200 Punkten auf einen Schlag gleich mehrere Etagen tiefer. Der US-Leitindex verzeichnete den grössten Tagesverlust in seiner mehr als 130-jährigen Geschichte.

Wochenlang haben die Märkte in der westlichen Hemisphäre das Coronavirus als rein chinesischen Problem angesehen. Doch als das Covid19-Virus letzte Woche Italien – und damit Europa – erreichte, ging die Talfahrt los. Der Swiss Market Index verlor allein diese Woche mehr als elf Prozent. Der Euro-Stoxx 50 verlor über 12 Prozent.

Zwei Schwarze Schwäne

Das Coronavirus kann durchaus als sogenannter Schwarzer Schwan klassifiziert werden. Also als ein Ereignis, welches so nicht vorherzusehen war und der Weltwirtschaft – und damit den Börsen – einen Tiefschlag versetzte. Aber: Die Virus-Angst ist derzeit nicht das einzige Thema, welches die Börse in Aufruhr setzt. In Bezug auf die US-Wahlen 2020 sehen einige Börsianer eine zweite dunkle Wolke am Himmel. In Person von Bernie Sanders.

Dass der Linksaussen-Politiker Kandidat der Demokraten Präsident wird, ist schon länger kein abwegiges Szenario mehr. In den bundesweiten Umfragen der US-Vorwahlen liegt Sanders derzeit mit einer Zustimmungsrate von 29,2 Prozent mit grossem Abstand vor dem Zweitplatzierten Joe Biden mit 18 Prozent. Bei den letzten Vorwahlen in Nevada letzte Woche holte Sanders fast 50 Prozent der Stimmen. Die Buchmacher beziffern die Wahrscheinlichkeit eines Sanders-Triumphes in den Vorwahlen der Demokraten derzeit mit 57 Prozent. 

Coronavirus als Chance für Sanders?

Doch auch in einem direkten Duell mit Donald Trump steigen jetzt die Chancen von Sanders, zu triumphieren. Denn ausgerechnet das Coronavirus könnte für die Demokraten und damit für Sanders zu einem "Game Changer" werden. Aus zwei Gründen: Erstens ist es für amtierende Präsidenten verheerend, wenn im Wahljahr die Wirtschaft und damit die Börsen unter Druck stehen. Diese Woche sickerte bereits durch, wie gross die Nervosität im Weissen Haus angesichts der Abstürze an den Börsen sein muss. Donald Trump soll gewütet haben, weil die US-Gesundheitsbehörden Warnungen wegen des Virus aussprachen. Damit wurde in seinen Augen Panik verbreitet (cash berichtete).

Zweitens – und damit direkt zusammenhängend – könnte ein katastrophales Krisenmanagement der Corona-Epidemie Trumps Chancen auf seine Wiederwahl massiv schmälern. In seiner ersten Reaktion zur Corona-Problematik spielte Trump das Problem massiv herunter. Es sei alles unter Kontrolle und die USA "perfekt auf solch eine Krise vorbereitet".

Allerdings macht es sich Trump damit zu einfach. Die USA haben ein für westliche Verhältnisse relativ schlecht ausgebautes Gesundheitssystem. Sollte Trump angesichts eines schlecht funktionierenden Gesundheitssystems seine Versprechen nicht einhalten können, könnte der Ärger der Bevölkerung mit voller Wucht auf ihn zurückfallen. Bislang gibt es in den Vereinigten Staaten knapp 60 Coronavirus-Infizierte. Das ist relativ wenig, doch die Anzahl dürfte auch in den USA deutlich steigen.

Börsianer fürchten Sanders

Ist Sanders neben Covid19 also der zweite Schwarze Schwan, der bereits jetzt seinen Beitrag am weltweiten Aktien-Ausverkauf leistet? Fakt ist, in den Augen der meisten Börsianer ist das Wahlprogramm von Bernie Sanders nichts anderes als reines Gift für die Märkte. Würde Sanders US-Präsident, befürchten viele nicht weniger als einen Systemwechsel.

Beispiel: Sanders jüngster Vorschlag ist es, grosse Vermögen mit bis zu acht Prozent zu besteuern. Für die Superreichen hiesse das: Wer keine Rendite von 8 Prozent erzielt, sähe sein Vermögen unter dem Sanders-Regime schrumpfen.

Zudem möchte Sanders Aktienrückkäufe verbieten oder zumindest mit Auflagen versehen. Und die Steuerreform von Donald Trump, deren Pulver wohl ohnehin schon verschossen ist, möchte Sanders rückgängig machen. Das alles versetzt die Anleger in Angst, dass neben dem Coronavirus der zweite Schwarze Schwan in Person von Bernie Sanders Realität wird.