Die Aktie der Messe Schweiz – oder MCH Group, wie sie offiziell heisst – hat in den vergangenen Tagen nicht gerade in der Gunst der Märkte gestanden. Swatch-Chef Nick Hayek hat der Uhren- und Schmuckmesse Baselworld, die von der MCH Group organisiert wird, die Gefolgschaft aufgekündigt. Der Verlust dieses wichtigen Ausstellers hat dazu geführt, dass die Aktie innerhalb von wenigen Tagen rund ein Viertel des Werts verloren hat. Innerhalb der vergangenen 13 Monate fiel der Kurs gar von 83,1 auf knapp 37 Franken.

Im in der Finanzwelt viel beachteten Aktienfonds AMG Substanzwerte Schweiz ist die MCH Group nichtsdestotrotz einer der zehn grössten Titel. Erhard Lee, der diesen schwerpunktmässig auf Nebenwerte ausgerichteten Fonds gründete und sich heute unter anderem mit der Aktienanalyse beschäftigt, erschüttert das gegenwärtige Schicksal dieser Aktie wenig: "Wir investieren unternehmerisch und langfristig", sagt er im cash-Börsen-Talk. Die MCH Group bleibe im Portefeuille, auch wenn ihn der Imageschaden der Firma der vergangenen Tage etwas überrascht habe.

Am Abgrund stehe die MCH Group nicht. "Das Unternehmen lebt nicht nur von der Baselworld", gibt Lee zu bedenken. Spezifisch diese Ausstellung, die schon seit einiger Zeit deutlich schrumpft, habe schon mehrfach keinen Gewinnbeitrag geleistet. Mit der Art Basel habe der Messeveranstalter aber ein erfolgreiches Standbein und baue im Bereich Kunst und Events oder im Auktionsgeschäft weiter aus. "Das Unternehmen wird auch nächstes Jahr einen schönen Gewinn ausweisen." Beim aktuellen Kurs-Niveau empfiehlt Lee die Aktie zum Kauf.

«Rückkehr zur Normalität»

AMG Substanzwerte hat dieses Jahr ein Plus von 2,06 Prozent verzeichnet und schlägt damit den breiten Markt. Der SPI liegt aktuell um 0,9 Prozent höher als zum Beginn des Jahres. Bei Small und Mid Caps sind einige Titel in den vergangenen Wochen stark abgestraft worden. An Langfristigkeit interessiert, ist Lee nicht übermässig auf Einstiegschancen bei mehr oder weniger zyklischen Titeln aus. Er nennt im Gespräch mit cash.ch aber drei Ausnahmen.

"Bei Autoneum haben wir angefangen, eine Position aufzubauen", sagt Lee. Beim weltgrössten Autozulieferer für Lärm- und Hitzedämmungen war der Fonds bisher nicht investiert. Der Kurs ist von einem Höchst im Januar um 29 Prozent gefallen. Ins Portefeuille aufnehmen kann man als Anlegerin oder Anleger nach Lees Rat auch Arbonia, wo sich seit Mitte Juni ein Kursrückgang von 7 Prozent zeigt. Der Ostschweizer Bauausrüster befinde sich auf dem Weg einer Trendwende und habe Aussicht auf bessere Margen. Vertrauen hat Lee auch in den IT-Logistiker Also. Der Kurs ist ebenfalls seit Januar um ein Viertel gefallen, das Unternehmen hat laut Lee aber gute Aussichten beim Geschäftsgang.

Von anderen, stark zyklischen Titeln wie etwa Dormakaba lässt Lee aber die Finger. "Dort ist es zu sehr grossen Übertreibungen gekommen, und da brauchte es den Rückschlag auch." Diese Übertreibungen hätten sich auch in den Bewertungen in diesem Segment gezeigt. Nun zeichne sich eine "Rückkehr zur Normalität" ab.

Langfrist-Engagements zahlen sich aus

Mit der Performance dieses Jahr schlägt AMG Substanzwerte Schweiz zwar den Markt, kann aber nicht an frühere Renditeentwicklungen anschliessen. Vor allem in den Jahren um 2014 und 2015 gehörte der Fonds zu den best-performenden in der Schweiz. Die Fünf-Jahres-Rendite liegt bei 77 Prozent. Die Nettorendite aufs Jahr gerechnet betrug in den vergangenen 14 Jahren laut Lee im Schnitt 11 Prozent.

Einige der Evergreens im AMG-Portefeuille haben dieses Jahr im Kurs stagniert, wie etwa der Versicherer Vaudoise. Der vor allem auf die Westschweiz konzentrierte, äusserst kapitalstarke Versicherer gehört aber zu Lees favorisierten Aktien. Genauso hält er am Schaffhauser Spitalbedarf-Hersteller IVF Hartmann fest, wo der Kurs sich dieses Jahr nur leicht nach oben entwickelt hat.

"Wenn der Kurs einmal eine Pause einlegt oder einen Rückschlag erleidet, gehört das zum Geschäft", sagt Lee. Vor zehn Jahren, als der Fonds bei IVF Hartmann eingestiegen sei, habe die Aktie etwa 40 Franken gekostet, heute werde sie mit über 180 Franken gehandelt. Vaudoise habe sich seit dem Einstieg mindestens vervierfacht.

Im cash-Börsen-Talk sagt Erhard Lee, weswegen er an eine Erholung bei Large Caps sowie an weitere Kursgewinne bei Swatch oder den grossen Versicherern glaubt. Er äussert sich spezifisch auch zu den Pharmatiteln Roche und Novartis. Er betont aber gleichzeitig, dass er im breiten Markt den einigermassen riskanten Titel des Pharmaentwicklers Cassiopea, Tochtergesellschaft von Cosmo, für interessant hält. Schliesslich nennt er Sektoren, denen er weniger traut und bei denen der Fonds zum Teil gar Short-Positionen eingegangen ist.