Am 10. Februar werden die Aktien der Kryptobörse Smart Valor am Nasdaq-Ableger in Stockholm kotiert. Damit geht das erste Unternehmen aus dem Zuger Crypto Valley an den Kapitalmarkt. Mit dem Börsengang in Schweden erhofft sich Olga Feldmeier, Verwaltungsratspräsidentin und Gründerin von Smart Valor, erhöhte Sichtbarkeit bei den Investoren und Zugang zum Kapitalmarkt in den USA. 

Ob der Börsengang im derzeit höchst verunsicherten Markt ein Erfolg wird, ist unsicher. Zwar hat sich das Umfeld bei den Kryptowährungen in den letzten zwei Wochen stabilisiert. Bei der Referenzwährung Bitcoin steht aber noch immer ein Minus von rund 35 Prozent seit dem Rekordhoch Anfang November zu Buche. Die Aktie der Kryptobörse Coinbase hat seit ihrem Börsengang an der Nasdaq im April 2021 fast 40 Prozent verloren.

Smart Valor ist keine Randerscheinung. 2021 haben nicht weniger als acht von 13 Schweizer Unternehmen den Gang an eine ausländische Börse gewagt. Da es sich mehrheitlich um Wachstumsfirmen handelt, haben die Unternehmen die gestiegene Risikoaversion der Anleger besonders zu spüren bekommen. Hier eine Übersicht über die Entwicklung von Schweizer Aktien an Ausland-Börsen in den letzten Monaten:

On Holding

Um den Laufschuhhersteller, der im September mit grossem Tamtam und Erfolg an die New York Stock Exchange zog, ist es in letzter Zeit ruhig geworden. Der Aktienkurs des Zürcher Unternehmens, an dem Roger Federer beteiligt ist, schoss nach der Vorlage der Drittquartalszahlen Mitte November zwar noch auf ein Rekordhoch von fast 56 Dollar hoch. Bis Ende Januar sackte der Kurs dann zeitweise unter 23 Dollar ab, also noch unter dem Niveau des Ausgabepreises der Aktie beim IPO. In den letzten Tagen hat sich die Aktie etwas aufgerappelt.

Kursentwicklung der Aktie von On seit dem IPO Mitte September 2021 (Quelle: cash.ch)

Die Bewertung der Firma ist mit 9 Milliarden Dollar nun eine Spur realistischer. Nach den überraschend guten Drittquartalszahlen müssen sich Anlegerinnen und Anleger den 15. Februar merken, wenn die Jahresresultate veröffentlicht werden.

On ist eine Wette darauf, inwiefern die Firma das hohe Wachstumstempo vor allem in den USA beibehalten kann. Wer Unabwägbarkeiten im Konsumgüterbereich aushalten kann und langfristig orientiert ist, könnte sich einen Kauf der Aktien überlegen - was aber nicht heisst, dass die Titel im derzeit unsicheren Börsenumfeld und bei einer Ergebisenttäuschung Mitte Februar weiter unter Druck geraten.

Sportradar

Die Aktie des St. Galler Wettanbieters, der wie On stark auf das langfristige Wachstum im US-Markt setzt, hat sich seit dem Börsengang Ende Oktober an der New York Stock Exchange mehr als halbiert. Bereits vor dem Ausverkauf bei Tech-Aktien, der beim Jahreswechsel einsetzte, bekundete die Aktie erhebliche Mühe. Neuigkeiten wie die Bekanntgabe einer Partnerschaft mit der National Basket Association (NBA) oder die Verlängerung der Partnerschaft mit der Bundesliga prallen an der Aktie ab, ebenso die Umsatzsteigerung von 30 Prozent im dritten Quartal. Allerdings sank im Quartal die Profitabilität. 

Kursentwicklung der Aktie von Sportradar seit dem IPO Ende Oktober 2021 (Quelle: cash.ch)

Im Gegensatz zu On ist beim Sportradar-Aktienkurs in jüngster Zeit noch keine Gegenbewegung erkennbar. Die Aktie sackte jüngst gar auf ein Rekordtief von bis 11,20 Dollar ab. Interessierte Investorinnen und Investoren sollten sich bei einem solchen Kursverlauf die alte Börsenregel des fallenden Messers in Erinnerung rufen, in das man lieber nicht greift. Vor einer Bodenbildung des Kurses, die nach der Bekanntgabe der Jahresergebnisse einsetzen könnte, ist Zurückhaltung angesagt.

Sophia Genetics

Das Lausanner Bioinformatik-Unternehmen wurde auch schon als “Star” unter den Schweizer Startups bezeichnet. Die Aktie, die seit Juli an der Nasdaq in New York gelistet ist, kann dieses Attribut allerdings bei weitem noch nicht tragen. Seit September zeigt der Kurs Richtung Süden, der Wert des Unternehmens hat sich in dieser Zeit halbiert. Im Januar endete auch die 180-Tage lange Phase des Verkaufsverbotes für Altaktionäre, was die Titel zusätzlich belastet haben könnte. 

Kursentwicklung der Aktie von Sophia Genetics seit dem IPO im Juli 2021 (Quelle: cash.ch)

Sophia Genetics ist im Bereich der datengetriebenen Medizin tätig. Im dritten Quartal konnte der Umsatz um 45 Prozent gesteigert werden, der operative Verlust verdoppelte sich allerdings. “Das Wachstum kann grundsätzlich exponentiell sein”, sagte CEO und Mitgründer Jurgi Camblong vor einem Monat im Interview mit der "Handelszeitung".  

Für die Aktie spricht, dass namhafte Institutionelle Investoren wie T Rowe Price, Blackrock, die Credit Suisse oder Pictet Anteile halten. Und dass die grössten Investoren mit je 11 Prozent Beteiligung der belgische Unternehmer und Multimillionär Marc Coucke sowie der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore sind. Das gibt dem Unternehmen vor allem in den USA einen gewissen Beachtungsgrad am Markt. Interessierte Investorinnen und Investoren sollten den Aktienkurs genau im Auge behalten.

HeiQ

Das 2005 gegründete ETH-Spin-Off aus Schlieren ZH forscht in der Anti-Viren-Technologie und spürt die geringere Nachfrage nach den Gesichtsmasken mit antiviral wirkenden Textilien, die noch in der Pandemie für einen Umsatz- und Aktienkursschub gesorgt hatten. Ein Umsatz- und Gewinnrückgang im ersten Quartal 2021 auch aufgrund von höheren Kosten und Lieferkettenproblemen liessen die Aktie im September an einem Tag 24 Prozent einbrechen. 

Die Aktie, die bereits seit Dezember 2020 via leerem Börsenmantel (SPAC) an der Börse in London kotiert ist, hat nicht bloss deswegen eine massive Korrektur hinter sich: Sie fiel ingesamt von 210 Pence im Januar 2021 bis auf 77 Pence im letzten Oktober. Das Kerngeschschäft von HeiQ sind Funktionstechnologien für Textilien und Oberflächen. Die von HeiQ-CEO Carlo Centonze im cash-Interview Anfang Januar 2021 geäusserten Hoffnungen, wonach die Aktie Ende des selbigen Jahres vielleicht wieder Rekordniveau erreiche, sofern die Firma einige ihrer Innovationen platzieren könnte, haben sich nicht erüllt.Kursentwicklung der Aktie von HeiQ seit dem Börsengang Dezember 2020 (Quelle: cash.ch)

Immerhin hat sich die HeiQ-Aktie während des Aktien-"Sell-Offs" seit Jahresbeginn halten können, das Rekordtief vom Oktober wurde nicht mehr erreicht. Die UBS als zweigrösste Aktionärin hat ihren Bestand laut Bloomberg-Daten Ende Januar gar ein wenig aufgestockt. Die HeiQ-Aktien sind sehr volatil, die Erfolgsaussichten der Firma kaum abschätzbar. Investoren und Investorinnen müssen einen langen Atem haben oder darauf setzen, dass sich eine grössere Firma für HeiQ interessiert. 

Astrocast

Der Nanosatellitenhersteller Astrocast ist ein Spin-Off der ETH Lausanne (EPFL), dessen Aktien seit August an der Börse Euronext Growth in Oslo gehandelt werden. Die Firmenverantwortlichen hatten ihren Schock gleich in den ersten Wochen nach dem Börsengang, als sich die Aktie im Wert um rund zwei Drittel verminderte. Nach einer Erholung steht die Aktie nun wieder bei einem Allzeittief von 32 norwegischen Kronen. 

Kursentwicklung der Aktie von Astrocast seit dem Börsengang im August 2021 (Quelle: cash.ch)

Mit seinen Technologien will Astrocast die Abdeckung mit Funknetzen auf der Erdoberfläche verbessern. Dazu hat Astrocast erste, schachtel"grosse" Nano-Satelliten ins All schiessen lassen. Zielmarkt von Astrocast sind Kunden, die Tierherden, Ölpipelines oder Logistikrouten überwachen wollen. Der Astocast-Schirm in der Umlaufbahn ist Teil des Internet of Things (IoT) und soll bis in etwa zweieinhalb Jahren 100 Satelliten umfassen. Dann soll auch der Break-Even beim Vorsteuergewinn erreicht sein. 

Eine Investition (die sowieso mit sehr hohen Risiken befrachtet ist) zum jetzigen Zeitpunkt scheint angesichts der Kursentwicklung der letzten Wochen nicht ratsam. Der für Astrocast zuständige Analyst von Bryan Garnier veranschlagte ein Kursziel von 85 Kronen. Das wäre mehr als das Doppelte der aktuellen Notierung. Das Kursziel wurde allerdings im letzten Oktober formuliert.