Der Schweizer Pharmariese will 68 Euro je Morphosys-Aktie zahlen. Novartis sichert sich mit dem Zukauf den Zugriff auf den grössten Hoffnungsträger von Morphosys, das Medikament Pelabresib zur Behandlung von Myelofibrose - einer seltenen bösartigen Erkrankung des Knochenmarks - und kann damit sein Angebot in diesem Therapiebereich ergänzen: Das Mittel Jakavi der Schweizer ist bislang die einzige Arznei zur Behandlung der Erkrankung, allerdings lässt die Wirkung bei etwa der Hälfte der Myelofibrose-Patienten nach zwei bis fünf Jahren nach. Morphosys traut Pelabresib Umsätze in Milliardenhöhe zu. Novartis setzte mit Jakavi im vergangenen Jahr 1,72 Milliarden Dollar um.

Bei den Morphosys-Investoren kam das Kaufangebot gut an, die Aktien machten am Dienstag in Frankfurt einen Kurssprung von 15 Prozent auf 65,80 Euro. Kaum Wellen schlug der Deal dagegen bei Novartis, die Anteile rutschten am Börsenparkett in Zürich leicht ab. «Mit dieser Akquisition folgt Novartis der Strategie, seine Pipeline mit Produkten in den Kern-Therapiegebieten und im Spätstadium zu ergänzen», erklärte Vontobel-Analyst Stefan Schneider. Der Arzneimittelhersteller aus Basel peilt bei Übernahmen ergänzende Zukäufe für bis zu fünf Milliarden Dollar an. Novartis hat sein Geschäft mit der Abspaltung der Generika-Sparte Sandoz im vergangenen Jahr vollständig auf patentgeschützte Arzneien ausgerichtet und fokussiert auf vier Therapiegebiete und wenige Kernmärkte.

Novartis will den Morphosys-Kauf bereits in der ersten Jahreshälfte abschliessen und das Unternehmen aus Planegg bei München dann von der Börse nehmen. Bedingung für das Zustandekommen des Deals ist unter anderem, dass mindestens 65 Prozent der Morphosys-Aktien angedient werden. Auch die kartellrechtlichen Genehmigungen stehen noch aus. Reuters hatte bereits zuvor von Insidern erfahren, dass sich Novartis in fortgeschrittenen Gesprächen zu einer Übernahme von Morphosys befindet. Zwei mit der Sache vertrauten Personen zufolge setzte sich Novartis gegen das US-Biotechunternehmen Incyte durch, das Vertriebspartner von Morphosys ist und ebenfalls um die Firma geworben haben soll.

Morphosys konnte Ende vergangenen Jahres mit den Ergebnissen einer spätklinischen Phase-III-Studie für Pelabresib die Anleger nicht überzeugen, obwohl das Mittel das Hauptziel der Tests erreichte. Bei einem wichtigen Nebenziel war jedoch kein statistisch signifikanter Nutzen erkennbar. Dennoch will Morphosys bis Mitte des Jahres die Zulassungsanträge für das Medikament in den USA und der Europäischen Union einreichen. «Novartis verfügt über umfangreiche Ressourcen, die uns als eigenständiges Biotechunternehmen derzeit nicht zur Verfügung stehen, um die Entwicklungsmöglichkeiten von Pelabresib beschleunigen und das Vermarktungspotenzial schneller und in grösserem Umfang ausschöpfen zu können», erklärte Morphosys-Chef Jean-Paul Kress. Die Firma hat bislang nur ein Medikament auf dem Markt, das Krebsmittel Monjuvi, dessen Vertriebsrechte nun für 25 Millionen Dollar an Incyte gehen sollen. 

(Reuters)