Novartis habe sich mit dem US-Biotechunternehmen auf einen Kaufpreis von rund zwölf Milliarden Dollar in bar geeinigt, teilte der Basler Konzern am Sonntagabend mit. Das ist der grösste Deal des Unternehmens seit dem Kauf von Onkologie-Geschäften von GlaxoSmithKline im Jahr 2014. Die Aktionäre von Avidity sollen 72 Dollar je Aktie erhalten. Dies entspreche einem Aufschlag von 46 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag.

Die Anleger reagierten verhalten. Im Montagshandel verloren die Novartis-Anteile 1,4 Prozent an Wert. Dass die Aktien zunächst mit Abgaben auf den Zukauf reagieren, erklärt ein Händler mit der kurzfristigen Gewinnverwässerung durch den Zukauf. Dies scheine die Gemüter etwas zu belasten.

Analysten nehmen den Zukauf wohlwollend auf. Immerhin könne Novartis im besten Fall in einigen Jahren Milliarde mit den so zugekauften Kandidaten einnehmen, heisst es etwa bei JPMorgan. Insgesamt passten die so erworbenen Kandidaten gut in das Portfolio des Basler Konzerns.

Für den zuständigen Vontobel-Analysten setzt Novartis damit seine Akquisitionsstrategie erfolgreich fort. CEO Vas Narasimhan habe von Anfang an darauf gesetzt, Unternehmen mit innovativen Plattformtechnologien zu kaufen, die kurz davor standen, Umsätze zu generieren.

Das zu übernehmende Unternehmen sollte ausserdem eine klinische Studie in der späten Phase durchführen, die kurzfristig Umsätze ermöglichen würde. «Die Übernahme von Avidity erfüllt all diese Voraussetzungen», schreibt Vontobel-Analyst Stefan Schneider.

Der Forschungsschwerpunkt von Avidity passe gut zum Portfolio gegen neuromuskuläre Krankheiten von Novartis, erklärte Michael Kunz von der Luzerner Kantonalbank. Novartis habe «die Schatulle sehr weit geöffnet.» Die Übernahme könnte eine Antwort sein auf die Frage, wie Novartis jenseits der aktuellen Kassenschlager weiterwachsen wolle.

«Erhebliches Entwicklungsrisiko»

«Mit der Einkaufsorgie der letzten Wochen wird dieser Verdacht nicht wirklich ausgeräumt», erklärte Kunz mit Blick auf die im September angekündigten Übernahmen von Monte Rosa und Tourmaline. Seit November 2024 hatte der Konzern bereits Kate Therapeutics, Anthos Therapeutics und Regulus Therapeutics geschluckt.

Novartis versucht mit Zukäufen, die drohenden Patentabläufe für einige seiner Blockbuster-Medikamente wie das Herzmittel Entresto, das Asthmamittel Xolair und Cosentyx gegen Autoimmunerkrankungen aufzufangen. Das in San Diego ansässige Unternehmen Avidity entwickelt drei Therapien für verschiedene neuromuskuläre Erkrankungen. Eines davon ist Del-Zota zur Behandlung einer seltenen Form der Duchenne-Muskeldystrophie.

Novartis zufolge dürfte der Zukauf die konzernweit erwartete durchschnittliche jährliche Umsatzwachstumsrate für den Zeitraum 2024 bis 2029 von fünf auf sechs Prozent hochschrauben und den Aktionären im Laufe der Zeit erhebliche Renditen einbringen. ZKB-Analyst Laurent Flamme schätzt, dass die Wirkstoffe 2041 einen Spitzenumsatz von 5,1 Milliarden Dollar einbringen dürften. Er sprach aber auch von einem «erheblichen Entwicklungsrisiko».

Die Transaktion soll im ersten Halbjahr 2026 vollzogen werden. Im Rahmen der Vereinbarung wird Avidity seine Kardiologie-Programme im Frühstadium in ein neues Unternehmen namens Spinco ausgliedern, teilte Avidity mit.

 

(Reuters/AWP/cash)