Nach der gestrigen Leitzinserhöhung der SNB ist am Donnerstag auch die Schweizer Börse in den Bärenmarkt gerutscht. Der SMI fiel um 1,3 Prozent und schloss auf dem niedrigsten Stand seit November 2020. 

Traditionell gelten Schweizer Aktien zwar eher als sicherer Hafen. Pessimismus in Bezug auf steigende Zinsen und kletternde Anleiherenditen setzte jedoch Wachstumswerten zu und brachte den Zürcher Leitindex damit unter Druck. Zu den grössten Verlierern in diesem Jahr gehören Roche, Nestle und Sika.

Während Banken in der Regel von einem höheren Zinsumfeld profitieren, haben die Probleme der Credit Suisse den SMI belastet. Die Aktie fiel am Donnerstag auf ein Rekordtief angesichts eines Berichts, die Bank erwäge sowohl einen Ausstieg aus dem US-Markt als auch eine Kapitalerhöhung. Die Credit Suisse dementierte inzwischen, Ausstiegspläne in Bezug auf die USA zu hegen. 

Einer der letzten grossen Märkte im Bären-Modus

Der Leitindex der Schweizer Börse ist einer der letzten grossen regionalen Indizes, die die Schwelle zum Bärenmarkt überschritten haben. Der DAX in Frankfurt und der Euro Stoxx 50 sind bereits im März ins Bärenterrain abgeglitten. Jenseits des Atlantiks folgte der S&P 500 im Juni angesichts der Besorgnis in Bezug auf die Falkenhaltung der US-Notenbank. 

Trotz der Verluste im bisherigen Jahresverlauf notiert der SMI beim 14-fachen der erwarteten Gewinne, gegenüber einem KGV von 10 beim Euro-Stoxx-50. Wenn die Gewinnmargen in den kommenden Quartalen einbrechen, wie es zu befürchten sei, gebe es für die Schweizer Börse nur wenig Puffer, erklärten die Strategen Tim Craighead und Laurent Douillet von Bloomberg Intelligence.

Stratege Arthur Jurus von Oddo BHF geht indessen davon aus, dass die Inflation Schweizer Unternehmen weniger belasten wird als Firmen im Rest der Welt. Zwar bestünden weiterhin wirtschaftliche Risiken, insbesondere aufgrund der Energiekrise. In Zeiten globaler wirtschaftlicher Schocks übertreffe die Schweizer Aktivität jedoch den Rest der Welt.

Von Bloomberg befragte Ökonomen gehen davon aus, dass die Schweizer Wirtschaft bis Ende nächsten Jahres wachsen wird, während sie für die drei grössten Volkswirtschaften der Eurozone eine Abschwächung vorhersagen.

(Bloomberg)