AT1-Papiere, die risikoreichste Kategorie an Bankanleihen, stossen auf zunehmende Nachfrage aus Asien. Die traditionell auf den Dollar ausgerichteten Investoren suchen angesichts magerer globaler Renditen nach neuen Anlagemöglichkeiten. So haben asiatische Käufer im vergangenen Monat 16 Prozent eines auf Euro lautenden AT1-Papiers von Erste Group Bank abgenommen, nach 4 Prozent bei einer ähnlichen Transaktion im letzten Jahr. Auch bei Emissionen von Banco Santander und italienischen Banken gingen in diesem Jahr beträchtliche Teile an asiatische Investoren.

Die Nachfrage aus Asien "wird anhalten", erwartet Esther Teo, Direktorin festverzinsliche Papiere bei Affin Hwang Asset Management in Kuala Lumpur. Die Gesellschaft, die 14 Milliarden Dollar verwaltet, habe ihr Engagement bei Euro-AT1 aufgrund der attraktiven Rendite in einem Niedrigzinsumfeld erhöht, sagte sie.

Die geldpolitische Lockerung in Asien infolge der Coronavirus-Sorgen könnte die Attraktivität von Euro-AT1-Papieren steigern und mehr Investoren in den relativ kleinen Markt, der auf ein Volumen von 63 Milliarden Euro kommt, treiben. Dies würde Anleihen anheizen, die in den letzten zwölf Monaten in lokaler Währung einen Gesamtertrag von 18 Prozent erzielt haben. Dazu beigetragen haben die hohen Kupons, der Renditehunger der Anleger und die robusten Kapitalpuffer der Banken.

Kaufschub aus Asien

“Wir beobachten einen erneuten Kaufschub aus Asien und die Nachfrage beginnt, in Euro-Papiere zu fliessen", sagte Shanx Tandon, Anleihe-Syndizierung bei Credit Suisse. “Angesichts der absoluten Rendite, die diese Anlageklasse immer noch währungsübergreifend bietet, dürfte dies weitergehen."

Die Rendite von Euro-AT1 liegt bei 2,6 Prozent, verglichen mit 0,4 Prozent für Euro-Investmentgrade-Unternehmensanleihen, zeigen Bloomberg-Barclays-Daten. Dollar CoCos kommen auf eine Rendite von etwa 4 Prozent. Der gesamte AT1-Markt in Euro, Pfund und Dollar beläuft sich auf nur 240 Milliarden Dollar, ein Bruchteil des breiteren Anleihemarktes mit einem Volumen von mehreren Billionen Dollar.

Santander und das italienische Kreditinstitut Banco BPM haben jeweils mindestens 10 Prozent der jüngsten AT1-Emissionen in Euro bei asiatischen Investoren platziert. Ein weiteres italienisches Geldinstitut, UBI Banca verkaufte 7 Prozent eines Papiers an asiatische Anleger - doppelt so viel wie die grösste Bank des Landes, UniCredit, vor etwa einem Jahr bei einer AT1-Transaktion zuteilte.

UBI unternahm keine besonderen Vermarktungsanstrengungen in Asien, und frühere Angebote stiessen in der Region in der Regel auf geringes Interesse, sagte ein Sprecher der in Bergamo ansässigen Bank.

Asiatische Nachfrage

Die österreichische Erste Bank berichtete, dass der Appetit asiatischer Anleger auf ihre AT1s zugenommen habe, seit die Anleihen 2017 bei S&P Global Ratings auf Investment Grade hochgestuft wurden. Allgemein steige die Nachfrage bei Privatbanken und institutionellen Fondsmanagern sowie bei der zunehmenden Anzahl von spezialisierten AT1-Fonds, hiess es.

Zu den potenziellen Risiken für die asiatische Nachfrage nach Euro-AT1-Papieren kann eine rasche Veränderung der allgemeinen Marktstimmung gehören, da die nachrangigen Anleihen häufig volatile Kursschwankungen aufweisen. Der Nachfrageschub drückt auch auf die Spreads, so dass die Banken Anleihen mit weniger attraktiven Kupons preisen können. Das Papier von Erste zahlt 3,375 Prozent, der zweitniedrigste Wert überhaupt für einen syndizierten Euro AT1-Bond.

Dennoch wird das Papier über pari gehandelt. Das zeigt, wie schwierig es für Anleger ist, Rendite zu finden, insbesondere bei Investment-Grade-Papieren. Der breitere Euro-AT1-Markt könnte auch ein Ausweg aus den asiatischen Marktrisiken sein, insbesondere da die Coronavirus-Ängste die Wirtschaft belasten und Zinssenkungen vorantreiben.

(Bloomberg)