Schon seit Wochen reiht sich bei der Aktie der Partners Group ein Kursrekord an den nächsten. Diese Rekordjagd dürfte am heutigen Dienstag allerdings ein jähes Ende finden. Denn der Risikokapitalspezialist aus Baar wartet mit einem überraschend schwachen Halbjahresergebnis auf.

Nicht nur bei den Erträgen, auch beim operativen Gewinn (EBITDA) verfehlt das seit Jahren erfolgreiche Unternehmen selbst die tiefsten Erwartungen. Und genau im Erfolg der letzten Jahre sehen Beobachter den Grund für die Ergebnisenttäuschung begraben. Die Analystenerwartungen seien zuletzt schlichtweg ins Unerreichbare gestiegen, so lautet der Tenor. Das macht die Partners Group zum Opfer des eigenen Erfolgs.

Folglich wird die Aktie zur Stunde noch mit einem Minus von 2,7 Prozent auf 788 Franken abgestraft. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 765 Franken.

Erfolgsabhängige Erträge stark rückläufig

Rückblickend scheinen die Analysten insbesondere die Höhe der erfolgsabhängigen Erträge überschätzt zu haben. Mit 130 Millionen Franken verfehlen diese Erträge die bei 165 Millionen Franken liegenden Markterwartungen ziemlich deutlich. Im Jahresvergleich errechnet sich ein Rückgang von mehr als 25 Prozent.

Etwas desillusioniert gibt sich die Zürcher Kantonalbank. Nachdem man die erfolgsabhängigen Erträge über Jahre hinweg ständig unterschätzt habe, habe man nun schon zum zweiten Mal in Folge zu viel verlangt, so schreibt sie. Die Zürcher Bank weist allerdings darauf hin, dass gerade dieser Ertragsstrom nicht gleichmässig fliesst, sondern im Private-Equity-Geschäft durchaus kräftig an- und abschwellen kann. Das Anlageurteil lautet weiterhin "Marktgewichten".

Die Bank Vontobel macht neben den tiefer als erwartet ausgefallenen erfolgsabhängigen Gebühren auch zusätzliche Kosten für einen Ausbau des Personalbestands für die Gewinnenttäuschung verantwortlich. Aufgrund intakter Langfristaussichten rät die Zürcher Bank weiterhin mit einem Kursziel von 880 Franken zum Kauf der Aktie.

Wie die UBS Investmentbank ergänzt, verfehlt der Halbjahresgewinn die Markterwartungen um gerade mal 2 Prozent. Die Grossbank stuft die Aktie wie bis anhin mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 804 Franken ein. Auch Julius Bär schlägt versöhnliche Töne an und rechnet in der zweiten Jahreshälfte mit einer Belebung bei den erfolgsabhängigen Erträgen. Die Zürcher Bank sieht in der negativen Kursreaktion daher eine Kaufgelegenheit für die mit "Buy" und einem Kursziel von 900 Franken empfohlenen Aktie.

Ein Gewinner tiefer Zinsen

Nur den historisch tiefen Zinsen dürfte es zu verdanken sein, dass die Partners-Group-Aktie nicht noch deutlichere Kursverluste zu beklagen hat. Der Risikokapitalspezialist gilt in Analystenkreisen nämlich als Gewinner tiefer Zinsen. Zum einen führt der Renditedruck bei institutionellen Grossinvestoren zu einer stärkeren Nachfrage nach Risikokapitalanlagen. Und auf diesem Gebiet gilt die Partners Group als das Mass aller Dinge. Zum anderen kommt das Unternehmen für seine Investmentgefässe günstig an Fremdkapital.

Ende März stufte Morgan Stanley die Aktie aus einem weiteren Grund von "Equal-weight" auf "Overweight" herauf (cash berichtete). Die US-Investmentbank rechnet mit einer Lockerung der Anlagevorschriften für europäische Versicherer und erwartet in diesem Zusammenhang einen kräftigen Nachfrageschub im Bereich der Risikokapitalanlagen.

Mit einem Kursplus von noch immer fast 32 Prozent alleine in diesem Jahr nimmt die Partners-Group-Aktie aber schon einiges an Zukunftsmusik vorweg.