Der Elektrokonzern ABB verschreibt sich im Vorfeld des Investorentages vom Dienstag höheren neuen Mittelfristzielen. Angestrebt wird eine operative Marge (EBITA) von 15 Prozent oder mehr bei einem jährlichen Umsatzwachstum zwischen 4 und 7 Prozent (bisher 3 bis 5 Prozent). Firmeneigenen Angaben zufolge befinden sich momentan rund 60 Prozent der Geschäftsbereiche im Wachstumsmodus.

US-Investmentbank sah die neuen Ziele kommen

Das dürfte insbesondere Goldman Sachs freuen. Die US-Investmentbank hatte ihr 12-Monats-Kursziel für die Aktie von ABB schon vor Wochen in Erwartung ambitionierterer Ziele auf 51 (zuvor 48) Franken angehoben (der cash Insider berichtete). Goldman Sachs stuft die Aktie wie bis anhin mit "Conviction Buy" ein, sieht in ihr also einen Kauf aus Überzeugung.

Selbst die Amerikaner dürften von den neuen Vorgaben positiv überrascht worden sein, gingen sie doch nur von einer Erhöhung des Wachstumsziels ans obere Ende der bisherigen Spannweite von 3 bis 5 Prozent aus. Ausserdem befinden sich weitaus mehr Geschäftsbereiche im Wachstumsmodus als von ihnen erwartet worden war.

Allerdings sieht Goldman Sachs selbst auf Basis der neuen Mittelfristziele künftig noch Raum für positive Überraschungen. Die bankeigenen Umsatz- und Gewinnschätzungen liegen nämlich schon heute über den Vorgaben von ABB selber. Goldman Sachs geht für dieses und das kommende Jahr gar von einem prozentual zweistelligen Umsatzwachstum und einer deutlichen Verbesserung der operativen Marge (EBITA) aus. Mit anderen Worten: Man sieht auch jetzt noch Raum für künftige Überraschungen.

Die Börse zeigt sich erfreut

Die operativen Gewinnschätzungen der US-Investmentbank für 2023 liegen jedenfalls um nicht weniger als 24 Prozent über den durchschnittlichen Erwartungen anderer Banken. Goldman Sachs bezeichnet die neuen Ziele verständlicherweise als "eher konservativ". Die Amerikaner verweisen dabei auf die ambitionierteren Vorgaben bei anderen Rivalen wie etwa Schneider Electric. Das wiederum lässt Beobachter vermuten, dass einige Banken ihre Schätzungen im Anschluss an den Investorentag erhöhen müssen.

Diese Meinung scheinen die Anleger zu teilen. Zur Stunde gewinnt die ABB-Aktie 1,5 Prozent auf 33,75 Franken. Die bisherigen Tageshöchstkurse liegen gar bei 33,85 Franken.

Für die Berenberg Bank kommen die neuen Mittelfristziele wenig überraschend, wennauch sie mit ihren eigenen Schätzungen noch darunter liegt. Sie stuft die Aktie mit "Hold" und einem Kursziel von 28 Franken ein. Wie die UBS festhält, hatte sie sich sogar eine deutlichere Erhöhung der Vorgaben erhofft. Die grösste Schweizer Bank hält allerdings dennoch am "Buy" lautenden Anlageurteil sowie am 12-Monats-Kursziel von 35 Franken fest.

Unterstützung erhält die Aktie hingegen von Bernstein Research. Die US-Investmentbank startet die Abdeckung von ABB mit "Outperform" und einem Kursziel von 38 Franken. Dabei argumentiert sie unter anderem mit den geplanten Devestitionen, mit welchen sich Aktionärswerte schaffen lassen sollten.