Die Valoren des Spezialitätenchemieherstellers Ems-Chemie verlieren am Dienstag nach der Eröffnungen 2,5 Prozent auf 535 Franken, während der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Performance Index (SPI) 0,8 Prozent nachgibt. Seit Jahresanfang hat der Titel etwas mehr als 10 Prozent an Wert eingebüsst.
Die Research-Boutique Kepler Cheuvreux senkt am Dienstag das Kursziel für Ems-Chemie auf 505 von 585 Franken. Die Einstufung lautet weiterhin «Reduce». Der Ausblick für die Automobilindustrie und die industrielle Produktion bleibe auch für das kommende Jahr verhalten, schreibt der Analyst Martin Flückiger von Kepler Cheuvreux. Entsprechend dürfte EMS weiterhin unter einer schwachen Nachfrage leiden.
Auch Berenberg stuft die Ems-Aktien mit einem «Sell»-Rating ein. Der zuständige Experte Sebastian Bray erhöhte aber nach den im Oktober kommunizierten Quartalszahlen das Kursziel auf 510 von 491 Franken. Dies spiegle die bessere Preis-Kosten-Spanne bei technischen Kunststoffen wider, wobei die Margen bei Spezialchemikalien niedriger ausgefallen seien. Niedrigere Rohstoffkosten und stabile Preise dürften dem Unternehmen helfen, die Guidance für das Geschäftsjahr 2025 sowie eine leichte Gewinnsteigerung zu halten. Für 2026 zeigt sich der Berenberg-Analyst jedoch skeptisch. So dürften das schwierige Marktumfeld und der starke Franken das Gewinnwachstum bremsen. Angesichts der hohen Bewertung halte er daher an seiner Verkaufsempfehlung fest.
Anlässlich der Ergebnisse zum dritten Quartal zeigt sich Ems-Chemie zuversichtlich, die Jahresziele 2025 erreichen zu können. Der Konzern aus Domat-Ems hatte in den ersten neun Monaten 2025 in einem nach wie vor angespannten Marktumfeld wie erwartet weniger Umsatz erzielt. Trotz Gegenwind hält die Firma an den für 2025 gesetzten Zielen fest. Dazu zählt eine Steigerung des Betriebsergebnisses.
Die US-Zölle haben keinen negativen Einfluss auf die Geschäftsentwicklung. Am 4. August erklärte das Unternehmen, die in den USA verkauften Produkte würden «fast ausschliesslich in den USA produziert». Zudem seien wichtige Spezialitäten von den US-Zöllen befreit. Darüber hinaus habe sich das Unternehmen bereits vorbeugend auf mögliche internationale Handelsbarrieren eingestellt und die Lieferketten entsprechend angepasst.
So düster die Aussichten im europäischen Automobilsektor und an der Währungsfront derzeit sind, könnte der etwas stärkere Dollar und der stabilere Euro den Umsatzzahlen künftig auf die Sprünge helfen. Einige Analysten erwarten für 2026 ein besseres Umfeld für die europäischen Automobilhersteller.
Talsohle bei europäischer Autoindustrie könnte erreicht sein
Der Luxusautohersteller Porsche senkte die Prognose in diesem Jahr viermal, Jeep-Eigentümer Stellantis verbuchte Milliarden an Einmalbelastungen und Renault verbuchte einen Verlust von 9,5 Milliarden Euro aufgrund einer Bilanzierungsänderung für seine Beteiligung an Nissan. Zuletzt stellte der Mangel an wichtigen Komponenten des Chipherstellers Nexperia – der in einem politischen Konflikt zwischen den Niederlanden und China gefangen ist – eine zusätzliche Herausforderung dar. Diese Woche warnte Volkswagen, dass die Erreichung der Finanzziele von der fortgesetzten Lieferung von Halbleitern abhänge. Man verfüge nur noch über genügend Chips, um die deutschen Werke eine Woche lang am Laufen zu halten.
Der Sektor steht weiterhin vor Herausforderungen, da es Anzeichen für anhaltende Schwäche in den wichtigen amerikanischen und chinesischen Märkten gebe und die Fundamentaldaten laut Douillet von Business Insider weiterhin «fragil» seien. Dennoch könne sich das Blatt wenden, da die Automobilhersteller mit neuen Subventionen für Elektrofahrzeuge in Höhe von drei Milliarden Euro in Deutschland bis 2029 rechnen können, während sich die Bemühungen zur Kostensenkung und zur Neugestaltung der Modellpalette ab 2026 auszahlen dürften.
Porsche signalisierte mit seinen jüngsten Ergebnissen, dass das Schlimmste überstanden sein könnte, da das Unternehmen seine Position im Luxussegment neu ausrichten will. Porsche habe lange gebraucht, um die Umsatzeinbussen in China und die strategische Neuausrichtung im Bereich elektrischer Fahrzeuge zu bewältigen. Dennoch könnte ein Grossteil davon nun abgeschlossen sein, erklärte Citigroup-Analyst Harald Hendrikse gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Er erwartet bei Porsche für 2026 eine deutliche Gewinnverbesserung.
(cash/AWP)
