Die Sanktionen der westlichen Staaten verbieten den traditionellen Abnehmern in Europa und den USA den Kauf von neu produziertem russischen Gold. Und selbst das erlaubte Einschmelzen von Altbarren verweigern einige Raffinerien aus Sorge um ihre Reputation.

Damit stellt sich für Russland das Problem, die rund 340 Tonnen im Wert von rund 20 Milliarden Dollar an den Mann zu bringen, die das Land jährlich fördert. Nur wenige nicht-sanktionierte Banken können solche Mengen praktisch abwickeln. Und bisher exportieren nur wenige Minenbetreiber direkt - eine Möglichkeit, die seit zwei Jahren besteht.

Direktexporte in die Emirate?

Das könnte sich jetzt ändern. Die in London börsenotierte Polymetal und andere grosse Goldproduzenten ziehen Direktexporte in die Vereinigten Arabischen Emirate und China in Erwägung, berichten mit der Situation vertraute Personen.

Die russische Zentralbank war einst der grösste Goldkäufer und übernahm bis 2020 fast die gesamte Goldproduktion des Landes. Ihre Zusage, die Käufe wieder aufzunehmen, wird einen Teil des Angebots absorbieren, das nicht exportiert werden kann.

"Es gibt sehr gute Budgeteinnahmen", sagte Natalia Orlova, Ökonomin bei der Alfa-Bank. "Sie können jetzt nur noch in Goldkäufe gesteckt werden."

Die Zentralbank limitiert ihren Ankaufpreis auf 5'000 Rubel pro Gramm, was beim aktuellen Wechselkurs etwa 1880 Dollar pro Unze entspricht und damit unter dem internationalen Marktpreis liegt. Die Ankäufe sollen laut Zentralbank-Kreisen vor allem die Goldminen unterstützen, da die Sanktionen den Export erschweren und der Inlandsmarkt die Mengen nicht aufnehmen kann.

Abschaffung der Mehrwertsteuer

Mehr Geschäft könnte auch vom inländischen Endkundenmarkt kommen, etwa durch die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Gold, die Moskau nach Kriegsbeginn verordnete. Auch wenn der Goldpreis tendenziell nicht so direkt auf Angebot und Nachfrage reagiert wie andere Rohstoffe, würde die Aussicht auf geringere russische Exporte das globale Angebot schmälern.

"Der Goldmarkt hat normalerweise einen Angebotsüberhang", sagte Suki Cooper, Analystin bei Standard Chartered. "Wenn Russlands Nachfrage wächst, seine Produktion nicht auf den internationalen Markt kommt und das Überangebot durch ETFs aufgefangen wird, könnte der Goldmarkt zum ersten Mal seit 2015 näher an einem Gleichgewicht sein."

(Bloomberg)