Das erste Halbjahr an den US-Märkten hatte es in sich. Die drei ersten Monate wurden vom «US-Exzeptionalismus» geprägt, ehe es mit den am «Liberation Day» angekündigten US-Zöllen stimmungsmässig zu «Sell America» überging. Der Abgesang auf die US-Börsen war indessen verfrüht, der Nasdaq 100 Index und der S&P 500 Index eilen seit Ende Juli wieder von Rekord zu Rekord. Ein Abverkauf von US-Valoren durch Schweizer Vermögensverwalter ist im zweiten Quartal ebenfalls ausgeblieben, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten 13F-Meldungen an die US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht.
Mit den 13F-Filings geben die hiesigen Finanzunternehmen mit verwalteten Vermögenswerten von mindestens 100 Millionen Dollar gegenüber der amerikanischen Börsenaufsicht an, welche Titel, ETFs oder Fonds sie innerhalb eines Quartals gekauft und abgestossen haben. Die am Mittwoch gemeldeten Transaktionen fanden zwischen Anfang April und Ende Juni statt und werden in der Regel um die 45 Tage nach Ende des Quartals offengelegt.
Die Berichte geben Aufschluss über mögliche Anlageideen. Ferner sind die Beteiligungsveränderungen bei der Schweizerischen Nationalbank von Interesse - dazu mehr hier. Die hiesigen Finanzverwalter von Lombard Odier bis Zürcher Kantonalbank (ZKB) haben gemäss Bloomberg-Daten bei Nvidia die Positionen kräftig aufgestockt. Die Valoren des Chipherstellers haben im zweiten Quartal um gut 40 Prozent zugelegt. Selbst der Umstand, dass Nvidia und AMD künftig 15 Prozent ihrer Einnahmen aus Chipverkäufen in China an die US-Regierung abführen müssen, hat der jüngsten Rally keinen Abbruch getan.
Gefragt unter den Schweizer Vermögensverwaltern waren auch Microsoft, Alphabet, Broadcom oder Meta. Neben den Megacaps wurden die Gewichtungen bei Technologieaktien allgemein hochgefahren. Die Zürcher Kantonalbank hat im Technologiebereich zum Beispiel die Valoren von Zebra Technologies und Astera Labs neu aufgenommen.
Beteiligungsreduktionen bei Apple
Während bei Nvidia kräftig zugelangt wurde, gab es auch Tech-Valoren, wo die Bestände reduziert wurden. Bei Lombard Odier flogen Apple und Amazon aus den Depots. Vor allem die Apple-Titel kamen im zweiten Quartal nicht auf Touren. Einerseits standen mögliche Zölle im Raum, andererseits schien der Konzern beim KI-Wettrennen den Anschluss zu verlieren.
An beiden Fronten konnte im Juli Entwarnung gegeben werden. Apple könnte gar ein Comeback mit neuen Geräten - darunter Roboter, einen intelligenten Lautsprecher mit Display und Überwachungskameras für den Heimgebrauch - gelingen. Ein Tischroboter, der für 2027 geplant ist, ist das Herzstück der KI-Strategie. Er soll eine lebensechte Version von Siri bieten und den ganzen Tag über mit den Nutzern interagieren können. Die Geräte sind Teil der Bemühungen, Apples Ruf als Innovationstreiber wiederherzustellen und Unternehmen wie Samsung Electronics und Meta in neuen Kategorien herauszufordern.
Lombard Odier hat nicht nur bei Apple die Position auf null zurückgefahren. Dies gilt auch für die Titel von Ametek, Abbott Labs, Berkshire Hathaway, Bank of America und Amgen. Pictet wiederum zog sich bei Caterpillar, Garmin, ServiceNow, Intel oder Arm Holdings ganz zurück. Die Genfer Privatbank stockte auf der anderen Seite bei Pinterest, Philip Morris, Uber, Alcon, Smurfit Westrock oder Coco-Cola kräftig auf. Der Getränkehersteller Coco-Cola taucht auch bei der UBP ganz vorne bei den Addierungen auf, während PepsiCo bei allen vier Vermögensverwaltern nicht unter den ersten Positionen zu finden ist.
Eine Schweizer Aktie taucht unter den Käufen interessanterweise ganz oben auf. Sowohl Lombard, Pictet oder ZKB halten deutlich mehr UBS-Valoren. Inwieweit diese ausgewiesenen Positionen mit Derivatetransaktionen in Verbindung stehen, ist allerdings offen - insofern ist dies mit Vorsicht zu geniessen. Andererseits wurden bei den US-Finanzvaloren JPMorgan oder US Bancorp sowie den Versicherern wie Metlife oder Chubb die Positionen getrimmt.
Die deutlichste Sektorrotation verzeichnet der Gesundheitsbereich. Lombard Odier hat den Sektor um 2 Prozent, Pictet um 22, Prozent, UBP um 2,7 Prozent und die Zürcher Kantonalbank um 2,3 Prozent zurückgefahren. Titel wie Abbott, Abbvie, Zoetis, UnitedHealth oder Merck wurden reduziert. UBP hat im Bereich Healthcare beim Medizinaltechnikkonzern Danaher und Thermo Fisher sowie Pfizer Verkäufe getätigt, während Intuitive Surgical, Amgen oder Stryker sowie Teva auf der anderen Seite aufgestockt wurden.
Der grösste Anteil als Einzelposition hat Microsoft mit 10,2 Prozent bei der Bank Lombard Odier, Amazon mit 12,3 Prozent bei Pictet, Mastercard mit 1,3 Prozent bei UBP und Boston Scientific mit 0,5 Prozent bei der Zürcher Kantonalbank.