Die Aktien von Richemont gewinnen in der Eröffnung 7,6 Prozent auf 173,85 Franken, während Swatch um 2,7 Prozent auf 180,05 Franken vorrücken. Die Valoren der beiden Luxusgüterkonzerne entwickeln sich damit besser als der Gesamtmarkt, der gemessen am Swiss Market Index (SMI) 0,47 Prozent verliert.
Richemont wusste am Freitag mit überzeugenden Quartalszahlen aufzuwarten. Das Unternehmen konnte sein Umsatzwachstum im zweiten Quartal auf 14 Prozent steigern, verglichen mit 6 Prozent im ersten Quartal. Dazu trugen sämtliche Produktkategorien, Vertriebskanäle und Regionen bei, ausser Japan. Den 14 Prozent stehen +10 Prozent bei Hermès, -5 Prozent bei Kering und +1 Prozent bei LVMH gegenüber, betont der Vermögensverwalter Vontobel in einem Kommentar.
Der zuständige Vontobel-Analyst spricht denn auch von einem vorzeitigen Weihnachtsgeschenk, wie er stichpunktartig zusammenfasst: Uhren wieder im Trend, China im zweiten Quartal wieder auf Wachstumskurs, freier Cashflow (FCF) um 70 Prozent gestiegen und Gewinne im Hochpreissegment über den Erwartungen. Der Experte stuft die Aktie deshalb auf «Buy» von «Hold» hoch und verpasst dem Titel ein neues Kursziel von 190 nach 170 Franken.
Etwas zurückhaltender zeigt sich der Analyst der Zürcher Kantonalbank (ZKB), welcher die Aktie mit «Marktgewichten» einstuft. Der faire Wert basierend auf dem diskontierten Free-Cashflow-Modell (DCF) taxiert der ZKB-Experte bei 160 Franken. Die Bruttogewinnmarge sei durch den hohen Franken und den stark gestiegenen Goldpreis belastet worden. Damit liege diese entsprechend unter den Erwartungen.
Die tiefere Bruttogewinnmarge konnte jedoch kompensiert werden durch einen höheren Umsatzbeitrag und tiefere Werbekosten sowie tiefere zentrale Kosten, so der ZKB-Experte weiter. Der Konsens beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) für das Gesamtjahr dürfte erhöht werden. Für den Analyst der ZKB bleiben aber Schlüsselfragen bestehen - zum Beispiel, inwieweit es wegen des gestiegenen Goldpreises zu teilweise vorgezogenen Schmuckkäufen gekommen ist und inwieweit der Goldpreis die Bruttogewinnmarge künftig noch belasten wird.
Gemäss AWP-Analyser stufen 15 Analysten den Titel mit «Kaufen», sechs «Halten» und einer mit «Verkaufen» ein. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 171,70 Franken.
Swatch überspringt 13-Monats-Hoch
Im Sog der Richemont-Zahlen ziehen auch die Aktien von Swatch an, und zwar in der Spitze auf über 180 Franken. Damit erreicht der Titel ein neues Jahreshoch und den höchsten Stand seit 13 Monaten. Der Bieler Uhrenkonzern veröffentlicht keine Quartalszahlen. Es wird erwartet, dass Swatch im März 2026 die Zahlen zum zweiten Halbjahr 2025 offenlegen wird.
Es bleibt nun abzuwarten, ob die negativ eingestellten Analysten in Zukunft die Kursziele bei Swatch nach oben schrauben oder an ihrer bisherigen Einschätzung festhalten. So hat die HSBC zum Beispiel vor zwei Monaten das Kursziel für Swatch in einer Branchenstudie auf 110 von 113 Franken gesenkt. Die Einstufung lautet weiterhin «Reduce». Die zuständige Expertin sieht nicht, wie der Uhrenkonzern seine strukturellen Probleme überwinden und mit seinen Mitbewerbern mithalten könne.
(cash)
