Der Kursrutsch in den USA hat am Dienstag auch die Märkte in Asien und Europa in die Tiefe gerissen. An der Schweizer Markt hielt sich dagegen wegen des Kurssprungs von Roche der Schaden in Grenzen.

Vor den mit Spannung erwarteten US-Konjunkturdaten und den Quartalszahlen von Nvidia würden die Anleger in den Risikovermeidungsmodus schalten, sagte ein Marktbeobachter. Der US-Chipgigant müsse am Mittwoch mit seinen Quartalszahlen schon «etwas ganz besonderes aus dem Hut zaubern», so ein Händler. Denn die Erwartungen seien erneut «gigantisch» und selbst Rekordzahlen seien keine Garantie für eine Rückkehr der Bullen. Ausserdem hätten die zuletzt vorsichtigen Aussagen von US-Notenbankern zu verstärkten Fragezeichen hinter dem Bewertungsniveau des KI-Hypes geführt. Gleichzeitig grassieren Sorgen, dass angesichts der Donnerstag erwarteten US-Arbeitsmarktzahlen die Fed von einer Zinssenkung Abstand nehmen könnte.

Der Leitindex SMI sank um 0,92 Prozent auf 12'481,95 Punkte, während andere grosse europäische Börsen deutlich stärker absackten. Obwohl der Leitindex unter die Marke von 12'500 Punkte fiel, schloss er dennoch über seinem Tagestief von 12'440 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gab um 1,28 Prozent auf 2012,17 nach und der breite SPI um 1,01 Prozent auf 17'143,97 Zähler. Im SLI waren alle Titel im roten Bereich, ausser Roche.

Insgesamt waren die Volumina hoch: Es wurden Aktien im Wert von 3,6 Milliarden Franken gehandelt. Ebenfalls gross war die Nervosität: Das Angstbarometer VSMI kletterte um 14,9 Prozent auf 19,144 Punkte. Das war der höchste Stand seit Ende April. Es sei zu früh zu sagen, ob es sich um einen Ausverkauf handle, sagte ein Händler. Er geht eher von Gewinnmitnahmen aus Vorsicht aus angesichts der Unsicherheiten vor den Nvidia- und US-Arbeitsmarktzahlen.

Der Talfahrt des SMI stemmten sich einzig Roche (GS +6,8 Prozent) entgegen, die einen gewaltigen Kurssprung machten. Das Brustkrebsmittel Giredestrant hat sich in einer zulassungsrelevanten Studie als sehr wirksam in der Behandlung von Patientinnen mit frühem Brustkrebs erwiesen. Damit sei ein lang ersehnter Erfolg endlich da, kommentierten Analysten.

Konkurrent Novartis (-3,6 Prozent) stand derweil weit oben auf den Verkaufslisten. Händler sprachen von grösseren Umschichtungen aus Novartis und anderen europäischen Pharmawerten in Roche. Das dritte Schwergewicht Nestlé kam vergleichsweise glimpflich davon (-0,8 Prozent).

Am wenigsten unter die Räder kamen die klassischen defensiven Werte wie Galderma (-0,3 Prozent), Swisscom (-0,4 Prozent) und Givaudan (-0,7 Prozent).

An der Spitze der Verlierer schoben sich Richemont (-4,5 Prozent) vor, während der Uhrenkonzern Swatch 2,4 Prozent verlor. Die zweitgrössten Verlierer waren ABB (-4,1 Prozent). Die am Investorentag veröffentlichten neuen Finanzziele lösten keine Begeisterung aus.

Auch Zurich (-1,8 Prozent) gehörten am Kapitalmarkttag zu den Verlierern und auch hier waren Überraschungen Mangelware. Der Versicherer will in den kommenden Jahren gezielt wachsen und sieht sich mit den bestätigten Zielen auf Kurs.

Auch konjunktursensitive und Gesundheitstitel wie Straumann, Sonova, Sika, Geberit oder Holcim und Amrize büssten zwischen 2 und 3,4 Prozent ein. Julius Bär wurden um 2,7 Prozent tiefer gehandelt. Techtitel wie VAT (-3,5 Prozent) oder in der zweiten Reihe Comet (-3,1 Prozent) oder Inficon (-2,3 Prozent) kamen derweil in den Strudel der abtauchenden Nasdaq.

AMS Osram brachen gar um 16,0 Prozent ein. Die Zahlen zum dritten Quartal lagen zwar im Rahmen der Erwartungen, der Ausblick sorgte hingegen für lange Gesichter. Und wichtiger noch - es fehlten Nachrichten zu Meta. Vor wenigen Wochen hatte ein mögliches Geschäft mit dem US-Konzern die Aktien nach oben getrieben.

Auf der anderen Seite schossen Cicor (+8,7 Prozent) kräftig nach oben. Der Elektronikfertiger hat sein Übernahmeangebot an die britische TT Electronics revidiert und sich damit die Unterstützung des dortigen Verwaltungsrats gesichert. Der Zukauf würde den Umsatz von Cicor nahezu verdoppeln.

(AWP)