Vor allem im frühen Handel war ein Hauch von Panik an den Märkten zu spüren, nachdem am Vorabend in den USA zwei Regionalbanken mit Kreditverlusten an die Öffentlichkeit getreten waren. Im Laufe des Tages beruhigte sich das Geschehen allerdings etwas und dank erneut deutlichen Gewinnen bei Nestlé hielt sich das Minus im Leitindex SMI zum Schluss in Grenzen.

Banken- und sonstige Finanzwerte wurden allerdings wegen der neu aufgeflammten Ängste um eine neue Finanzkrise den ganzen Tag im grossen Stil verkauft. Die Stimmung wurde laut Händlern zusätzlich belastet durch den ungelösten Haushaltsstreit in den USA und die anhaltenden Handelskonflikte zwischen den USA und China. Dabei sei in beiden Fällen nicht mit einer schnellen Einigung zu rechnen, meinte ein Händler. Allerdings gab es auch optimistischere Stimmen. Der Markt scheine nach der jüngsten Stärke gezielt auf negative Nachrichten zu warten, um Gewinne mitzunehmen, sagte eine.

Der Leitindex SMI lag bei Handelsende noch 0,45 Prozent tiefer bei 12'644,49 Punkten und schloss damit 1,3 Prozent über dem Tagestief aus dem frühen Handel bei 12'477 Zählern. Dass die Nervosität im Markt zumindest kurzfristig massiv anstieg, zeigte sich auch beim als Angstbarometer bekannten Volatilitätsindex VSMI: dieser kletterte phasenweise um über 16 Prozent nach oben, zum Schluss waren es dann allerdings nur noch knapp 7 Prozent. Dank der starken Nestlé-Performance die letzten 2 Tage gab es für den SMI auch ein schönes Wochenplus von 1,3 Prozent.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fiel am Freitag um 0,75 Prozent auf 2035,68 Punkte und der breite SPI um 0,52 Prozent auf 17'361,83 Zähler. Bei den 30 Top-Werten schlossen 24 im Minus und nur sechs im Plus.

Dass sich der SMI am Freitag im Laufe des Tages so stark erholte, hatte er vor allem der erneut starken Performance von Nestlé (+1,9 Prozent) zu verdanken. Nach dem starken Vortag (+9,3 Prozent) kam es anfänglich auch beim Nahrungsmittelriesen zu Abgaben, doch vor allem am Nachmittag setzten sich die Käufer wieder durch. Analysten bewerteten den ersten Auftritt (und auch die ersten angekündigten Massnahmen) des neuen CEO Philipp Navratil fast unisono sehr positiv, auch wenn überall betont wurde, dass der Weg zur Neuausrichtung noch ein langer sein werde. Auf Wochensicht ergab das für die lange gebeutelte Aktie ein Plus von 12,2 Prozent. Seit dem Tief Anfang August bei unter 70 Franken beträgt der Anstieg damit rund 21 Prozent.

Stark abwärts ging es dagegen den ganzen Tag bei Finanzwerten. Am stärksten traf es dabei die Blue Chips Partners Group (-3,6 Prozent), UBS (-3,2 Prozent) und Julius Bär (-2,9 Prozent). Aber auch Bankwerte im breiten Markt wie EFG (-2,8 Prozent) oder Swissquote (-1,7 Prozent) wurden getroffen. Und auch die grossen Versicherer wie Swiss Re (-1,9 Prozent), Swiss Life (-1,3 Prozent) oder Zurich (-0,6 Prozent), die am Vortag bereits schwach waren, standen erneut unter Druck.

Wie vor zweieinhalb Jahren, im März 2023, sind es US-Regionalbanken, die den Anlegern derzeit Sorgen bereiten. Zwei von ihnen, Zions und Western Alliance, mussten am Donnerstag hohe Abschreibungen auf faule Kredite vornehmen und lösten damit ein Beben im Finanzsektor aus. Erinnerungen an 2023 wurden geweckt: «Damals gab es auch eine Regionalbankenkrise. Und wohin das geführt hat, haben wir bei der CS gesehen.» Und es wurde auch auf das schöne Zitat von JPMorgan-Chef Jamie Dimon verwiesen, der kürzlich meinte: «Wo eine Kakerlake ist, da gibt es wahrscheinlich noch mehr.»

Klare Abgaben verbuchten zudem Amrize (-2,2 Prozent). Den auf die USA fokussierten Baukonzern würde eine Krise der Regionalbanken stärker treffen, denn diese seien als Kreditgeber sehr wichtig für die US-Bauindustrie, sagte ein Händler. Aber auch VAT (-2,5 Prozent) oder Holcim (-1,9 Prozent) büssten stark Terrain ein.

Zu den wenigen Gewinnern neben Nestlé gehörten bei den Blue Chips Lonza (+1,0 Prozent), Swisscom (+0,9 Prozent), Givaudan (+0,9 Prozent), Kühne+Nagel (+0,7 Prozent) sowie SGS (+0,3 Prozent). Phasenweise waren alle SLI-Werte im Minus gestanden.

(AWP)