Der S&P 500 weitete seinen Rückgang seit dem Rekord vom 28. Oktober am Montag auf 3,2 Prozent aus - der stärkste Drawdown seit dem Einbruch im Frühjahr. Zudem schloss der Index erstmals seit 139 Handelstagen unter seiner 50-Tage-Linie, womit eine der längsten Phasen über dem Trend dieser Dekade endete. Laut Goldman Sachs geriet der S&P 500 zudem deutlich unter die Marke von 6'725 Punkten – ein Niveau, das trendfolgende CTA-Fonds von Käufern zu Verkäufern drehen könnte.
Unter der Oberfläche verschlechtert sich die Marktbreite deutlich. «Es entsteht zunehmender Schaden», warnt Dan Russo von Potomac Fund Management. Noch problematischer werde es, wenn die Zahl der Aktien auf neuen Tiefs weiter zunimmt.
Auch der Nasdaq Composite sendet «unschöne» Signale: Mehr Titel markieren 52-Wochen-Tiefs als -Hochs – ein Hinweis auf mangelnde interne Stärke, so John Roque von 22V Research. Er hält eine Ausweitung des Rückgangs auf bis zu 8 Prozent für wahrscheinlich und sieht Unterstützung erst um 22'000 Punkten.
Strategen rechnen mit Korrektur bis Dezember
Dan Wantrobski von Janney Montgomery Scott erwartet für den S&P 500 eine Korrektur von 5 bis 10 Prozent bis Jahresende. Die Marktbreite sei «schwach wie selten», die Lage «verletzlich». Eine moderate Korrektur jetzt wäre seiner Meinung nach besser als ein harter Rückschlag Anfang 2026.
Zusätzlichen Druck könnten in den nächsten Wochen Commodity Trading Advisors (CTAs) ausüben. UBS-Analyst Maxwell Grinacoff rechnet mit einem Risikoreduktionsbedarf von 20 Prozent, der sich verdreifachen könnte, falls globale Indizes um mehr als 5 Prozent fallen. Verstärktes CTA-Verkaufsprogramm drohe beim S&P 500 unter 6'500 Punkten.
Auffällig ist, dass die Korrektur von den grossen Technologiewerten ausgeht. Die Magnificent Seven liegen im November fast 4,5 Prozent im Minus, einzig Alphabet hält sich über Wasser. Die frühere KI-Euphorie weicht Skepsis – nicht zuletzt wegen der hohen Finanzierungskosten für den Ausbau der Infrastruktur. Amazon etwa gab erst am Montag eine neue Anleihe im Wert von 15 Milliarden Dollar aus. Meta gilt für Roque als «Seismograf» der laufenden Korrektur: Die Aktie ist inzwischen 24 Prozent unter dem August-Hoch.
Fundamentaldaten rücken wieder in den Fokus
Später in der Woche könnten Fundamentaldaten wieder dominieren. US-Einzelhändler wie Walmart, Home Depot und Target legen Zahlen vor, während Nvidia als letzter Megacap berichtet. Zudem kehrt nach sieben Wochen die Veröffentlichung offizieller Konjunkturdaten zurück – mit ersten Signalen einer Abschwächung, besonders am Arbeitsmarkt.
Trotz des Rücksetzers liegt der S&P 500 über 13 Prozent im Plus, der Nasdaq rund 18 Prozent – 2025 könnte also weiterhin ein starkes Börsenjahr bleiben.
Die aktuelle Rotation weg von Big Tech hin zu defensiven Sektoren wie Gesundheit und Versorger könne laut CFRA-Stratege Sam Stovall überfällige Überbewertungen abbauen. Noch sei der Rückgang «nicht ausreichend, um als echte Korrektur zu gelten».
Auch Ned Davis Research sieht den Ausverkauf bisher als «hinreichend kontrolliert», warnt jedoch: Je länger der Markt seitwärts konsolidiert, ohne in den Aufwärtstrend zurückzukehren, desto höher das Risiko eines Top-Bildungsprozesses.
(Bloomberg)
