"Er kann nicht mehr nur mit Sprüchen kommen", sagt Autoexperte Stefan Bratzel. Die Innovationen von Tesla seien in letzter Zeit weniger geworden, meint der Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler sieht das ähnlich. Langfristig werde es Musk immer schwerer haben, mit blumigen Ankündigungen an den Finanzmärkten zu punkten. Allerdings könnten Investoren, die in jüngster Zeit eingestiegen seien, mit der Kursentwicklung durchaus zufrieden sein.«

Das monatelange Hin und Her bis zur Übernahme von Twitter sowie die erratischen Entscheidungen zur Neuausrichtung des Konzerns gingen nicht spurlos an Tesla vorüber. Anleger spekulierten, wie viele Anteile an dem Elektroautobauer Musk wohl verkaufen müsse, um die 44 Milliarden Dollar für den Kauf des Kurznachrichtendienstes zu finanzieren.

Allein im Herbst 2022 brach der Tesla-Kurs zeitweise um etwa zwei Drittel ein. Damit lösten sich knapp 600 Milliarden Dollar an Börsenwert in Luft auf. Seit Jahresbeginn geht es aber wieder aufwärts. Aktuell liegt das Plus bei 64 Prozent.

Tesla gilt vielen in der Branche immer noch als Vorbild. 2022 war der E-Autopionier aus Austin im US-Bundesstaat Texas weltweit die Nummer eins. Doch kommen die Verfolger inzwischen näher. Vor allem der chinesische Elektroautobauer BYD ist Tesla auf den Versen und fährt teilweise schon voraus. Auch andere Konkurrenten haben laut den Daten des Anbieters EV-volumes.com den Abstand verringert.

Demnach überholte BYD den Rivalen aus den USA im Asien-Pazifik-Raum im vergangenen Jahr. Dort liegt laut den Daten sogar General-Motors einen Tick vor Tesla. In Europa gibt demnach Volkswagen bei E-Autos seit 2020 den Ton an. Während Tesla hier aufholt, verlor der US-Elektroautobauer sowohl im asiatisch-pazifischen Raum als auch auf seinem Heimatmarkt an Boden, weil die Konkurrenz schärfer geworden ist.

Tesla in China unter Druck

Unter besonderem Druck steht Tesla in China. Auf dem weltgrössten Automarkt musste das US-Unternehmen unlängst die Preise für seine meist verkauften Modelle senken, um sich gegen rasch wachsende chinesische Hersteller wie BYD, die zu Geely gehörende Marke Zeekr und Nio zu behaupten. Der Druck dürfte zunehmen, wenn der chinesische Batteriehersteller CATL seinen Plan umsetzt, die Preise für die in deren Fahrzeugen verwendeten Akkus zu senken.

Für den Investorentag am Mittwoch hat Musk einen "Masterplan Teil drei" angekündigt. In den vergangenen fast sieben Jahren seit dem letzten Strategieupdate hat Tesla die etablierten Autohersteller und Elektro-Starts mit seinem Design, digitalen Funktionen der Autos, dem Batteriemanagement und der Produktionstechnik das Fürchten gelehrt. Die hohe Produktivität versetzte Tesla zuletzt in die Lage, die Preise massiv zu senken.

Andere Hersteller geraten dadurch in Zugzwang. Jüngstes Beispiel ist Ford, der die Preise für sein SUV Mustang Mach-E um bis zu 5900 Dollar senkte. Doch viele der Tesla-Rivalen verdienen kaum an E-Autos oder verlieren sogar Geld.

Tesla setzt Konkurrenz mit Preissenkungen unter Druck

"Tesla setzt die Konkurrenz mit seinen Preissenkungen enorm unter Druck", sagt Bratzel. Damit halte sich Musk Konkurrenten vom Hals. Um bei Investoren zu punkten, müssten neue Fahrzeuge und Technologien auf den Markt kommen. Es sei Zeit, dass der mehrfach verschobene Cybertruck zu den Kunden komme, meint Bratzel. Beim autonomen Fahren gehe es nur stockend voran. Das von Tesla stark beworbene System "Full Self Driving Beta" wird immer noch als Fahrerassistenzsystem der Stufe zwei eingestuft und wegen Mängeln kritisiert. Auch bei der automatisierten Produktion rückt die Konkurrenz näher.

Das Image von Musk habe in letzter Zeit gelitten. "Er ist vom hohen Thron als grosser Visionär etwas abgestiegen", sagt Bratzel. Es gebe aber noch viele Tesla-Anhänger, die von Musk überzeugt seien.

Auch Arndt Ellinghorst sieht die Lage von Musk nicht kritisch: "Tesla ist bislang der einzige westliche Hersteller, der der chinesischen Elektro-Konkurrenz die Stirn bieten kann." Musk habe nach wie vor die Unterstützung von Investoren. Es bedürfe nur wenig, um das Vertrauen und die Fantasie wieder zu beflügeln.

(Reuters)