Wie kann er nur? Elon Musk, oder vielmehr sein Unternehmen Tesla meldete am gestrigen Montag, für rund 1,5 Milliarden Dollar Bitcoin gekauft zu haben. Damit steckt der Elektroautopionier rund acht Prozent seiner Barmittel-Reserven in eine volatile Anlageklasse, der mehr denn je der Ruf nacheilt, Spielball von Zockern und Spekulanten zu sein.

Mehr noch: Der Autobauer gab an, "in naher Zukunft" Zahlungen in Bitcoin zu akzeptieren. Der Kurs der weltgrössten Kryptowährung schoss seitdem um 20 Prozent nach oben und nimmt derzeit sogar die 50'000-Dollar-Marke ins Visier.

Elon Musk scheint in diesen Wochen und Monaten über Wasser laufen zu können. Alles was der Tesla-Chef anfasst, verwandelt sich umgehend zu Gold. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass der reichste Mensch der Welt auf Twitter durch einfaches, scheinbar beiläufiges Namedropping Kurse von Aktien und Kryptowährungen in die Höhe treibt. Selbst die Satire-Kryptowährung Dogecoin liess Musk mittels mehrerer flapsiger Tweets ("Who let the Doge out") auf Rekordhochs hochschiessen.

Bei Bitcoin macht Elon Musk ernst

Doch bei der Kryptowährung Bitcoin macht Elon Musk nun ernst. Sein Unternehmen Tesla begründete den Einstieg in die Kryptowährung damit, seine Barmittel-Reserven breit diversifizieren und möglichst gewinnbringend anlegen zu wollen. Vor dem Kauf verfügte Tesla über rund 19 Milliarden Dollar an Cash-Reserven, 1,5 Milliarden davon sind nun dem Schicksal von Bitcoin ausgesetzt. Nicht Wenige unken bereits: Tesla solle doch erst mal nachhaltig Geld verdienen, bevor es solche Experimente eingeht.

Tatsächlich sorgt der Bitcoin-Einstieg bei einigen Tesla-Aktionären für Irritationen. So verkündete Gary Black, ehemaliger Bernstein-Analyst und heute bekannter US-Investor, kurz nach der Meldung, seine Anteile an Tesla verkauft zu haben. Ein Grund: "Eine zunehmend risikobehaftete Asset Allocation", wie er auf Twitter mitteilte.  

Was, wenn Bitcoin zurückfällt?

"Teslas Einstieg in Bitcoin ist ein ungewöhnlicher Umgang mit Barmittel-Reserven", gibt auch Jerry Klein, Partner bei der US-Finanzberatung Treasury Partners, gegenüber dem Finanzportal Marketwatch zu bedenken. Normalerweise hielten Unternehmen ihr liquides Geld in sicheren, weniger volatilen Vermögenswerten wie etwa kurzfristige festverzinsliche Wertpapiere, so Klein. "Die grosse Frage ist, wie Aktionäre regieren, wenn ein möglicher starker Bitcoin-Kursrückgang die Finanzzahlen von Tesla negativ beeinträchtigt."

Tesla setzt sich mit dem Schritt zweifellos einem Risiko aus, dessen Notwendigkeit in Frage gestellt werden kann. 19 Milliarden Dollar Cash-Reserven sind zwar nicht wenig, doch gerade Tesla sollte wissen, dass das Geld in schlechten Zeiten auch mal knapp werden kann. Noch im Sommer 2019 musste der Autobauer zwei Milliarden Dollar frisches Geld auftreiben, weil ihm die Liquidität ausging.

Kleiner Ritterschlag für Bitcoin

Allerdings: Dem Grossteil seiner Aktionäre dürfte das Bitcoin-investment kaum abschrecken. Tesla-Fans und Bitcoin-Anhänger wird nachgesagt, ein ähnlicher Schlag Mensch zu sein. Beide glauben an die Strahlkraft von disruptiven Technologien wie Blockchain oder eben Elektromobilität. Hohe Bewertungen, gerechtfertigt oder nicht, schrecken sie so wenig ab wie die zahlreichen Warnungen aus dem sogenannten Establishment.

Für Bitcoin ist die Geschichte ein kleiner Ritterschlag. Immerhin hat die Firma des derzeit reichsten Menschen der Welt der Kryptowährung seinen Segen gegeben. Anzunehmen ist auch, dass Elon Musk andere CEO von grossen Firmen angesichts der Kurssteigerungen zunehmend in Erklärungsnot bringt. Folgende Frage dürfte jetzt häufiger gestellt werden: Warum sind wir eigentlich nicht investiert?