Eine Dividendenrendite errechnet sich, wenn man die Höhe der Ausschüttung durch den Aktienkurs teilt und dann mit dem Faktor 100 multipliziert. Das heisst dann auch: Sinkt der Kurs der Aktie eines Unternehmens und bleibt die Dividendenprognose gleich, dann steigt die Rendite.
Der Kursrückgang am Schweizer Aktienmarkt über den Sommer hat einige Opfer gefordert. Der Kurs des Vermögensverwalters GAM beispielsweise hat sich seit Anfang Jahr etwas mehr als halbiert. Als Nebeneffekt aber hat es GAM an die Spitze Rangliste mit den höchsten Dividendentitel gespült. So hoch wie aktuell bei 8,9 Prozent Dividendenrendite befindet sich sonst keine in der Schweiz kotierte Firma.
Zwar sind Aktien mit hohen Dividendenrenditen beliebt und geniessen in den fortgesetzten Tiefzinszeiten den Ruf eines "Obligationensersatzes". Aber eine stattliche Ausschüttung schützt einem bekanntlich nicht vor schlechter Kursentwicklung.
GAM
Der Asset Manager verfehlt die eigenen Gewinnerwartungen und hat diesen Sommer mit der Suspendierung eines Fondsmanagers Negativschlagzeilen bewirkt. Geldabflüsse, die bisher schon immer wieder einmal verzeichnet wurden, werden nun weitere erwartet. Für den Kursrückgang gibt es also Gründe. Diese sprechen gleichzeitig gegen baldige Kursanstiege.
Das Problem ist auch: Vom Spitzenplatz bei den Dividendenrenditen könnte GAM schnell fallen. Will der Asset Manager die Kapitalkissen aufpolstern, muss er die Ausschüttungen von gegenwärtig 65 Rappen wohl reduzieren. Nur ein schwacher Trost ist, dass auch bei 40 Rappen Dividende die Rendite noch bei überdurchschnittlichen 5 Prozent liegen würde.
APG-SGA
Nah am Dividendenthron befindet sich das Plakatwerbeunternehmen, weil es seit mehreren Jahren stattliche Sonderdividenden ausschüttet: Die Dividendenrendite liegt bei 7 Prozent. APG-SGA ist praktisch nur in der Schweiz aktiv und dominiert den profitablen Markt der Aussenwerbung. Die Margen sind allerdings unter Druck, denn der Markt ist hart umkämpft. Dafür gilt Plakatwerbung als weniger konjunkturanfällig als andere Formen der Reklame.
Der Kurs der Aktie ist seit einem Zwischenhoch im Februar um ein Viertel gesunken. Aber der Talboden dürfte langsam durchschritten sei, und die Aktie hat Aufwärtspotential. Ausserdem wird es wohl auch 2018 eine Sonderdividende geben.
Burkhalter
Von einem Allzeithoch bei 158,40 Franken im April 2017 ist Burkhalter inzwischen weit entfernt. Die Aktie kostet noch 84 Franken, das ist so tief wie seit vier Jahren nicht mehr. Trotzdem ist Burkhalter von den hier vorgestellten Aktien jene mit der höchsten Bewertung - das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 21, was noch als moderat zu sehen ist.
Das Auslaufen eines Grossauftrags am Gotthard-Basistunnel schlug dieses Jahr auf den Gewinn. Das Elektroinstallateursunternehmen kämpft auch mit einer Konkurrenz, welche die Preise drückt. Das hat den Kurs diesen Monat noch einmal etwas nach unten gedrückt. Aber die Chancen stehen gut, dass sich die Zeiten auch für Burkhalter wieder bessern. Mit einer Dividendenrendite von knapp 6 Prozent sind Anleger gut bedient. Langfristig hat Burkhalter auch nach wie vor gute Wachstumsaussichten.
Valora
Die Valora-Aktie ist 17 Prozent weniger wert als am Jahresanfang, wofür vor allem ein jäher Kursrückgang im Juli der Grund gewesen ist. Mit den Halbjahreszahlen hatte der Handelskonzern unter anderem berichtet, dass der Verkauf von Presseerzeugnissen und Büchern schlechter laufe. Ausserdem war kurz vorher bekannt geworden, dass die SBB die Kioskflächen an Bahnhöfen, wo Valora mit dem Franchisesystem K-Kiosk stark vertreten ist, neu ausschreibt.
Auch wenn Valora auf eine Dividendenrendite von 4,7 Prozent kommt, ist bei dieser Aktie im Moment Vorsicht geboten. Die aus Deutschland importierten Ertragsstars Brezelkönig und Backwerk und die gut laufende Spettacolo-Kaffeekette alleine würden ansprechende Margen erlauben. Aber das Geschäft insgesamt, wo auch Food Services und kleine Geschäftsbereiche im Ausland dazugehören, könnte noch einen Profitabilitätsschub gebrauchen.
Orell Füssli
Auch bei Orell Füssli kamen die Halbjahreszahlen nicht gut an. Das Druckerei- und Buchhandelsunternehmen schrieb wieder einmal Verlust. Allein seit der Bekanntgabe der Zahlen im August ist der Kurs rund 15 Prozent zurückgegangen. Auf die vergangenen 12 Monate zurückblickend beträgt der Kursverlust rund ein Viertel.
Mit 4,5 Prozent Dividendenrendite ist auch Orell Füssli "bei den Leuten". Jetzt einsteigen ist wohl verfrüht. Aber abschreiben sollte man das Unternehmen, das die Nationalbank und den Unternehmer Dieter Meier als Grossaktionäre hat, noch nicht. Im Noten- und Sicherheitsdruck ist Orell Füssli technologisch fit und versucht, diese Bereiche profitabler zu machen. Ein Klotz am Bein ist – leider – der Buchhandel.