Nach Jahren der Fremdkapitalaufnahme zu extrem günstigen Zinssätzen für Aktienrückkäufe und Firmenübernahmen wendet sich das Blatt, da die US-Notenbank ihre Leitzinsen höher schraubt und Anreize abbaut. Das wird die hoch verschuldeten Unternehmen unter Druck setzen und das Wachstum belasten, erwartet Scott Minerd, Global Chief Investment Officer bei Guggenheim Partners. Pimco (Pacific Investment Management Co.) und BlackRock zählen zu den Investoren, die ihre Käufe zurückfahren oder dabei deutlich wählerischer werden.

Die Verschuldungsniveaus sind angestiegen, da die Zentralbanken mit ihren Maßnahmen die Finanzierungs-Benchmarks drückten. Der Anteil der globalen stark fremdfinanzierten Unternehmen, deren Verschuldung mindestens fünfmal höher als der Gewinn ist, erreichte laut S&P Global Ratings im Jahr 2017 37 Prozent im Vergleich zu 32 Prozent im Jahr 2007. Wenn diese Belastung mit steigenden Zinsen kollidiert, könnte es zu einer Rezession im Fenster "Ende 2019 bis Mitte 2020" kommen, schrieb Minerd per E-Mail.

"Wenn die Finanzierungszinsen steigen, wird die Last durch die höheren Kosten für Ausleihungen am Ende die Unternehmen in Amerika stressen, was bedeutet, dass sie nach anderen Möglichkeiten suchen werden, um die Kosten zu senken", erklärt Minerd. "Entlassungen werden sich am Arbeitsmarkt niederschlagen, reduzierte Investitionen werden sich direkt auf das BIP-Wachstum auswirken, und all dies wird die Wahrscheinlichkeit einer Rezession erhöhen."

"Schwache Fundamentaldaten"

Im Vorgriff auf die Pein haben Vermögensverwalter ihr Engagement bei Unternehmensanleihen zurückgefahren. Brandywine Global Investment Management, mit einem Anlagevolumern von 74 Milliarden Dollar, reduzierte sein Exposure von bin zu 50 Prozent auf weniger als 5 Prozent, wie Anujeet Sareen, Portfoliomanager bei der in Philadelphia ansässigen Tochtergesellschaft von Legg Mason angibt.

Die TCW Group hat ihr Engagement seit 2016 ebenfalls gebremst. Sie beschränkt die empfohlenen Positionen nun auf kurzfristige Schuldtitel von Finanzfirmen mit hoher Bonität und geringem Verschuldungsgrad - beispielsweise US-Banken, wie Jerry Cudzil sagt, ein Portfoliomanager bei der Fondsgesellschaft in Los Angeles mit rund 200 Milliarden Dollar Anlagevolumen.

"Sie werden vorsichtig, wenn Sie auf Illiquidität sowie schwache Fundamentaldaten und Veränderungen bei technischen Indikatoren starren", sagt Cudzil.

Für US-amerikanische Investment-Grade-Anleihen war es das schlechteste erste Quartal seit 1996, während spekulative Hochzins-Anleihen laut Indexdaten im selben Zeitraum den größten Verlust seit der Finanzkrise verzeichneten. Das ist eine Entwicklung, bei der sich einige Vermögensverwalter bestätigt fühlen.

"Die großen Verlierer in diesem Jahr, sind - wie wir es vorhergesagt haben - Unternehmensanleihen", erklärte Jeffrey Gundlach, dessen DoubleLine Capital für 119 Milliarden Dollar verantwortlich ist, in einem Webcast vom 13. März. "Ärger ist da, Leute."

Wenige Zahlungsausfälle

Pimco rät den Anlegern, beim Kauf von Unternehmensanleihen sehr selektiv vorzugehen, und "generische" Investment-Grade- und Hochzins-Papiere zu meiden, wie aus einem Bericht von März von Joachim Fels und Andrew Balls hervorgeht. Der Wohnungssektor, einschließlich einer Reihe von hypothekenbesicherten Wertpapieren, sei das stärkste Gebiet der Unternehmensanleihen, während andere Anleihen selektiv erworben werden sollten, mit einem Schwerpunkt auf kurzfristigen Schuldverschreibungen.

"Obwohl wir auf kurze Sicht keine Rezession erwarten, sind wir der Ansicht, dass Segmente der Unternehmensanleihemärkte im nächsten Abschwung anfälliger für Übertreibungen sind", sagte Pimcos Chief Investment Officer Dan Ivascyn in einem Interview mit Bloomberg am Donnerstag letzter Woche in Newport Beach. "Wir sind nicht sicher, dass die Unternehmen selbst die nächste Rezession verursachen werden, aber im Unternehmensbereich gibt es mehr Fremdkapitalaufnahme als beispielsweise im Bereich Haushalte."

Insbesondere die Anleger am US-Markt für Hochzins-Anleihen, den sogenannten Junk-Bonds, werden wählerischer und weniger tolerant gegenüber Schulden, die riskante Übernahmen stützen, wie Rick Rieder, globaler Chief Investment Officer für festverzinsliche Wertpapiere bei BlackRock sagt.

"Bei Unternehmensanleihen noch nicht short"

Einige Investoren sind allerdings auch der Ansicht, dass es verfrüht ist, Unternehmensanleihen aufzugeben. Verbesserte Cashflows, unterstützt durch Steuersenkungen in den USA und lange Zeiträume zur Refinanzierung von Schulden haben den Tag der Abrechnung weiter in die Zukunft hinausgeschoben. Laut einem aktuellen Bericht von S&P ist die Zahl der weltweiten Unternehmensausfälle im Jahr 2017 auf ein Dreijahrestief von 95 gesunken.

"Wir sind bei Unternehmensanleihen noch nicht short", sagte Ken Leech, Chief Investment Officer bei Western Asset Management Co., auf einer Investorenkonferenz am 27. März.

Aber Veränderungen können mit überraschender Geschwindigkeit geschehen - und sie können sich beschleunigen, wenn das konjunkturelle Klima schlechter wird. Einige der von Toys "R" Us emittierten Anleihen wurden im August 2017 zu etwa 96 US-Cent je 1 Dollar Nominalwert gehandelt, wie Minerd sagt, bevor sie einen Monat später auf 26 Cent absackten, als das Unternehmen Konkurs anmeldete. Tesla platzierte im vergangenen August Anleihen über 1,8 Milliarden Dollar, die damals etwa zu pari gehandelt worden. Heute liegt der Kurs bei etwa 89 US-Cent.

"Insgesamt werden wir mehr Probleme sehen, wenn wir uns dem Gezeitenwechsel nähern", sagt Minerd.

(Bloomberg)